Die naechste Frau
die sich wie eine Welle vor ihr aufbäumte, um dann ungehindert mit aller Wucht über ihr zusammen zu schlagen. Sie lehnte sich in ihrem Bürostuhl möglichst weit zurück, atmete verstärkt aus.
Es brachte kaum Besserung.
„Hallo Alex.“ Die Stimme kam aus dem Hörer, bevor sie sich offiziell meldete. Es war ein Anruf von außerhalb. Sie erkannte die Stimme von Frau Dr. Geiger, oder besser von Sabine. Sie hatten sich ja bei ihrem letzten Treffen auf das du geeinigt.
„Hallo Sabine“, antwortete Alex pflichtbewusst.
„Was hast du?“
Sabine hatte offenbar den Unmut aus ihrer Stimme herausgehört. Alex beeilte sich, ihn auf die angespannte Arbeitssituation vor Ort zu schieben. „Ich hatte gerade Stress mit einer Mitarbeiterin.“ Wegen dir , ergänzte sie in Gedanken. Was hatte Jackie gesagt? Sie würde nicht so blöd sein, sich von der Geiger ficken zu lassen?
Warum blöd? Welchen Ruf hatte diese Hausärztin?
„Gehen wir zusammen ein Glas Wein trinken, heute Abend? Hast du Lust?“
Alex war nicht abgeneigt. Besser, als den ganzen Abend zuhause zu sitzen und vor sich hin zu grübeln. „Wann?“
„Um sieben beim Italiener? Soll ich dich abholen?“
„Nicht nötig, ich komme direkt dorthin“, sagte Alex.
Kapitel 25
Zwei Stunden später hatte Alex immer noch das Bild vor Augen, wie Jackie ohne ein weiteres Wort ihr Büro verlassen hatte. Sie war froh, sich jetzt ablenken zu können und betrat entschlossen das italienische Lokal. Sabines 911er stand direkt vor dem Eingang.
Sabine selbst saß an einem gemütlichen Ecktisch. Eine kleine Kerze brannte, und zwei bauchige Weingläser und eine Karaffe mit italienischen Wein warteten zusammen mit Sabine, die Alex erwartungsvoll entgegensah.
„Hallo!“, winkte sie freudig in Alex’ Richtung.
„Hallo, grüß dich!“ Alex gab ihr die Hand. „Bist du schon lange da?“
„Gerade gekommen.“
Alex wusste, es war gelogen, sie wartete sicher schon eine ganze Weile. „Was hast du bestellt?“
„Einen Brunello.“
„Einen was?“
„Du bist eingeladen“, sagte Sabine mit einem reizenden Lächeln und schenkte ihr ungefragt ein.
Der Kellner kam mit der Speisekarte. Er war betont aufmerksam, kein Wunder bei der üppigen Bestellung. So ein Geschäft machte er ja nicht alle Tage.
„Hast du Hunger?“, fragte Sabine.
Alex überlegte kurz. Sie einigten sich auf ein Pizzabrot und zwei große Salatteller.
Es wurde ein wirklich unterhaltsamer Abend. Vielleicht lag es aber auch nur an der zweiten Flasche Brunello, die Sabine bestellte.
Sabines Hand lag irgendwann auf Alex’ eigener. Es fühlte sich nicht unangenehm an, aber irgendwie löste es in ihr auch nichts Überwältigendes aus. Der Vergleich mit Jackies Hand drängte sich ihr auf.
„Du gefällst mir sehr.“
Alex sah in die Augen dieser Frau, die fast zehn Jahre älter war als sie und ihr soeben offenbarte, dass sie eine Schwäche für sie hatte. Alex wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie.
Sabine lächelte verständnisvoll. „Du hast alle Zeit der Welt. Ich dränge dich nicht.“
Zu was, fragte sich Alex, aber sie sagte immer noch nichts. Es war aber an der Zeit, sich grundlegend Gedanken zu machen, das war ihr klar.
Sabine schenkte nochmals ihre beiden Gläser voll. Alex fragte sich, ob sie nicht schon genug hatte. Sie musste noch fahren.
Nach diesem letzten Glas verabschiedete sie sich von Sabine – sie müsse morgen früh raus. Sabine hatte dafür vollstes Verständnis.
Alex lächelte dankbar, als sie sich verabschiedete.
Ein anderes Gefühl war da nicht.
Kapitel 26
Keine zwanzig Kilometer von ihr entfernt hatte Jackie in Sachen Alkohol das Maß der Dinge bereits überschritten. Sie saß am Tresen und wäre selbst nicht mehr in der Lage gewesen, alles aufzuzählen, was sie bereits getrunken hatte.
Aus Frust.
Jeder der Umstehenden hatte es mitbekommen. Auch Ritschie war fassungslos. „Und du bist deinen Job als Wohnbereichsleitung los? Und sie versetzt dich in ein anderes Haus?“
„Ja, ab nächsten Monat arbeite ich im Nachbarort. Das war’s. Ich hab alles verbockt.“ Jackie war verzweifelt. „Ich bin so bescheuert!“
„Vielleicht ist es aber auch deine Chefin, die bescheuert ist“, warf eine andere Frau namens Ruth ein. Jackie hatte sie noch nie hier gesehen. Ruth hatte ihr Gespräch mitbekommen, als Jackie vor einer Stunde völlig aufgelöst hier aufgetaucht war.
Klaus sagte schon lange nichts mehr. Diesem Auf und Ab weiblicher Gefühle
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