Die naechste Frau
war er nicht gewachsen. Er konnte nur hilflos zusehen und verstand die Welt nicht mehr.
„Die Breitenbach ist nicht blöd“, sagte Jackie. „Ich würde es mir auch nicht gefallen lassen, wenn Mitarbeiter sich über mich das Maul zerreisen.“
Sie tranken noch eine Runde Ramazotti.
„Machst du mir noch ein Bier?“, fragte Jackie, an Ritschie gewandt.
„Dein letztes, okay?“
Jackie sagte nichts dazu. Sie musste irgendwie dieses Gefühl los werden, dieses Gefühl, alles falsch gemacht zu haben, diese bohrende Sehnsucht und den Wunsch, nochmals von vorne anfangen zu dürfen. Sie wollte einfach nur alles ertränken und alles vergessen, damit die Welt morgen einfach wieder besser aussähe. Könnte es nicht einfach so sein?
„Jackie, ich geh, ich muss morgen bald raus. Wie kommst du heim?“, erkundigte sich Klaus.
„Mit meinem Moped. Wie sonst?“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst! Lass dich bitte heimfahren, von wem auch immer.“ Klaus sah sie mit bedeutungsvollem Blick an.
Jackie lachte laut auf. „Mach, dass du verschwindest. Ich ruf dich morgen an. Ist schon okay.“
„Versprochen? Mach kein Scheiß“, warnte er sie noch, dann war er weg.
Ruth nahm unaufgefordert seinen Platz ein. Ihre Hand berührte Jackies Arm. Ihre Augen waren schon die ganze Zeit über auf diese hübsche, wenn auch schon sichtlich alkoholisierte Frau gerichtet.
„Wenn du möchtest, fahr ich dich heim“, schlug sie entgegenkommend vor. „Du kannst aber auch mit zu mir kommen, kein Problem.“ Sie lächelte Jackie an, wartete auf eine Reaktion.
Jackie äußerte sich nicht zu ihrem Angebot. Schweigend saßen nebeneinander und tranken, bis Jackie zur Barkeeperin hinübersah. „Machst du mir noch ein Bier?“
Aber Ritschie blieb konsequent. „Du hast genug für heute.“
„Ach, leckt mich doch alle!“, rief Jackie plötzlich ungehalten.
Ruth fuhr erschrocken zusammen. Sie sah zu, wie Jackie zwei Scheine auf den Tresen warf und sich genervt erhob. Dann verließ sie das Lokal.
Ruth eilte ihr hinterher. „Warte doch. Ich fahr dich.“
„Verzieh dich. Ich komm’ alleine klar.“
„Sei doch vernünftig. Ich fahr dich gerne.“
„Ich fick dich nicht, okay? Such dir eine andere.“ Es war Jackie egal, was Ruth von ihr dachte. Sie wollte jetzt ihre Ruhe haben.
Sie ließ Ruth stehen, als sie eine Gruppe junger Männer erspähte, die mit einigen Sixpacks und einer Flasche Wodka an der Hausecke standen. Sie hatten Jackies letzten Satz mitbekommen und grölten zu ihr hinüber. Jackie ging auf sie zu.
„Gibt es hier vielleicht noch was zu trinken?“
Sie verließ die Gruppe junger Männer erst, als sie bemerkte, dass es in ihrem Kopf zu kreisen begann. Es war auch nicht nur beim Alkohol geblieben. Jetzt war wenigstens dieses bohrende Gefühl verschwunden, alles fühlte sich leicht an. Dafür war ihr schlecht.
Sie musste nach Hause, solange sie es noch konnte.
Aber wollte sie das wirklich? Hatte sie vorhin nicht gedacht, sie müsse noch etwas erledigen? Da fiel es ihr wieder ein. Sie wollte nochmal zu der Stelle fahren, wo sie Alex Breitenbach das erste Mal begegnet war. Sie musste es einfach tun.
Diese Frau hatte ihr helfen wollen. Sie hatte es nur nicht bemerkt. Eine umwerfende Frau, und sie hatte sie einfach so wieder gehen lassen. Sie würde die Stelle wieder finden. Es war eine Parkbucht in der Nähe, daran konnte sie sich noch erinnern. Jackie würde einfach noch einmal hinfahren, als könnte sie die Zeit zurück drehen und nochmals von vorne beginnen. Sie schaffte es noch, den Helm aufzusetzen, sich auf das Motorrad zu setzten und zu starten, dann fuhr sie los.
Glücklicherweise kam kein Auto, als sie von der Einfahrt auf die Straße fuhr. Sie war zu betrunken, um Rücksicht auf den fahrenden Verkehr zu nehmen.
Kapitel 27
Alex nahm den Fuß vom Gas. Da lag doch etwas auf der Gegenfahrbahn!
Bei diesem aufkommenden Nebel war die Sichtweite beim Fahren stark eingeschränkt. Sie erkannte undeutlich die Umrisse irgendeines Gegenstands auf dem Asphalt und kniff die Augen zusammen. Zuerst dachte sie an ein totes Reh, aber dann erkannte sie einen Lenker und Räder.
Ein Motorrad.
Es lag quer am Boden, zur Hälfte im Grünstreifen versunken.
Alex fuhr langsam heran und hielt nach einem Fahrer Ausschau. Sie entdeckte ihn einige Meter weiter, zusammengekrümmt am Straßenrand.
„Mist.“ Sie bremste, lenkte ihren Porsche an den rechten Straßenrand, schaltete das Warnblinklicht an und stieg aus, um
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