Die naechste Frau
was mit dieser Frau? Das glaubt mir kein Schwein.“
Alex sagte nichts.
„Und ich selbst auch nicht“, beendete Jackie ihren Satz.
Das war der springende Punkt.
Warum hast du so wenig Selbstvertrauen, Jackie?
„Wir schlafen seit Wochen miteinander. Ich sage dir jedes Mal, dass du die Frau meiner Träume bist und du glaubst es nicht?“, fragte Alex.
Jackie wich ihrem Blick aus. Sie atmete hörbar aus. „Es tut mir leid.“
„Es muss dir nicht leid tun. Du hast sicher einen Grund, daran zu zweifeln.“
Dann schwieg Alex wieder, ließ Jackie Zeit, in sich zu gehen, um das zu sagen, was sie sagen wollte oder musste.
Alex beobachtete sie, bemerkte das Zittern ihrer Hände, als sie ihr Glas aufnehmen wollte. Sie stellte es wieder ab. Es war leicht zu erkennen, dass sie sich nun sehr überwinden musste, weiter zu reden.
„Ich hab es bisher noch nie geschafft über eine längere Zeit mit der gleichen Frau …“ Jackie machte eine kurze Pause, ihr Gesicht wurde blass, sie atmete hörbar ein, bevor sie fort fuhr: „Ich glaube auch nicht, dass es gehen würde mit mir … Ich meine außer bei dir … Es macht dir nichts aus. Weißt du, ich kann nicht … Es würde mich immer wieder daran erinnern.“ Ihre Hand fuhr fahrig durch ihre kurzen Haare.
Alex ahnte, was sie ihr sagen wollte, half ihr dabei. Ihre Augen waren auf Jackie gerichtet, als sie einfach fragte: „Wer war es, dein Vater? Oder irgendein Onkel?“ Ihre Stimme klang sanft, aber sachlich.
Es schien Jackie zu helfen. „Mein Großvater.“ Jackies Blick war auf den Flokatiteppich vor dem Kaminofen gerichtet.
„Wie alt warst du?“, fragte Alex. Jackie musste noch ein Kind gewesen sein, damals. Auf jeden Fall in einem Alter, in dem Mädchen noch keine Brüste hatten. Denn Alex durfte sie vorbehaltlos liebkosen, berühren, ohne dass sie den Eindruck hatte sie würde sich nicht wohl dabei fühlen.
Jackie musste bei ihrem erlebten Missbrauch sehr jung gewesen sein, und Alex spürte, wie ihr bei diesem Gedanken übel wurde.
„Ich war wahrscheinlich so um die sechs Jahre. Ich bin mir nicht sicher“, sagte Jackie in sachlichem Tonfall, „als es angefangen hat.“
So jung? Alex’ Magen zog sich zusammen.
Was heißt, als es angefangen hat?
Jackies Stimme klang merkwürdig unbeteiligt, als sie fortfuhr: „Es ging so, bis ich elf war. Immer in den Ferien, wenn ich für einige Wochen bei ihm war.“
Alex merkte, wie ihr Kreislauf fast versagte, sie war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen, geschweige denn, irgendetwas zu sagen. Sie schluckte. Ihr Herz schlug betroffen gegen ihre Rippen. Ihr Körper wankte leicht nach vorne. Sie hätte jetzt nicht aufstehen können. Ihre Hände fühlten sich plötzlich merkwürdig taub an.
„Meine Mutter hatte keine Ahnung davon.“
„Und dein Vater?“, brachte Alex mühsam hervor.
„Meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Ich bin bei meiner Mutter geblieben. In den langen Schulferien war sie immer froh, wenn mein Opa sich um mich gekümmert hatte.“
… um mich gekümmert hatte.
Alex wurde plötzlich übel. Sie spürte, wie kalter Schweiß ihre Haut überzog, beeilte sich rechtzeitig ins Bad zu kommen, warf sich vor der Toilette auf die Knie und übergab sich.
Oh Gott. Nein.
Ihr Kreislauf musste völlig in den Keller gerutscht sein. Sie spürte kaum Jackies Hand, die sich sanft auf ihre Schulter legte. Die Spülung rauschte. Sie schloss die Augen, als Jackie ebenfalls in die Hocke ging und ihre Arme sie von hinten umschlossen, ihr Kopf sich sacht an ihre Schulter lehnte. Alex lehnte ihren Kopf nach hinten.
„Entschuldige“, hauchte ihr Jackie leise ins Ohr, „ich hätte nicht damit anfangen dürfen. Es tut mir leid.“
Alex traute ihren Ohren nicht. Diese Frau nahm auch noch die Schuld auf sich, dass Alex jetzt schlecht geworden war! Sie konnte es nicht fassen. Trotz ihrer Schwäche fühlte sie ihren gesunden Zorn wieder erwachen.
„Sag das nie wieder. Entschuldige dich nie wieder für das, was man dir angetan hat. Hörst du mich?“ Alex sah Jackie eindringlich an, aber sie war sich nicht sicher, ob Jackie sie verstand. Sie schloss diese ratlos dreinschauende Frau fest in ihre Arme. Alex konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten, konnte nicht länger gegen ihr Aufschluchzen ankämpfen oder gegen das Zucken ihres Körpers.
Jackies Hände strichen ihr zärtlich übers Haar.
Oh mein Gott, durchfuhr es Alex , diese Frau tröstet mich !
Sehr viel später lagen sie eng
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