Die naechste Frau
…“
„Das ich lesbisch bin? Ja“, half ihm Alex auf die Sprünge. Ihr charmantes Lächeln verstärkte sich.
„Ja, ja“, gab Herr Fischer von sich, „das … das ist völlig in Ordnung, da haben Sie bei uns nichts zu … Wir sind als Arbeitgeber in keiner Weise diskriminierend … Kein Problem. Nun, äh, dann … äh, bis später. Wir sehen uns.“ Eilig verließ er ihr Büro, ohne nochmals auf das gemeinsame Frühstücksangebot zurückzukommen.
Alex seufzte kurz auf. Dann startete sie ihr Dienstplanprogramm, warf einen Blick auf ihren Kalender und checkte ihre Emails. Es würde ein ruhiger Tag werden. Es stand nichts Besonderes an.
Es war bereits Mittag vorbei, als Alex wieder auf die Uhr sah. Sie war so vertieft in ihre Arbeit gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatte.
Als sie sich gerade damit abgefunden hatte, dass der Geschäftsführer sie ab heute wohl nicht mehr zum Mittagessen abholen würde, klopfte es.
„Ja, bitte.“
„Mittagessen.“
Selbst durch den Türspalt war sein Rasierwasser zu riechen. Alex lächelte. Es freute sie wirklich, dass er da war. Sie schaltete den Monitor ab und sie gingen gemeinsam hinüber zur Kantine, wie an so manchen Tagen davor, wenn es sich einrichten ließ.
Ihr fiel auf, dass er seine Krawatte abgelegt hatte. Auch trug er jetzt sein Jackett offen. Sie sprach ihn darauf an.
„Zu warm“, sagte er nur. Sie lächelten beide.
„Sie haben also eine Beziehung mit Frau Becker, der Wohnbereichsleitung der Demenzstation?“, fragte er während des Essens unvermittelt.
Alex warf ihm einen überraschten Blick zu. Das hatte sich ja schnell herumgesprochen. Sie war froh, es ihm zuvor selbst angedeutet zu haben. „Ja, habe ich.“
Herr Fischer räusperte sich. „Wissen Sie eigentlich, dass Sie in der kurzen Zeit, die Sie jetzt hier sind, bereits die volle Hochachtung Ihrer Mitarbeiter genießen?“
„Ja, das weiß ich.“ Sie aß unbekümmert weiter. Erst als sie sein verblüfftes Gesicht sah, konnte sie sich ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ich bin mir der Tatsache bewusst. Es freut mich aber, dass Sie es erwähnen.“
„Sie sind eine ausgesprochen fähige Führungskraft, wie mir scheint.“
„Danke.“
„Ich hoffe, Frau Becker weiß dies ebenso zu schätzen.“
Alex’ Augenbraue schnellte in die Höhe. „Ich denke nicht, dass Frau Becker eine Führungskraft nötig hat.“
„Nein, nein“, korrigierte er sich, „ich meinte auch nur, dass ich hoffe, sie weiß es zu schätzen, welch eine außergewöhnliche Frau sie sich da an Land gezogen hat.“ Er errötete tatsächlich und wandte seinen Blick unsicher ab. Alex war gerührt.
„Danke“, sagte sie nur und sah ihn beinahe liebevoll an. Die Köchin kam gerade mit der Nachspeise an ihren Tisch. Sie hatte Alex’ Blick registriert und sah etwas irritiert von einem zum anderen.
„Nachtisch“, sagte sie nur und stellte zwei Glasschälchen mit Kompott unsanft auf den Tisch.
Sie sahen sich an und grinsten beide, er etwas verstohlen.
„Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute für Ihr privates Glück“, sagte er steif, als sie beide das Kompott in sich hinein löffelten.
Gegen drei Uhr nachmittags spürte Alex eine dermaßen lähmende Müdigkeit über sich kommen, dass sie entschied, es für heute sein zu lassen. Sie räumte ihre Unterlagen zusammen, wollte schon auf Station anrufen, um Bescheid zu geben, dass sie nicht mehr im Hause wäre, als sie es sich anders überlegte. Nein, sie würde es persönlich sagen, hatte sie nicht sowieso vorgehabt, kurz bei Jackie vorbeizusehen? Wie lange sie wohl noch geschlafen hatte?
Die Nacht war anstrengend gewesen, für sie beide.
Kaum hatte sie den Wohnbereich betreten, als sie auch schon Stimmen hörte, die sie begrüßten. „Hallo Frau Breitenbach“, rief ihr eine Mitarbeiterin zu.
Alex war zu weit weg, um das Namensschild lesen zu können, so beließ sie es mit einem einfachen Gegengruß. Sie nahm sich vor, die Namen ihrer Mitarbeiter irgendwann einmal auswendig zu lernen.
Sie suchte Jasmin, fand sie in der Küche, wo sie den Nachmittagskuchen vorbereitete. Eine Tätigkeit, die sie sich nicht nehmen ließ, wie Alex grinsend bemerkte. „Jasmin, ich bin ab jetzt außer Haus. Falls etwas sein sollte, morgen wieder ab acht Uhr, okay?“
„Oh, hallo. Geht klar“, und ohne dass Alex gefragt hätte, fügte Jasmin frohgelaunt hinzu: „Jackie finden Sie oben, beim Richten der Medikamente.“
War es nicht immer wieder erstaunlich,
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