Die naechste Frau
Das ist nicht fair.“
Alex konnte nicht ausmachen, ob Jackie wirklich bestürzt war oder nur so tat.
„Sie hat mir eine Strafpredigt gehalten. Ich soll nicht nur an mich denken und dich auch mal schlafen lassen.“
„So, so.“ Alex grinste schadenfroh. „Na, dann hoff ich doch, dass diese Strafpredigt auch etwas nützt.“
Jackie packte den nächstbesten Gegenstand – die sauber zusammengefaltete Decke –, und warf sie nach Alex.
„Hey. Du boykottierst meine heutige Putz- und Aufräumaktion. Was glaubst du eigentlich, was ich hier getan habe, nachdem du auf Station dein Geschäft von Aslan erledigen lässt?“
„Was sagst du?“ Jackie stürzte sich auf sie. Alex wehrte sie ab, beide landeten auf dem Flokatiteppich. Es war nur ein kurzer Ringkampf. Sie wurden beide sehr schnell zärtlicher miteinander.
Es war, als hätten ihre Körper die lange Trennung voneinander kaum ausgehalten.
„Und du lässt deine Haare wirklich immer so kurz?“, fragte Alex mit gepresstem Atem etwas später.
„Ich mache-alles–was-du-willst“, antwortete Jackie abgehackt.
Im Fernsehen kamen die Tagesthemen. Danach irgendein Film. Keiner von ihnen schaute hin. Der Fernseher lief. Die Stimmen aus dem Lautsprecher übertönten das Stöhnen, das von Zeit zu Zeit vom Teppich kam.
Kapitel 37
Am Wochenende fragte Jackie unvermittelt beim Frühstück: „Wolltest du meine Bude eigentlich noch mal sehen, bevor ich sie kündige?“
„Ach du kündigst? Wo ziehst du denn hin?“ Alex faltete ihre Zeitung zusammen, blickte interessiert auf. Sie grinste.
„Zu dir, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast. Möchtest du noch sehen, wo und wie ich früher gelebt habe, in meinem Leben vor deiner Zeit?“
„Gerne. Es freut mich, dass du mich fragst.“
„Heute Nachmittag?“
„Ja. Nachdem du einkaufen warst.“
„Ich? In meine Packtaschen passt gar nichts rein.“
„Dann nimm den Porsche.“ Alex nahm ihre Lektüre wieder auf.
„Weil da ja mehr reingeht.“ Jackie blieb skeptisch.
„Du hast immer noch den Beifahrersitz und sogar einen kleinen Kofferraum. Für die wöchentlichen Einkäufe reicht das gut.“
„Du vertraust mir dein Auto an?“ Sie schien erst jetzt zu bemerken, dass Alex es ernst meinte.
„Warum nicht?“
Jackie stand auf, holte sich einen Block und einen Kugelschreiber. Sie schaute erwartungsvoll hoch. Alex verstand nicht.
„Sag schon. Was brauchen wir? Dann fahr ich nämlich gleich, bevor du es dir anders überlegst.“
Sie startete zehn Minuten später. Sie gab nicht zuviel Gas und nicht zuwenig. Die Frau hatte genau das richtige Gefühl für dieses Auto. Alex konnte sich nicht beherrschen, sie musste einen Blick aus dem Fenster werfen, als Jackie los fuhr.
Ihr Herzschlag stockte. Dieses Auto passte zu ihr. Diese Frau sah so scharf damit aus, dass es ihr Herzklopfen verursachte.
Alex fragte sich ernsthaft, ob sie ein abnormes Sexualempfinden hatte. Wahrscheinlich waren schnelle Sportwagen eine Art Fetisch für sie und kurze blonde Haare ebenso.
Sie setzte sich einen Augenblick und wartete, bis sich ihr Puls wieder beruhigt hatte.
Was empfand sie, wenn sie Jackie hinterher sah? War es nicht ein Gefühl von Stolz? Ja, das war es. Sie empfand Stolz, wenn sie daran dachte, dass diese Frau zu ihr gehörte.
Warum fiel ihr genau jetzt Aslan wieder ein? Ihre tiefe Stimme, die zu Jackie gesagt hatte, sie solle mehr Rücksicht auf ihre Frau nehmen. Hatte sie wirklich diese Bezeichnung verwendet? Ihre Frau? Doch, das hatte sie. Alex sagte es wieder und wieder in Gedanken vor sich hin. Es klang unheimlich gut, und irgendetwas begann etwas in ihr zu schwingen, ganz tief in ihr.
Meine Frau.
Sie erschrak, als sie fühlte, dass es die einzig richtige Bezeichnung für jene Frau war, die sie jeden Tag mehr liebte. Sie war jetzt neunundzwanzig Jahre alt. Warum sollte sie mit dreißig nicht verheiratet sein?
Alex wusste in diesem Augenblick, dass sie Jackie fragen würde, ob sie ihre Frau werden wolle.
Ihr Herz klopfte.
Es dauerte keine Stunde, dann hörte sie das kernige Motorengeräusch näher kommen. Jackie ließ den Boxter an der Straße stehen, fuhr ihn nicht in die Garage. Wahrscheinlich dachte, sie es lohne sich nicht, wenn sie ohnehin gleich weiterfuhren.
Das Schloss der Haustür schnappte auf. Jackie betrat strahlend den Flur. „Ein geiles Auto.“
„Weiß ich, sonst hätte ich es ja nicht gekauft.“ Alex kam ihr entgegen, nahm ihr die Taschen ab.
„Das von Sabine hat
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