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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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den Stein. Was wollte sie von ihm? Seit er nach Rom gekommen war, hatte er keine zwanzig Worte mit einer Frau gesprochen. Der Sklave, der Tribates massiert hatte, sah ihn mit einem breiten Grinsen an.
    »Ego sum Achilleus«, sagte er endlich.
    Die Verschleierte wagte sich leichtfüßig in den Raum hinein und gab ihm das Täfelchen. Er wusste, dass die Römer in diese Tafeln ihre geheimen Runen einritzten, um sich Botschaften zukommen zu lassen, aber für ihn waren es nur wirre Linien und Bögen, die ihn aus dem Wachs entgegenstarrten.
    »Moment mal. So einfach geht das nicht«, knurrte Tribates.
    »Das kann nicht für mich sein.« Widar gab der Frau die Wachstafeln zurück.
    »Sind bestimmt für mich. Gib sie her. Was will deine Herrin von mir?« Tribates richtete sich auf, spannte die Muskeln seiner Arme an, warf die Schultern zurück.
    »Es ist für den Gladiator Achilleus«, wiederholte die Verschleierte mit monotoner Stimme.
    Achilleus zupfte an ihrem Schleier. Er rutschte ihr vom Kopf, sorgfältig hochgesteckte schwarze Locken kamen zum Vorschein.
    »Ich kann nicht lesen.«
    Es war nicht die kleine Wilde von letzter Nacht, aber sie war auch nicht schlecht. Sie war jung, hübsch und sah aus, als könnte sie einen wilden Ritt gut gebrauchen. Tribates warf sich noch mehr in Positur.
    Die hübsche Botschafterin achtete jedoch nicht auf ihn. Sie beugte sich zu Achilleus hinunter und klappte die beiden Wachstafeln auseinander. Bevor sie dazu kam, deren Inhalt vorzulesen, stürzte Tribates herbei und riss die Tafeln an sich.
    »Was immer heißen soll! Botschaften sind für mich!«, brüllte er und verschluckte vor Aufregung etliche Worte. »Tribates, erster Gladiator im Ludus Magnus gemeint!«
    »Nein, das ist nicht für dich.«
    Die junge Frau versuchte die Schreibtafeln dem ersten Gladiator wieder abzunehmen, aber dieser hielt sie außerhalb ihrer Reichweite und brüllte dabei noch lauter: »Er ein Nichts, ich alles! Frauen schauen auf mich! Nachricht für mich! Nicht für den da!«
    »Was ist hier los?«
    Der lanista Selvius – einer der Ausbilder des Ludus Magnus – stürzte in den Massageraum. Hinter ihm polterten drei Wächter herein. Sie stellten sich vor der Tür auf und knallten die Enden ihrer Speere auf den Boden.
    Die beiden Masseure wichen an die Wand zurück, machten sich möglichst klein. Die junge Frau hörte auf, nach den Schreibtafeln zu haschen. Nur Tribates kümmerte sich nicht um die Worte des lanista. Er schrie weiter, dass die Botschaft nur für ihn sein könne und nicht für dieses Nichts von einem germanischen Emporkömmling.
    Schließlich traten zwei der Wachen auf Tribates zu, schüttelten drohend ihre Speere, was den Tobenden endlich zu Ruhe brachte. Er gab die Schreibtafeln Selvius, der sie mit den einzigen zwei Fingern seiner rechten Hand hielt, als wären sie schimmliges Brot.
    »Wie bist du hereingekommen, Weib?«, herrschte er die junge Frau an.
    »Durch die Tür.«
    Die Wächter lachten, die Frau sackte noch mehr in sich zusammen. Als der lanista den Wächtern einen strafenden Blick zuwarf, verstummten sie sofort und schauten auf ihre Fußspitzen, als wären die ungeheuer interessant. Ihre Speere hielten sie weiterhin in Tribates Richtung.
    »Meine Herrin schickt mich mit einer Botschaft für den Gladiator Achilleus. Du hast diese in der Hand.«
    »Sie ist für mich!«, bellte Tribates.
    »Ohoho – darum geht es. Du hast hier nichts zu suchen, Frau.«
    Sie wich furchtsam zurück, bis sie mit dem Rücken gegen den dritten Wächter stieß, der breitbeinig vor der Tür stand. Offenbar hatte sie die Torwachen bestochen, denn sonst kam niemand in den Ludus Magnus herein. Die Gladiatoren wurden so streng bewacht wie Gefangene. Tatsächlich konnten Besucher ein und ausgehen, wenn sie dafür bezahlten. Umgekehrt konnten auch Gladiatoren wie Tribates die Schule verlassen, wenn sie dafür bezahlten. Widar konnte sich ein Lächeln angesichts der Verlegenheit der jungen Frau nicht verkneifen.
    Umständlich faltete der lanista die Wachstafeln auseinander und hielt sie sich dicht vor die Augen. »Hier steht Achilleus Name.«
    Tribates verstummte mit offenem Mund.
    Selvius ging jetzt zu Achilleus, las ihm leise von einem nächtlichen Treffpunkt in einem verschwiegenen Pavillon vor, wo alles für ihn bereit sei.
    »Du hast Glück. Ein erfolgreicher Kampf in der Arena, und die Frauen liegen dir, so ein hübscher Bursche wie du bist, zu Füßen, Du darfst die Schule verlassen – aber vor

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