Die Naechte der Venus
würde keinen Marcus Rufius geben, der einen Teil ihrer Aufmerksamkeit beanspruchte, auch die Zunge einer Hure mit blonden Haaren würde nicht über ihre Brüste lecken. Sie fuhr sich mit der Hand über die sanften Rundungen. Der Stoff ihrer Tunika war seidenweich und dünn, und ein warmer Schauer rieselte durch ihren Körper. Vor Ungeduld auf die kommende Nacht massierte sie ihre Nippel, die sich sofort hart aufrichteten. Ihre andere Hand wanderte über ihren Bauch nach unten. Die Finger zogen Kreise, die einen Schweif aus Feuer auf ihrer Haut zurückließen. Schließlich streichelte sie ihre Scham.
Eigentlich war genug Zeit vergangen, seit Asinoë aufgebrochen war. Sie müsste jeden Moment kommen, und dann dauerte es nicht mehr lange, bis Achilleus durch die geheime Pforte in den Park gelassen wurde.
»Soll ich dir zu Diensten sein, Herrin?«, ertönte neben ihr die weiche Stimme Hortensius. Unbemerkt war er hereingekommen und legte ihr eine Hand auf die Hüfte.
Sie fuhr herum. Hortensius ließ sich vor ihr auf die Knie nieder, um sein Gesicht zwischen ihre Beine zu pressen. Einen Augenblick ließ sie ihn gewähren, bevor sie ihn an den Schultern packte und wegdrückte. Der heutige Abend sollte allein Achilleus gehören.
»Herrin, begehrst du deinen Hortensius nicht mehr?«
Wegen der Dunkelheit des Raumes konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, doch sie hatte eine lebhafte Vorstellung von seiner Miene.
»Die heutige Nacht gehört jemand anderem, mein Lieber. Ich warte auf ihn.«
»Das weiß ich doch. Soll ich dir nicht vorher ein wenig die Zeit versüßen? So, wie du es gern hast?«
Hortensius streckte bittend seine Hände aus. Mit den Fingerspitzen berührte er ihre Oberschenkel. Wie eine Ahnung dessen, was er damit bewerkstelligen konnte, ließ er sie über den dünnen Stoff gleiten.
Sie war versucht, sich von ihm verwöhnen zu lassen, aber eine innere Stimme sagte ihr, dass Achilleus sie lieber unvorbereitet haben möchte, um die Verführung ganz und gar auszukosten – und sie wollte ihn ebenso. Entschieden schüttelte sie den Kopf, bis ihr einfiel, dass Hortensius dies bei der Dunkelheit im Zimmer nicht sehen konnte. »Heute nicht. Suche dir jemand anderen, um deine Nacht zu versüßen.«
»Du brichst mir das Herz, Herrin.«
Hortensius hätte wirklich Schauspieler werden sollen , dachte sie, denn jetzt klang seine Stimme tränenerstickt.
»Wenn du deinen Hortensius nicht mehr willst, dann will ich nicht mehr weiterleben.«
»Schmeichler.«
Caelia strich ihm über das Gesicht, und da waren tatsächlich Tränen auf seinen Wangen. Er wäre nicht nur ein guter, sondern ein hervorragender Schauspieler geworden. Als freier Mann hätte er die Herzen aller unschuldigen Mädchen Roms gebrochen.
»Ich weiß genau, dass du deine Nächte mit Asinoë verbringst.«
»Meine Herrin kennt alle meine Geheimnisse.«
Sie beugte sich zu ihrem Sklaven hinunter und küsste ihn auf den Mund. Sofort schob er seine Zunge zwischen ihre Zähne. Sie versetzte ihm einen leichten Schlag gegen die Schulter. »Geh jetzt, mein Lieber, aber zünde vorher die Lampen an.«
Er gehorchte. Mit den geschmeidigen Bewegungen eines Tigers, der in der Arena sein Opfer umkreist, ging er im Raum umher und hielt einen glimmenden Stab an die Dochte der Öllampen. Nacheinander leuchteten Inseln aus Licht im Raum auf. Die Lampen schufen eine intime Atmosphäre. Caelia konnte es kaum noch erwarten, dass Asinoë endlich kam.
Als Asinoë in der Tür stand, lief Caelia auf sie zu und zog sie zu einer der Lichtinseln. Mit einem letzten verzweifelten Blick auf die beiden Frauen verließ Hortensius die Bibliothek.
»Was hat er geantwortet? Nun gib schon her.« Sie griff nach den zusammengeklappten Wachstafeln in der Hand ihrer Zofe.
»Er kann nicht schreiben«, wisperte Asinoë, dabei verächtlich die Lippen verziehend, »und auch nicht lesen.«
»Was hat er dann gesagt? Du hast so lange gebraucht, er müsste inzwischen schon beinahe im Pavillon sein.«
»Er kommt nicht, Herrin.«
Asinoë duckte sich, als erwartete sie, für die Weigerung des Gladiators verantwortlich gemacht zu werden.
Caelia brauchte einen Augenblick, um die Worte ihrer Zofe zu verstehen. Als es bis zu ihrem Verstand durchgedrungen war, dass es heute keine Liebesnacht mit Achilleus geben würde, fühlte sie einen beinahe körperlichen Schmerz, der genauso schnell – wie er gekommen war – zu Wut wurde. Sie war die Witwe des Senators Publius Caelius Manilius, und vor ihrer
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