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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Sonnenaufgang bist du wieder zurück. Sonst finden wir dich – und bei allen Göttern des Olymp – dann wünscht du dir, nie geboren zu sein.«
    So plötzlich, wie der lanista und die Wachen gekommen waren, so schnell gingen sie auch wieder.
    Widar blieb verblüfft auf seinem Steinblock zurück. Von einer völlig unbekannten Frau war er noch nie zu einem Abenteuer eingeladen worden. Wenn die von gestern Nacht gekommen wäre, die Arsa so ähnlich sah, dann vielleicht ...
    Tribates schlenderte dicht an ihm vorbei. »Sei vorsichtig, rate ich dir.«
    Er ballte die Fäuste, ließ die gewaltigen Muskeln an seinen Schultern spielen. Widar ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte Tribates zu oft auf dem Übungsplatz beobachtet, um zu wissen, dass er nur dann gut kämpfte, wenn sein Gegner Respekt vor seinem Namen und seinen Muskeln hatte. Geriet er an jemanden, der es nicht hatte, kam Tribates schnell in Bedrängnis – und Widar hatte keinen Respekt vor diesem Großmaul.
    Er schnürte seine Stiefel, ließ sich seine langärmelige Tunika geben, verschmähte einen Umhang, denn er war nicht so empfindlich wie die Römer, die sich trotz warmen Märzwetters einwickelten, als wäre es tiefster Winter. Es war nicht zu verstehen, wie ein derart verweichlichtes Volk beinahe alle Länder erobern konnte.
    Die junge Frau stand derweil abwartend mitten im Raum, musterte ihn interessiert, als würde sie sich fragen, wen ihre Herrin da wohl für sich ausgesucht hatte. Den Schleier hatte sie sich wieder über das Haar gezogen und starrte ihn aus großen dunklen Augen an.
    »Was willst du?«, knurrte Widar. Er fühlte sich unbehaglich in ihrer Gegenwart. Sie sah schön aus mit ihrer äußerlich zur Schau getragenen Unschuld, aber bestimmt war sie nichts anderes als eine Hure, die auf Befehl ihrer Herrin jedem zu Willen war.
    »Ich warte auf eine Antwort. Du musst sie in das Wachs des Täfelchens ritzen.«
    »Ich schreibe nichts.«
    Das fehlte noch, dass er Runen in Wachs schrieb und sich der Gefahr aussetzte, dass man ihn an diese Tafel band. »Sag deiner Herrin, ich komme nicht.«
    »Aber ... aber ...« Die junge Frau prallte bei seinen Worten zurück, als wäre sie gegen eine unsichtbare Maurer gelaufen. Schließlich straffte sie sich. »Meine Herrin wünscht dich zu sehen und will alles tun, um dir eine angenehme Nacht zu bereiten.«
    Zum ersten Mal bedauerte Widar, dass er nicht genug Latein konnte, um ihr in der gleichen geschliffenen Weise zu antworten. Rau sagte er: »Ich will niemanden sehen.«
    Nach diesen Worten marschierte er aus dem Massageraum. Die Blicke der jungen Frau brannten in seinem Rücken wie Dolche, die sich in sein Fleisch gebohrt hatten. Bei Wodan, er hatte sich diesem Gott verschworen und Eide geleistet, seinen Stamm aus den Klauen der römischen Eroberer zu befreien. Eine römische Schlampe würde ihn nicht davon abbringen!
     
    ***
     
    In der Bibliothek ihres verstorbenen Mannes stand Caelia an einem Fenster und blickte in den dunklen Park hinaus. Sie hatte die Öllampen noch nicht anzünden lassen – nur aus dem Flur drang Licht herein. Die Bibliothek bestand aus zwei mit einem Torbogen verbundenen Räumen. In einem waren die griechischen Schriften untergebracht und im anderen die lateinischen Werke. Sie stand in der lateinischen Abteilung. Neben ihr auf einem edlen Tischchen aus Citrusholz lag noch die Buchrolle mit den Gedichten Catulls an seine Geliebte Lesbia, aus denen sie zwei Zeilen für ihre Botschaft an Achilleus abgeschrieben hatte. Ihr Herz hatte dabei geflattert wie ein scheues Vögelchen – und wenn sie es recht überlegte, hatte sie zum ersten Mal einem Mann einen Brief geschrieben, um ihn zu einem Stelldichein zu bitten. Bisher war sie immer gebeten worden.
    Der Pavillon, wo sie alles für ihr Treffen mit Achilleus vorbereitet hatte, war am hinteren Ende des Parks nur noch als Schatten zu erahnen. Die Lampen waren mit Öl gefüllt, es standen Krüge mit Wein und Wasser bereit. In kleinen Flakons warteten duftende Öle darauf, in erhitzte Haut gerieben zu werden. Ein großes Ruhebett, gepolstert mit kostbaren Stoffen und Fellen, eine mit Früchten gefüllte Silberschale, Schüsseln, angerichtet mit allen Köstlichkeiten des Imperiums rundeten das Arrangement ab. Sie hatte alle Vorbereitungen persönlich überwacht, nachdem sie den Brief geschrieben und Asinoë damit in den Ludus Magnus geschickte hatte.
    Aber was das Beste sein würde: Diesmal wäre sie mit ihrem Geliebten allein. Es

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