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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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abhing. Sein rechter Arm war ausgestreckt, der Daumen zeigte noch zur Seite. Ihre Blicke trafen sich. Das Gesicht des Imperators verzog sich zu einem Lächeln, als wüsste er um ihre geheimen Gedanken um Achilleus. Das Lächeln auf seinem Gesicht vertiefte sich noch, als er den Daumen hob.
    Achilleus ließ seinen Gegner los und half ihm auf die Füße. Der Kampf war durch missio beendet. Beide Gladiatoren verließen auf ihren eigenen Beinen die Arena, bewegten sich steif, ernsthafte Verletzungen waren aber nicht zu sehen. Der Jubel der Zuschauer begleitete sie hinaus.
    »Bist du froh?«, fragte Sabina.
    »Natürlich. Wer will schon einen guten Kampf durch den Tod beendet sehen. Ein missio ist mir da allemal lieber.«
    »Hört, hört. Besonders für diesen Achilleus ist es dir lieber. Wo doch nicht viel gefehlt hätte, und er wäre von Domitians Daumen abhängig gewesen.«
    »Er war es aber nicht, Sabina.«
    »Kein Grund, so heftig zu werden.« Pollia streichelte ihren Oberschenkel. »Wenn ich Tribates erobert hätte, würde mich kein anderer mehr interessieren. Kannst du mich nicht mit ihm bekannt machen?«
    »Mich auch?«
    Alle drei Frauen lachten.
     
    ***
     
    Geschickte Hände strichen über Widars nackten Rücken, massierten das Öl in seine Haut, lockerten die verkrampften Muskeln. Er lag auf einem warmen Steinblock im Massageraum des Ludus Magnus. Das Kinn hatte er auf die Hände gestützt, während er die Massage genoss. Die Luft war feuchtwarm, und aus Wandöffnungen strömte leise zischend noch mehr warme Luft. Das musste er den Römern lassen – wie man genüsslich badete und es sich gut gehen ließ – davon verstanden sie was.
    An den Kampf gegen den retiarius erinnerte er sich nur bruchstückhaft. Wodan hatte seine Kraft gelenkt und ihm den Gegner in die Hand gegeben. Die Zeit, die er über dem jungen Mann gestanden und auf die Entscheidung des römischen Anführers gewartet hatte, war ihm endlos vorgekommen, aber es konnten nicht mehr als ein paar Augenblicke gewesen sein. Mit dem nach oben schnellenden Daumen hatte für ihn auch die Geräuschkulisse auf den Rängen wieder eingesetzt.
    »Dreh dich um, Achilleus«, verlangte der Sklave und hielt mit dem Massieren inne.
    Widar kam dem nach. Innerlich seufzte er darüber, dass die Römer ihn mit dem albernen Namen eines ihrer sagenhaften Helden anredeten, statt seinen wahren Namen zu benutzen. Das war wieder so eine Sache, bei der er die Römer nicht verstand. Sein Blick kreuzte den von Tribates, der auf einem anderen Steinblock neben ihm lag und ebenfalls massiert wurde.
    »Bilde dir nichts ein. Das war nur Anfängerglück. Ich bin immer noch der Beste im Ludus Magnus – im ganzen Imperium«, spuckte der ihm entgegen.
    Widar zuckte mit den Achseln. Er hatte überlebt und was Tribates wollte, interessierte ihn nicht. Der Jubel der Zuschauer nach dem Kampf war nichts, worauf er stolz war, denn er hatte nur das getan, wofür er seit seinem zwölften Lebensjahr ausgebildet worden war. Das Jahr Training im Ludus Magnus war nur ein Tropfen im Wasser seiner Erfahrung gewesen.
    In der Tür des Massageraumes stand eine schlanke verschleierte Frauengestalt. Ein dunkelblaues Gewand umhüllte sie vom Scheitel bis zur Sohle, aber ihre Haltung ließ darauf schließen, dass sie jung sein musste. Die Masseure unterbrachen ihre Tätigkeit, die Gladiatoren drehten sich so, dass sie die Frau sehen konnten. Widar deckte sich ein Handtuch über seine Mitte.
    »Was willst du, puella? Suchst du jemanden?« Tribates reckte sich, um seine schwellenden Muskeln in Positur zu bringen. Er machte keine Anstalten, seine Nacktheit zu verbergen. Vielleicht war es wieder das kleine Flittchen von letzter Nacht? Der hatte er ordentlich eingeheizt – wahrscheinlich konnte sie jetzt nicht mehr ohne seinen Schwanz auskommen. »Sprich endlich.«
    Die Gestalt in der Tür überhörte diese Aufforderung. Sie streckte lediglich eine kleine Hand zwischen den Falten des Gewandes hervor. Die Hand hielt eine zusammengeklappte Wachstafel.
    »Ich suche einen Gladiator.« Ihre Stimme klang, als wäre sie sich nicht sicher, am richtigen Ort zu sein.
    »Hier sind zwei von uns, Täubchen. Ich bin Tribates, ich werde dich nicht enttäuschen.«
    »Ich suche den Gladiator Achilleus.«
    Widar hörte den Namen, den die Römer ihm gegeben hatten, aber er brauchte einen Augenblick, um sich damit selbst in Verbindung zu bringen. Als er es geschafft hatte, setzte er sich gerade hin und presste die Fersen gegen

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