Die Naechte der Venus
hatte.
»Das ist die Botschaft mit seinem Siegel. Du sollst sofort aufbrechen. Draußen steht eine Sänfte, und vor der Stadt wartet ein Wagen.«
Die Botschaft sah aus, als hätte Domitian sie mit eigener Hand geschrieben. Caelia nickte. Sie war besorgt und erregt zugleich – die Angelegenheit mit Achilleus musste erst einmal verschoben werden.
»Ich werde mir etwas anderes anziehen und ein paar Sachen zusammenpacken lassen.«
»Domitian hat verlangt, dass du sofort aufbrichst.« Norbanus legte ihr eine Hand auf den Unterarm und drückte unbarmherzig zu, damit sie ihm nicht entwischen konnte.
»Ich brauche doch nur einen Augenblick.«
»Unser Herr und Gott erwartet, dass seine Befehle buchstabengetreu befolgt werden.«
Aha, es ist also mehr ein Befehl als eine Einladung , dachte sie. Ohne es zu merken, hatte Norbanus sich verraten.
Asinoë kam gelaufen, drückte ihrer Herrin ein Bündel in die Hände und legte ihr einen Umhang um. Dankbar lächelte sie ihrer Zofe zu, denn Asinoë wusste wirklich immer, was sie benötigte.
Sie straffte die Schultern, bevor sie sagte: »Ich bin soweit.«
Vor der Tür stand tatsächlich eine Sänfte mit zwei kräftigen germanischen Trägern. Daneben warteten noch vier weitere Prätorianer. Kaum saß sie in der Sänfte und hatte die Vorhänge zugezogen, wurde sie auch schon angehoben. Die Träger waren gut ausgebildet, denn die Sänfte schwankte kaum. Sie war mit ihren Gedanken allein, die sich alle um die Frage drehten, warum Domitian sie ausgerechnet jetzt rufen ließ.
***
Zwischen zwei Zedernstämmen brach ein Strauß hervor. Domitian nahm einen Pfeil von einem neben ihm stehenden Gestell, und zog den Schaft wie für eine Beschwörung durch die Lippen. Er legte ihn auf die Sehne des Bogens, zielte kurz und schoss. Der Strauß brach zusammen. Domitian drehte sich Beifall heischend zu Caelia um.
Es war der zweite Strauß, den er mit sicherer Hand geschossen hatte, seit sie hinter ihm auf einer Plattform stand, die in sein privates Tiergehege hineinragte. Obwohl sie sich in der Sänfte in ein wollenes Gewand gehüllt hatte und zwei Umhänge über den Schultern trug, fröstelte sie. Die Kälte kroch von unten durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe, und sie wäre liebend gerne in die behagliche Wärme des Landhauses gegangen, um dort zu tun, was Domitian für ihren Besuch geplant hatte.
Das Tiergehege befand sich hinter der Villa in den Hügeln. Dort hielten sich Tiere aus allen Teilen des Imperiums auf und warteten darauf, dass der Herr eben dieses Imperiums seine Jagdlust an ihnen stillte.
Sie spielte die folgsame Besucherin und klatschte in die Hände. »Dominus et Deus, mit dir kann sich keiner messen.«
Der Imperator sonnte sich in ihrem Lob, als hörte er es heute zum ersten Mal. »Das macht mir keiner nach. Sag es, Caelia.«
»Das macht dir keiner nach.«
»Braves Mädchen.« Aus dem Gestell neben sich nahm er einen neuen Pfeil, obwohl sich im Gehege keine neue Beute zeigte. Wieder zog er wie bei einem Ritual den Schaft durch die Lippen. Früher hatte er das nicht gemacht, da hatte er den Pfeil genommen und sofort geschossen. Statt ihn auf die Sehne zu legen, nahm er das gefiederte Ende und fuhr mit der Spitze über ihren Oberkörper. Wie mit einem verlängerten Finger zeichnete er die Konturen ihrer Brüste nach. Er war dabei so geschickt, dass ihr Gewand keinen Schaden nahm, sie aber dennoch genug von der scharfen Spitze spürte, um ihre Haut angenehm prickeln zu lassen. Domitian war wirklich in jeder Beziehung ein Meister mit Pfeil und Bogen.
»Ich hätte dich schon viel früher zu mir holen sollen, mein Honigtöpfchen.«
»Das hättest du.« Sie schob ihre Brüste nach vorne.
»Du musst völlig ausgehungert sein, Kleine«, lachte er und ließ weiter die Pfeilspitze über ihren Körper wandern. »Du saßest mir genau gegenüber in der Arena. Was sind schon Gladiatorenspiele, wenn man die schönste Frau im Imperium betrachten kann. Warum habe ich dich nur verheiratet?«
»Damit du mich von Weitem betrachten kannst.«
Ihr war, als stünde sie in Flammen. So war es unter Domitians begehrlichen Blicken immer gewesen. Sie trat dicht vor ihn. Er sollte sie nicht nur mit der Pfeilspitze berühren, sie wollte ihn überall auf und in sich spüren.
Im Tiergehege erschien wieder ein Strauß. Kaum wurde Domitian seiner gewahr, ließ er von ihr ab und wandte sich wieder der Jagd zu. Die kräftigen Muskeln seiner Oberarme traten hervor, als er den Bogen spannte. Er trug
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