Die Naechte der Venus
einen anderen?« Er schaute sie lauernd an.
»Was für ein Mann soll sich denn in mein Herz geschlichen haben?« In ihren Ohren klang ihre Stimme unnatürlich laut und hoch.
Der Imperator schien nichts zu bemerken.
»Ein Gladiator.«
Diese Worte versetzten ihr den nächsten Schreck. Woher wusste er davon? Das Wasser drückte wie ein Stein auf ihren Körper. Sie konnte es nicht länger ertragen. Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
»Der erste Gladiator des Ludus Magnus ist ein ganzer Kerl, aber nimm dich in Acht.«
Sie stieß den angehaltenen Atem aus. »Das war doch nur ein Gastmahl, und seitdem habe ich ihn nicht wiedergesehen.«
»Vor ein paar Tagen beim Morgentraining hast du ihn nicht gesehen? Ich hörte etwas anderes. Unter den Gladiatoren soll es deinetwegen sogar einen Streit gegeben haben.«
»Das meinst du.« Sie lachte auf. Domtian wusste viel, aber doch nicht alles. »Ich war in Begleitung von Septimus Aelius Töchtern, Julia und Drusilla. Für die Ältere haben sie ein Auge auf Marcus Rufius geworfen und mich um Vermittlung gebeten. Da er regelmäßig das Morgentraining beobachtet, wollte ich ihm Drusilla zeigen.«
»Seit wann betätigst du dich als Heiratsvermittlerin? Ich entdecke immer neue Seiten an dir.«
Auch Domitian richtete sich im Wasser auf. »Demnächst präsentierst du mir wieder einen Ehemann für dich.«
»Ich bin mit Septimus Aelius Frau befreundet. Ich will nicht heiraten.« Sie küsste eine steile Falte auf seiner Stirn fort.
***
Nach den Stunden im Bad langweilte sie sich zwei weitere Tage, bevor er ihr wieder einen Besuch abstattete. Er führte sie zu zwei wartenden Sänften vor dem Palast und ließ sich mit ihr durch die Stadt tragen. Das Ziel war Septimus Aelius Haus.
Als Caelia erkannte, wen sie besuchten, war sie genauso erstaunt wie alle Mitglieder im Haushalt des prokurators. Nachdem eine Abteilung Prätorianer das Haus umstellt hatte, sie neben dem Imperator im Atrium stand, brach das Chaos aus. Petronia schlug die Hände vor der Brust zusammen und keuchte, als wollte sie gleich in Ohnmacht fallen. Hinter ihr drängten sich ihre Töchter und noch zwei andere Jugendliche – offenbar war Besuch im Haus. Der Türhüter vergaß seine Aufgabe, so blieb die Eingangstür offen. Eine Sklavin stieß beim Anblick des Imperators einen entsetzten Schrei aus und floh. Der Verwalter stand im Durchgang zu den hinteren Räumen und versuchte den Blick seiner Herrin aufzufangen.
Domitian schien von all dem unberührt. Er lächelte leicht, legte Caelia eine Hand auf den Unterarm, amüsierte sich über die Reaktion, die seine Ankunft hervorgerufen hatte.
Aus dem an das Atrium angrenzenden Aufenthaltsraum trat eine weitere Frau in Petronias Alter, aber sie war noch schlank wie ein junges Mädchen und angemessen in weiße Wolle gekleidet. Ohne Erstaunen erkennen zu lassen, trat sie vor Domitian und neigte den Kopf.
»Salve Dominus et Deus. Ich bin dankbar für die Ehre, die dein Besuch diesem Haus erweist. Ich selbst bin Livia, mein Mann ist Quintus Licinus, er ist Schreiber im Senat. Möchtest du nicht hereinkommen und eine Erfrischung zu dir nehmen?« Elegant trat sie zwei Schritte zurück, um den Weg in den Aufenthaltsraum freizugeben.
Bei der Erwähnung des Senats wurde Domitians Griff auf Caelias Arm ein wenig fester, sie dachte schon, er hätte genug und würde ohne ein weiteres Wort wieder gehen, aber zu ihrer großen Überraschung schritt er an Livia vorbei. Petronia drängte sich vor, rückte die clinen zurecht, klopfte Kissen gerade und raffte einen Arm voll Tücher zusammen, die auf dem Tisch gelegen hatten. Dabei fiel eine Schale Nüsse zu Boden. Julia stürzte herbei und mühte sich, die Nüsse wieder einzusammeln. Hinter Domitians Rücken bemerkte Caelia, wie Livia die Augen verdrehte. Petronia stand mit den Tüchern in den Händen da und wusste offenbar nicht, wohin damit. Schließlich stopfte sie alles unter ein Kissen.
Willst du hier Platz nehmen, Dominus et Deus?« Livia wies auf eine cline am Kopfende des Raumes.
Domitian ließ sich darauf nieder, Caelia setzte sich auf einen Hocker neben ihn. Drusilla brachte Wein, Wasser, Schalen mit Nüssen und kandierten Früchten. Sie bemühte sich sehr, den Imperator nicht anzustarren, aber sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, geschweige denn sich konzentrieren. Beinahe wäre ihr das Tablett aus der Hand gerutscht, wenn Caelia nicht schnell eingegriffen hätte.
»Caelia hat mir so viel von ihrer lieben
Weitere Kostenlose Bücher