Die Naechte der Venus
schlüpfte dabei in verschiedene Rollen, und ihr Spiel ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Es dauerte nicht lange, bis die Diskussion über die beste Gladiatorenschule verstummte, und alle gebannt dem Spiel zusahen. Domitian griff nach Caelias Hand. Seine Fingerspitzen strichen über die Innenseite ihrer Handfläche und versprachen kommende Freuden.
Als die Pantomimen ein Gastmahl imitierten, trat aus einem anderen Alkoven ein Orchester heraus und begann mit der Musik. Wieder aus einem anderen Alkoven schwebten die gadischen Tänzerinnen ins triclinium und unterhielten sowohl die Gäste des pantomimischen Gastmahls, als auch die des echten. Sie hatten sich umgezogen, trugen jetzt kurze Kleidchen im griechischen Stil, die wie ein Hauch von Nichts um ihre Körper flatterten.
Die Pantomimen haschten nach den Tänzerinnen, während die Mädchen in gespieltem Entsetzen flohen und sich hinter den Gästen versteckten.
»Das ist köstlich«, amüsierte sich Domitian.
Caelia schaute atemlos dem Spiel zu. Der den jugendlichen Liebhaber spielende Schauspieler versteckte sich auf seiner wilden Flucht hinter ihrer cline.
»Verrate mich nicht, schöne Frau«, wisperte er ihr zu und legte ihr eine Hand auf die Hüfte. Die Halbmaske vor seinem Gesicht verlieh ihm ein groteskes Aussehen. Caelia lachte.
»Natürlich nicht.«
Sie beugte sich zu ihm herunter, klopfte ihm auf die Schulter, und schneller als sie dachte, hob sich sein Mund ihrem entgegen. Seine Zunge fuhr durch ihre halb geöffneten Lippen. Er schmeckte süß nach Honigwein. Durch die Sehschlitze in seiner Halbmaske konnte sie erkennen, dass er verzückt die Augen verdrehte.
Der Kuss endete jäh, als er aufsprang. »Ich muss weiter, schöne Frau. Denk an Ganymed.«
Weg war er. Mit vor Zorn funkelnden Augen watschelte der betrogene Ehemann an ihr vorbei.
Sie schaute sich im Saal um. Die meisten Tänzerinnen waren auf eine der clinen gezogen worden, tranken Wein aus den angebotenen Pokalen und ließen sich mit Trauben füttern oder erwiesen diesem Dienst anderen.
Der die junge Ehefrau darstellende Pantomime hatte es sich auf Domitians cline bequem gemacht. Ganz in seiner Rolle gefangen, erbat er sich mit schüchternem Augenaufschlag einen süßen Kuchen vom Imperator. Mit eigener Hand nahm Domitian das Naschwerk, brach es in mehrere Teile und schob einen davon dem Pantomimen in den Mund, einen zweiten reichte er Caelia, und den letzten Teil aß er selbst.
»Cynthia dankt, Dominus et Deus«, piepste der Schauspieler.
»Cynthia.« Domitian griff ihr zwischen die Beine. »Wohl eher ein Cynthius.«
»Oh, du hast mein Geheimnis entdeckt.«
Der Schauspieler rutschte auf der Liege dichter an den Imperator heran.
Inzwischen hatte sich Ganymed wieder an Caelia angeschlichen. Er lachte breit, als sie ihn entdeckte und robbte vom Fußende näher.
»Ich habe es dir doch versprochen, vergiss deinen Ganymed nicht.«
»Habe ich nicht.«
Sie strich mit dem Finger über seine Maske, schob sie unter die Schnüre, mit denen sie am Kopf festgebunden war.
Er hielt ihre Hände fest, küsste jede einzelne Fingerkuppe, leckte dann zärtlich über ihre Handinnenfläche und den Arm hinauf bis zu ihrer Schulter.
Statt sie nun auf den Mund zu küssen, schob er ihr eine Erdbeere zwischen die Lippen und biss die Hälfte davon ab. Noch mit dem Geschmack der Frucht im Mund trank sie einen Schluck Wein – beides verband sich zu einer köstlichen Süße. Ganymed tat es ihr nach. Er küsste den Pokal genau an der Stelle, die Caelias Lippen berührt hatten, bevor sich sein Gesicht dem ihren näherte. Ihre Lippen trafen sich. Von ihrem Mund zog er eine feuchte Spur zu ihrer Halsgrube, nahm dort die zarte Haut zwischen die Zähne und rollte sie sanft hin und her.
***
Hinter dem kaiserlichen Tisch gab es einen Raum, in den man sich zu privaten Zusammenkünften zurückziehen konnte. Solche Räume gab es an allen Seiten des tricliniums, aber der des Imperators hatte die Ausmaße eines geräumigen Zimmers. Der Boden bestand aus schwarzem, spiegelndem Marmor, die Wände waren hüfthoch mit dem gleichen Material verkleidet, darüber war die Wand weiß. Reliefartige, vergoldete Säulen unterteilten die Wände, die Möblierung war luxuriös. Übergroße clinen standen an den Wänden, auf denen bequem auch zwei Paare Platz fanden, Seidendecken und Leopardenfelle dienten als weiche Unterlagen. Runde Tischchen aus Citrusholz, auf denen Wein, Wasser und Naschwerk in goldenen
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