Die Naechte der Venus
näher zu Caelia und flüsterte ihr ins Ohr: »Wer ist an einer Verschwörung gegen mich beteiligt? Was hast du beobachtet?«
»Ich weiß nicht.« Sie überlegte, ob sie Veientos Namen nennen sollte. Der Berater war ihr unsympathisch. Sie traute ihm eine Verschwörung gegen den Imperator zu. Durch Domitians Gunst war er groß geworden, und soweit sie wusste, hatte er aber den Imperator nicht schlecht beraten.
»Denke nicht mehr an so etwas. Sie lieben dich.«
Sie strich ihm mit der Hand über das sorgfältig frisierte Haar, das mit einem Lorbeerkranz geschmückt war.
So leicht ließ sich Domitian diesmal nicht ablenken.
»Sag es!«, forderte er. »Oder soll ich denken, dass auch du mich loswerden willst?«
Die letzten Worte meinte er nicht ernst. Sie waren von einem verschmitzten Lächeln und einer streichelnden Hand auf ihrer Hüfte begleitet.
»Glabrio vielleicht.«
Sie küsste ihn dabei aufs Ohr.
Glabrios Familie war reich, und ihren Reichtum sollte sie in den Provinzen nicht immer auf redliche Weise verdient haben – munkelte man in Rom. Das war unter Domitians Vater Vespasian gewesen. Domitian war später streng gegen Bestechungen und Schiebereien in den Provinzen vorgegangen. Glabrio hatte allen Grund, ihn zu fürchten. Ihm war eine Verschwörung zuzutrauen.
»Was für ein schönes Paar«, rief in eben diesem Moment Glabrio aus und klatschte in die Hände.
Domitian richtete sich auf.
»Das Trinkgelage möge beginnen – oder ist noch jemand hungrig?«
Alle lachten als Antwort.
»Hungrig nach Unterhaltung.«
Martial schwenkte seinen Trinkpokal in hohem Bogen. Wein schwappte heraus, besprühte den neben ihm liegenden Nerva.
***
Erneut strömten Sklaven in den Saal. Sie räumten die Tische ab, wischten den Boden auf und versprühten duftende Essenzen in der Luft. Wohlgeruch nach Rosen und Lavendel breitete sich aus und vertrieb den der Speisen. Wieder andere Sklaven rieben Hände und Haare der Gäste mit duftendem Öl ein und setzten jedem einen Kranz aus vergoldeten Blüten auf den Kopf.
»Den Trinkkönig wählen, den Trinkkönig wählen!«, rief Martial, als die Sklaven das triclinium verlassen hatten. Er schnippte mit dem Daumennagel gegen seinen Trinkpokal.
»Da kommt nur einer in Frage, der uns gut durch diesen Abend bringen kann.«
Nervas Augen, die sich vor kurzer Zeit noch so begierig an die Tänzerinnen geheftet hatten, richteten sich nun unter herabhängenden Lidern auf den Imperator.
»Genau, unser Dominus et Deus muss es sein«, fielen die anderen ein.
Damit war die Wahl in Domitians Sinne entscheiden. Ihm oblag es, den weiteren Verlauf des Abends zu gestalten und vor allem das Mischungsverhältnis zwischen Wein und Wasser festzulegen. Das konnte darüber entscheiden, ob der Abend launig oder philosophisch verlaufen würde.
»Ein Verhältnis von drei Teilen Wein und zwei Teilen Wasser«, bestimmte er sofort.
Das war eine Entscheidung für ein launiges Fest bei so viel Wein und so wenig Wasser.
Amphoren und Messgefäße wurden gebracht. Domitian persönlich mischte die erste Runde Wein. Caelia nippte an ihrem gefüllten Pokal. Es war exzellenter Falerner.
Die Unterhaltung wendete sich dem Klatsch der Hauptstadt zu, und es dauerte nicht lange, da war das Gespräch bei den Gladiatoren angekommen. Veiento und Nerva hielten sich zurück, aber zwischen den anderen, einschließlich des Kaisers, war bald ein hitziger Streit darüber entbrannt, ob der Ludus Magnus oder die Gladiatorenschule aus Capua besser war. Martial plädierte leidenschaftlich für die Schule in Capua, Domitian leidenschaftlich für den Ludus Magnus, die anderen schienen sich nicht recht entscheiden zu können. Der Dichter hatte mehr Wein genossen, als gut für ihn war.
Durch die hitzige Diskussion betraten die Pantomimen beinahe unbemerkt wieder den Raum. Sie hatten Verstärkung erhalten, waren jetzt zu viert. Ohne Begrüßung und ohne auf die Aufmerksamkeit des Publikums zu achten, begannen sie ihr Spiel. Sie trugen Halbmasken, die den oberen Teil des Gesichts bedeckten. Zwei waren als Männer und zwei als Frauen verkleidet, aber Caelia war sich sicher, dass nur eine einzige echte Frau dabei war.
Die vier führten eine derbe Posse über ein Ehepaar auf, das unter der Fuchtel seiner Sklaven stand. Das ging so weit, dass die Sklaven das Geschehen im Schlafzimmer beherrschten und alles in einem nächtlichen Verwirrspiel gipfelte, bis endlich das Ehepaar einander gefunden hatte. Jeder der Pantomimen
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