Die Naechte der Venus
Frage und eine ehrliche Antwort.«
Ernst schaute er auf sie herab. Ihr Herz zog sich zusammen.
»Was bin ich für dich? Du hast mich gekauft!«
Caelia schloss für einen Moment die Augen. Da war die Frage, die sie erwartet und vor der sie sich gefürchtet hatte.
»Ich muss das wissen.«
Seine Stimme wurde lauter und was der Auftakt zu einem aufregenden Liebesspiel hätte werden sollen, sah nach einer ernsten Meinungsverschiedenheit aus.
»Bin ich dein amator – dein Liebhaber, der zu Willen sein muss, bis du einen anderen willst. Dann wirfst du mich weg wie Hor... Hort...«
»Nein, so ist das nicht.«
Caelia wollte sich aufrichten, aber seine Hände auf ihren Oberarmen hielten sie am Boden.
»Bei der liebreizenden Venus und ihrer Gefährtinnen der gütigen Minerva und der tugendhaften Juno – ich will mit dir zusammen sein, nicht mehr Angst um dich haben müssen. Ich gehe mit dir überall hin.«
Sie machte eine heftige Bewegung mit den Beinen, und er ließ sie los. Schnell richtete sie sich auf. Beinahe wären sie mit den Köpfen zusammengestoßen.
»Willst du nur das von mir?« Er tippte auf seinen Schwanz. »Wie von ihm, von Hort...«
Was hatte er nur immer mit Hortensius? Die beiden konnten sich kaum gesehen haben.
»Hortensius ist ein Lustknabe, das stimmt. Aber er war der meines Mannes, nicht meiner. Nach Manilius Tod habe ich es nicht über mich gebracht, ihn zu verkaufen.«
»Bei mir kannst du auch nicht anders. Ich bin alles durch dich. Lebe in deinem Haus, meine Kleidung hast du bezahlt, esse dein Essen, schlafe in deinem Bett.«
Seine Stimme war immer lauter geworden, am Ende schrie er.
»Widar.«
»Es ist wahr. Ich habe nichts.«
Seine Anschuldigungen machten Caelia wütend.
»Was willst du? Soll ich alles verschenken und mit dir wie ein Bettler leben? Vielleicht kannst du eine Arbeit finden als Tagelöhner von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, und dein Verdienst wird zum Leben doch nicht reichen. Ich könnte als Hure arbeiten und endlich das sein, was du sowieso von mir denkst.«
Tränen der Wut und Verzweiflung schossen ihr in die Augen. Sie drehte sich weg. Er sollte sie nicht weinen sehen.
Als sich seine Hand auf ihren Oberarm legte, riss sie sich los und sprang auf.
»Lass mich in Ruhe, bei Minerva!«
Blind vor Tränen lief sie über das Plateau und stolperte die Stufen hinunter. Widar – und sein verdammter germanischer Stolz!
Kapitel 11
Zwei Tage später saß Widar wieder an derselben Stelle hoch über dem Meer, den Rücken an einen Pinienstamm gelehnt. Vor ihm im Gras lagen ein Holzklotz und ein Messer. Die Hände hatte er auf den Knien abgestützt. Konzentriert starrte er auf das Holz, versuchte zu erkennen, welches göttliche Antlitz sich darin verbarg. Sein jüngerer Bruder Einder hätte es sofort gesehen. Er hatte geschickte Hände für alles Handwerkliche – und besonders geschickt war er darin, dem Holz eine Figur zu entlocken. Widar erinnerte sich an eine kaum handtellergroße Figur des Donnergottes Thor, dessen Gesichtszüge so lebendig gewesen waren, als würde der Gott jeden Moment zu sprechen anfangen. Die Römer hatten Eindar getötet, die Statue war bestimmt verbrannt.
Gedankenverloren wischte er sich über die Stirn. Er drehte das Holz herum, strich mit den Fingern über Risse und kleine Unebenheiten, so wie er auch Caelias Körper streicheln würde.
Auf einmal sah er es. Friggas Gesicht. Die Göttin der Liebe und der Ehe. Entschlossen nahm er Holz und Messer und begann zu schnitzen. Späne flogen, bald hatten sie einen Halbkreis um ihn gebildet. Seine Hände schmerzten von der ungewohnten Tätigkeit.
Die Göttin Frigga passte so gut zu seiner Liebsten. Das Holz hatte die groben Umrisse einer Frau angenommen. Das Gesicht war noch ohne Kontur, aber angedeutete Haare hingen bis zur Hüfte. Caelia hatte ihm so viel geschenkt, er wollte sich revanchieren. Es sollte auch als Entschuldigung für sein Verhalten vor zwei Tagen an genau diesem Ort dienen.
Widar schluckte. Er hatte sie zum Weinen gebracht. Vorsichtig formte er mit der Messerspitze feste Brüste.
Seit er Caelia kannte, dachte er kaum noch an Arsa, die Frau, die er beinahe geheiratet hätte, aber Caelia ... war wie süßer Met an der Tafel der Götter. Gerade deshalb tat es ihm weh, daran zu denken, dass sie andere Männer gehabt hatte – und immer noch hatte.
Die Messerspitze rutschte ab, fuhr in seinen Handballen. Blut trat aus dem Schnitt, tropfte auf das Holz. Er lutschte es von seiner
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