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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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« , murmelte ich. » Werwölfe, Geister. Happy Halloween, kann ich nur sagen. «
    » Tolle Überraschung « , wiederholte er.
    » Entschuldige, Jessie. Das war mir nicht bewusst « , klagte Mrs Feldman. » Manchmal bleiben Geister irgendwo hängen. In einer Zeit, an einem Ort … Manche können sich selbst befreien, aber andere? « Sie zuckte mit den Schultern. » Als deine Mutter noch lebte … Hast du da mit ihr über einen Jungen geredet? Oder war da einer mit dabei, als sie starb? Beide könnten es sein. «
    Ich plumpste wieder auf den Stuhl. » Oh. Beides « , hauchte ich zu Mrs Feldman. » Es ist ein und derselbe. «
    Pietr sah mich bestürzt an.
    » Du bist es nicht « , beruhigte ich ihn. » Es ist Derek. «

32
    Annabelle Lee blätterte beim Abendessen, das ich gekocht hatte, in ihrem Buch und tat, als hätte sie nicht gehört, was Dad gesagt hatte. Ich durchschaute sie natürlich.
    » Dad, es ist wirklich nicht gefährlich. Rio muss unbedingt mal etwas anderes ausprobieren können. Und das geht im alten Park am besten. «
    » Du denkst da an den Wettbewerbskalender? «
    Ich nickte. » Du weißt doch, was man sagt: › Schnell wieder aufs Pferd.‹ Das Golden Jumper habe ich vermasselt. Aber beim nächsten Mal will ich’s besser machen. «
    » Hmm. « Er spießte ein Stückchen Brokkoli auf die Gabel. » Aber schau zu, dass du vor Einbruch der Dunkelheit dort wieder draußen bist « , meinte er besorgt. » Man weiß nie, was sich dort nachts so rumtreibt. «
    Mich schauderte beim Gedanken an die Schießerei. » Oh ja. « Ich schob meinen Stuhl an den Tisch, ging zur Tür, schnappte mir meine Jacke und eine Taschenlampe, falls ich im Dunkeln zurückreiten musste.
    Ich brauchte Zeit zum Nachdenken – um die Dinge in meinem Kopf gerade zu rücken. Mein Leben war das reinste Durcheinander. Ich musste mich dem Ort stellen, an dem ich verloren hatte, was von meiner Unschuld noch übrig geblieben war. Den Ort, wo ich einen Menschen umgebracht und Pietr beim Töten zugesehen hatte.
    Rio wurde schnell warm und wir trabten beim früheren Haupteinang in den alten Park. Das Holzschild war natürlich längst unleserlich, die Ringelblumen fast alle ausgebuddelt und gestohlen und die wenigen übrig gebliebenen Rosenbüsche wurden regelmäßig von Besuchern zurückgeschnitten, die zu Hause noch eine Vase zu füllen hatten.
    Hier hatte ich als Kind gespielt. Von den Tierschaukeln waren nur noch die verrosteten Gerippe kopfloser Pferde übrig. Die Ketten, die quietschend an ihren Bäuchen gerieben hatten, waren längst verschwunden und die Augenblicke, in denen ich mit den Füßen fast die Wolken angestupst hätte, nur noch eine Erinnerung.
    Ich brachte Rio wieder in Trab, vorbei am müde wabbelnden Springbrunnen und den Parkbänken, von denen aus die Eltern ihre spielenden Kinder im Auge behielten und sich über ihre Nachbarn die Mäuler zerrissen (bis die Nachbarn dazukamen und über andere gelästert wurde).
    Wir ritten einen schmalen Pfad entlang und hielten an der Stelle, wo er in eine Wiese mündete. Ich stützte mich etwas hoch und auch Rio spannte als Reaktion darauf die Muskeln an. » Ist schon gut, Mädchen « , meinte ich ruhig.
    Im streifenden Licht des Spätnachmittags bot sich meinen Augen ein idyllisches Bild, das nichts mit der Nacht vor Pietrs Geburtstag zu tun hatte. Ich glitt aus dem Sattel, verharrte an Rios Schulter, schlang die Zügel um die Hand und strich ihr mit der Hand über die samtige Schnauze.
    » Auf, meine Schöne, gehen wir. «
    Sie trottete neben mir her, während ich ins Herbstlaub kickte und die Umgebung absuchte. Vielleicht konnte ich hier ja Antworten finden, vielleicht auch ein bisschen Frieden. Hier hatte sich für Pietr und mich alles verändert – für ihn praktisch wortwörtlich. Gab es keine Möglichkeit für uns, wieder so wie vorher zu sein? Eine normale Beziehung zu haben trotz allem, was dagegen sprach? Ich musste einfach daran glauben. Aber auch er musste daran glauben – es wollen – und zwar genauso sehr wie ich.
    Ich stapfte weiter durch die raschelnden Blätter, die der Herbst achtlos liegen ließ und versuchte, das Blut zu vergessen, das der Boden aufgesogen und das Laub zugedeckt hatte.
    Der blaue Himmel färbte sich allmählich violett, und nach und nach nahm alles um mich gespenstische und leider sehr vertraute Formen an. Mein Magen krampfte sich zusammen, obwohl mein Verstand dagegen ankämpfte.
    Ich erschauerte und führte Rio an die Stelle, wo sich alles

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