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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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rascheln. Unter leisem Fluchen mühte er sich mit einer Ranke ab. Dann kehrte er zurück, mit Hose, das T-Shirt in der Hand. » Entschuldige « , meinte er. » Kommt öfter vor, dass ich was fallen lasse. «
    » Mhm. Klamotten und manchmal auch Freundinnen. «
    » Wie bitte? «
    Mich konnte er nicht zum Narren halten. » Du hast mich sehr gut verstanden. «
    » Tut mir leid. «
    » Du musst dir mal einen neuen Spruch ausdenken « , erwiderte ich. » Der wird langsam alt. «
    » Was soll ich denn sagen? «
    » Zum Beispiel, dass das alles ein Albtraum war. «
    » Aber du weiß doch genau, was ich bin « , zischte er.
    » Das ist doch auch gar nicht, was ich auslöschen will. Das soll sich doch gar nicht ändern. «
    » Sondern …? «
    » Sag, dass du mit Sarah Schluss machst – endgültig – und dich für mich entscheidest. Sag, dass du sie nie haben wolltest, sondern sie bloß nicht verletzen wolltest. Um meinetwillen. Und sag mir, dass du jetzt auch überzeugt bist, dass du nicht der Junge bist, vor dem ich gewarnt wurde. «
    » Ich … « Er sah weg.
    » Verdammt, Pietr. « Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen. » Warum verfolgst du uns hier, redest mit mir, wenn du mir nur weiter wehtun willst? Es ist ja schön, dass du in der Schule meinen Wachhund spielst, aber als Freund erwarte ich einfach mehr von dir. «
    » Ich kann nicht dein Freund sein. «
    » Lügner. «
    » Du weißt, dass ich nicht lüge … So jedenfalls nicht. « Er stöhnte und krallte die Finger in die Augenhöhlen. » Ich meine das ernst, Jess. Ich kann einfach nicht dein Freund sein. «
    » Idiot. «
    » Ich will dich nicht verletzen, Jess. Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. «
    Ich schloss für einen Moment die Augen.
    » Warum bist du heute Abend hierhergekommen? « , fragte er.
    » Ich habe etwas verloren « , murmelte ich. » An deinem Geburtstag. Ich möchte es wiederfinden. «
    » Und was war das? « Er kam näher.
    Sein wilder Waldgeruch überwältigte mich und meine Welt geriet ins Schwanken. » Das Shirt « , flüsterte ich, denn so nah an seiner nackten Brust konnte ich keinen vernünftigen Gedanken fassen.
    » Du hast dein T-Shirt verloren? « Er schnitt eine Grimasse. » Daran kann ich mich gar nicht erinnern … «
    » Nein. Du. Du sollst dein T-Shirt anziehen. «
    Er nickte und reckte die Arme hoch, um das dünne T-Shirt überzustreifen. Dabei trat seine ausgeprägte Bauchmuskulatur nur noch stärker hervor. » Und was hast du verloren? «
    Oh, Gott. Höchste Zeit für die Wahrheit. Ich hatte in letzter Zeit so viel gelogen … konnte ich das überhaupt noch – die Wahrheit sagen?
    » Was hast du verloren? « , fragte er noch einmal.
    » Mein Herz, Pietr. Ich habe mein Herz verloren. «
    Er seufzte. Seine Stirn berührte die meine und versengte mir die Haut. Seine Augen waren leicht violett angelaufen, auf halbem Weg zwischen himmelblau und stoppschildrot.
    » Hast du es gesehen, Pietr? « , fragte ich. » Ich habe es jemandem anvertraut, aber ich weiß nicht, ob er es überhaupt noch haben will. «
    Er seufzte noch einmal, erschauerte und verschloss bei meinen Worten die Augen. » Vielleicht hast du recht « , flüsterte er heiser. » Er möchte dir zwar nicht wehtun, aber vielleicht kann er einfach nichts dagegen tun. «
    Ich riss Mund und Augen auf.
    » Da ist einfach so vieles, das sich seiner Kontrolle entzieht … «
    Oh, Gott … Was sollte ich da erst sagen? » Kontrolle kann man aber lernen. Dazu braucht es nur ein bisschen Zeit. «
    Er wich so weit zurück, dass er den Kopf schütteln konnte. » Manchen bleibt aber nur wenig Zeit. « Sein Haar strich mir über die Stirn. » Ich kann es nicht. «
    Mein Herz krampfte sich zusammen, und so sehr ich auch nach den passenden Worten suchte – ich fand keine.
    » Du hattest recht, was ihn betrifft « , meinte er. » Er ist ein Monster. «
    » Nein. «
    » Und weiß du auch, warum? « Er wartete nicht ab, sondern platzte mit der Antwort heraus. » Weil auch er in dieser Nacht etwas verloren hat. «
    Mir zitterten die Lippen. » Was? «
    » Seine Seele. «
    Ich stieß ihn von mir. » Sag das nie wieder, Pietr Andreiovich Rusakova! Du magst mein Herz weggeworfen haben, aber deine Seele hast du nicht – ganz bestimmt nicht – verloren. « Ich trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. » Was in jener Nacht geschehen ist … du hast es nur getan, um mir das Leben zu retten. «
    Und dann wurde es mir endlich klar.
    » Oh mein Gott. « Ich sah nur noch

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