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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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nichts genutzt « , gestand er. » Sarahs Geruch habe ich inzwischen so oft zur Abschirmung benutzt, dass er auch nichts mehr hilft. «
    Ich fuhr mir durch die Haare. » Pietr, Sarah ist … « Ich brachte es nicht über die Lippen. Ich wollte nicht daran denken.
    » Da. Ich weiß. Alle Jungs haben mir schon gratuliert – für nichts. Sie war offenbar ziemlich … «
    » Beliebt « , warf ich ein. » Ach! « Ich hüpfte frustriert von einem Fuß auf den anderen. » Das ist vielleicht beschissen! Dann darf ich dich nicht küssen, bis … wann? «
    » Bis ich meine Selbstbeherrschung wiederhabe. «
    » Gibt es da schon einen absehbaren Termin? «
    » Ich arbeite daran « , stöhnte er. » Glaub mir, Jess. Ich tu, was ich kann. Du … du bist meine Wassilissa … «
    Das Bild, das er mir zum Geburtstag geschenkt hatte – die Illustration, die nun über meinem Bett hing.
    » Mein Licht in der Dunkelheit. «
    Ich seufzte. » Nur zur Sicherheit – du verlierst die Kontrolle und …? «
    » Ich verwandle mich. «
    » Und … dann? Reibst du dich an meinem Bein? «
    » Njet. « Er musste kichern. » Aber stell dir vor, wie in der kleinen Pause ein leibhaftiger Wolf über die Schulkorridore … «
    » Schon kapiert. Warte. Als du das Sozialpraktikum tauschen wolltest, habe ich dich doch geküsst. Warum hast du dich da nicht …? «
    » Ich habe wie verrückt dagegen angekämpft « , ächzte er, und rieb sich die Haare. » Und dann bin ich ein paar Runden auf der Bahn gelaufen. Persönliche Bestzeit übrigens. Ich war nur einen Augenblick vor dir wieder im Klassenzimmer. «
    » Oh. « Was für ein gigantischer Ego-Trip für mich! Ich machte einen Typen total verrückt. Und dann sogar den richtigen Typen. Also gut, den armen Smith auch. Aber der war Kollateralschaden. Mein Ziel war einzig und allein Pietr.
    Und ich landete Volltreffer.
    » Können wir nicht einfach Freunde sein «
    » Njet. Ich möchte so viel mehr von dir als nur Freundschaft. «
    » Ha. « Damit kam ich doch problemlos klar. » Na, jetzt ist ja gerade keine kleine Pause … « , murmelte ich.
    Ich schnappt ihn mir so schnell, dass er mir nicht ausweichen konnte. Ich drückte meine Lippen auf seine und bewegte meinen Mund so leidenschaftlich wie nie zuvor, und er antwortete mit unvergleichlicher Hitze und Begehren. Mein Kuss war angefüllt mit all der Verwirrung, Qual und Hoffnung, die ich seit seiner ersten Verwandlung durchlitten hatte – sein Kuss so stark wie unser gemeinsamer Wunsch nach Wiedervereinigung. Nach einem langen Augenblick machte sich mein menschlicher Pietr los, wurde unscharf, und der Wolf schälte sich aus der Kleidung und raste davon.
    Ich stieß die zerfetzten Klamotten mit der Stiefelspitze an. Die würde er bestimmt nicht mehr tragen. Das musste ich Catherine unbedingt erzählen, dass Werwölfe bisweilen doch aus ihrer Kleidung explodierten.
    Zum ersten Mal seit Wochen musste ich wirklich lachen.
    Mein Handy klingelte. » Ja, Dad. Wir sind unterwegs. Rio war große Klasse. Ja, auch bei mir lief’s gar nicht so schlecht. «

33
    Beim Aussteigen aus dem Schulbus wuschelte mir der Herbstwind durchs Haar und kniff mich in den Nacken. Zum Glück waren es nur ein paar Schritte bis zur Eingangstür der Schule, wo zu meiner Überraschung schon Sarah auf mich wartete. Überraschung? Ich bekam eine Heidenangst.
    Sie stieß einen langen Seufzer aus und kam angerannt. Bevor ich an Selbstverteidigung auch nur denken konnte, steckte ich schon in einer verzweifelten Umarmung. Ich konnte meine Überraschung kaum verbergen, blickte auf den Kopf voller weicher, engelhaft blonder Locken und suchte vergeblich nach einer Erklärung für ihr Verhalten, bis sie mich wieder losließ.
    » Was ist denn los? « , fragte ich und hoffte, dass meine Stimme nicht allzu verschreckt klang.
    Sie machte einen Schmollmund, für den ihre Lippen wie geschaffen waren. » Es geht um Pietr « , erklärte sie.
    » Oh. Was ist passiert? « Hoffentlich klang die Frage in ihren Ohren besser als in meinen.
    » Er hat mit mir Schluss gemacht. «
    » Oh. « Was sollte ich sagen? Jedenfalls nicht, dass mir das leid tat. Das tat es nämlich nicht. Und da konnte ich einfach nicht lügen. » Es tut mir leid, dass er dir wehgetan hat. « Mehr brachte ich nicht zustande.
    Der Morgen nahm seinen Lauf, und ich gelangte allmählich zu der Überzeugung, dass Pietr heute gar nicht mehr kommen würde. Und obwohl Sarah da war, war von ihrem derzeitigen Begleiter Derek auch wenig zu sehen.

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