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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Wahrscheinlich immer. » Hol einfach die Kugeln raus. «
    » Schätzchen, das musst du mir irgendwann mal erklären « , sagte sie lässig. Dann legte sie eine Hand auf Pietrs Bauch und zog den aufgemalten Kreis mit Daumen und Zeigefinger auseinander.
    Pietr stockte der Atem, als das Messer eindrang. Ich fasste seine Hand.
    » Sie heilen so schnell … «
    » Oh ja. « Das war nicht zu leugnen.
    Sie steckte die Finger in die Öffnung und tastete nach dem Projektil.
    Pietr wand sich, verzog das Gesicht und ich zog meine Hand weg, damit ich mich mit dem ganzen Gewicht auf ihn stützen konnte. Ich war ganz dicht vor ihm, starrte in seine funkelnden Augen und achtete weder auf den schmerzlichen Ausdruck in seinen Zügen noch auf Amy, die sich für jede Kugel entschuldigte, die sie aus seinem rasch heilenden Fleisch zog.
    Stattdessen legte ich mein schönstes Lächeln auf und erzählte ihm von alldem, was wir unternehmen wollten, wenn der Winter erst da war. Ich versprach ihm Schneeballschlachten, Schlittenrennen und Kämpfe mit Schwertern aus Eiszapfen, die allesamt in einen gemütlichen Abend am prasselnden Kaminfeuer mündeten, eng aneinandergekuschelt bei Tee und heißer Schokolade. Und die ganze Zeit während ich so redete, bedrückte mich die Ungewissheit, ob ich überhaupt noch die Gelegenheit bekommen würde, auch nur eines meiner Versprechen einzulösen.
    Als sich Amy schließlich ans Entfernen der letzten Kugel machte, war die Wunde völlig verheilt und die Haut glatt und weich wie bei einem Säugling.
    Alexi war inzwischen dabei, Max und sich selbst zu säubern. Cat drückte sich noch immer im Schatten herum und ihrem Gesicht war der Widerstreit der Gefühle abzulesen.
    » Bist du dir sicher, dass hier auch eine Wunde war? « , fragte Amy und fuhr mit dem Finger über die makellose Haut.
    » Ich habe nur Einschusslöcher markiert. «
    » Und zu diesem gab es bestimmt keine Austrittswunde? « Sie tippte mit dem Messergriff auf Pietrs Brust.
    Pietr war in unruhigen Schlaf gefallen, hielt nun wieder meine Hand fest und seinem außergewöhnlich starken Körper war die Erschöpfung anzusehen.
    » Nein. Ich bin mir sicher, da ist was. «
    Max schnarchte. Alexi sammelte die Gewebestücke ein. » Die verbrennen wir besser « , meinte er zu Cat. » Die Proben würden sie nur allzu gern ihrer Sammlung hinzufügen. «
    Sie nickte schweigend und folgte ihm aus dem Wohnzimmer.
    Pietr krampfte sich zusammen, und ich schrie auf, weil er meine Hand quetschte. Er riss die Augen weit auf – sie loderten wild wie ein Buschfeuer. » Rauus! « , brüllte er. » Holt sie rauuus… «
    » Scheiße! « , kreischte Amy und ließ das Messer los.
    Pietr krallte die Finger genau dort in seine Brust, wo ein kleiner Kreis die verheilte Wunde markierte. Blind vor Schmerz schlug er um sich, heulte und fuhr sich mit den Händen über die Haut.
    » Max! « , rief ich.
    Er war sofort bei Pietr, riss ihn zu Boden und hielt ihm die Arme über dem Kopf zusammen. Pietr trat um sich und traf Amy am Kopf. Sie sank auf der Stelle zusammen, und das Messer, das sie eben erst wieder gepackt hatte, fiel scheppernd zu Boden. Alexi und Cat klammerten sich an Pietrs Beine und hielten sie fest.
    Er wand sich noch immer. Ich war wie in Schockstarre und sah zu, wie sich all meine Versprechen in nichts als wertlose Worte auflösten.
    » Eine ist noch drin! « , japste Cat. » Schneid sie raus, Jessie! «
    Mit stockendem Atem warf ich mich auf Pietrs Brust, setzte mich rittlings auf ihn und grub die Klinge in sein Fleisch. » Es geht nicht … « , schluchzte ich. » Die Rippe … Sie ist wieder zusammengewachsen …Ich komme mit dem Messer nicht durch! «
    » Zum Teufel! « , bellte Max, änderte seine Position und klemmte Pietrs Arme nun mit seinen Knien fest. Er hob die Faust und ließ sie auf Pietrs Brustkorb krachen. Man hörte es deutlich knacken und aus Pietrs aufgerissenem Mund spritzte Schaum.
    » Jetzt schneid sie heraus! «
    Ich stach zu, schnitt durch das Fleisch und fuhr mit den Fingern in der Wunde herum, bis ich die Kugel gefunden hatte. Ächzend zog ich sie heraus und hielt sie wie einen makabren Preis in die Höhe. Das Projektil zischte und verbrannte das Fleisch und Blut, das noch daran klebte.
    Alexi riss sie mir aus der Hand. » Radioaktiv. Als wäre die genetische Zeitbombe, die sie in sich tragen, nicht genug. «
    Pietr kam unter mir allmählich zur Ruhe. Sein Gesicht war noch vom Schmerz gezeichnet, die Augen geschlossen, aber er atmete

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