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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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wieder gleichmäßig. Ich strich ihm das feuchte Haar aus den Augen und küsste ihn zärtlich. Dass ich mir die Lippen dabei mit Blut und Schweiß verschmierte, störte mich nicht.
    » Amy! « Ich drehte mich um, aber Max hielt sie schon in den Armen.
    » Ist nicht weiter schlimm « , flüsterte er. » Nur ein Bluterguss … «
    » Aber dieser war wenigstens nicht beabsichtigt. « Ich hob ihre Augenlider an und prüfte ihre Pupillen. » Ja, ich glaube, das wird schon wieder. «
    » So zerbrechlich « , flüsterte Max und wandte den Blick von Amys friedlichem Antlitz zu meinem besorgten Gesicht. » Vielleicht, wenn wir nicht … «
    » Wenn ihr nicht was, Max? « Mein Herz pochte heftig.
    » Hier wären. « Er hob Amy hoch und legte sie aufs Sofa. » Was wäre, wenn wir nicht hier wären, Jessie? Würde mit uns nicht auch die Gefahr verschwinden? «
    » Ich würde euch finden. «
    Er seufzte. » Nur, wenn wir das zuließen. «
    » Wage es nicht, mir mit eurem Verschwinden zu drohen. «
    » Wir bedrohen euch durch unser Bleiben. «
    Alexi, der in der Tür stand, pflichtete ihm bei. » Ohne uns wär es für euch sicherer. Ihr könntet ein schönes, normales Leben führen, Jessie. Erst die Highschool durchziehen, dann auf ein ordentliches College gehen und den Abschluss machen. Ein guter Job. Einen netten Jungen kennenlernen. Dann ein ruhiges, sicheres, langes und normales Leben mit einem Mann, der ebenfalls ein schönes, sicheres, langes und normales Leben lebt. «
    Mir brannten Tränen unter den Wimpern. » Pietr kann auch ein langes Leben haben, wenn er das Heilmittel nimmt « , wandte ich ein und ballte meine Hände zu Fäusten.
    » Das wird er nicht « , erwiderte Max und blickte dabei zur Decke. » Nicht nach dem, was heute Nacht geschehen ist. Keiner von uns. Wir brauchen unsere Kraft und unsere besonderen Fähigkeiten, um Mutter zu befreien. «
    Ich setzte mich an den Rand des Sofas und nahm Amys schlaffe Hand. » Dann halte dich von ihr fern. Du wirst sie viel mehr verletzen, als es Marvin je gekonnt hätte, wenn sie dich liebt und du sie dann … « Ich brachte das Wort nicht über die Lippen. Wie konnte man nur dem Tod den Vorzug geben, wenn man auch das Leben und die Liebe wählen konnte? » Wenn du sie … verlässt. «
    Max wusste, was ich damit meinte. Sie alle wussten es.
    » Für mich ist es schon zu spät. Versteht ihr? Ich liebe Pietr. «
    Alexi wollte etwas sagen, aber ich hob die Hand. » Nein, Alexi. Ich weiß, was du sagen willst. Mein Dad würde dasselbe sagen: Ich sei zu jung, um über Liebe zu reden. Aber ich weiß sehr wohl, was ich fühle. Ich habe nämlich ziemlich viel verloren in letzter Zeit … « Ich konnte sie nicht ansehen, in ihre traurigen Augen blicken, und heftete den Blick stattdessen auf den blutbefleckten Teppich. » Ich möchte jetzt lieber eine Weile an der Liebe festhalten. Für mich ist es zu spät « , wiederholte ich und strich Amy über die Hand. » Aber für sie ist es nicht zu spät. « Ich warf dem Jungen mit den zerzausten Locken einen finstern Blick zu. » Lass sie in Frieden, Max. «

35
    T rotz aller meiner Einwände bestand Dad darauf, dass ich zu dem Wettschießen ging, das Wanda organisiert hatte. Am Tag, an dem sie mich abholte, fragte sie: » Hast du auch genügend trainiert, damit sich der Aufwand lohnt? «
    » Ab und zu habe ich ein paar Magazine verheizt. «
    » Vielleicht sollten wir’s lassen. « Sie zog die Tür zu und saß mit abgespannter Miene am Steuer.
    » Wirklich? « Mir kroch ein Gähnen das ganze Rückgrat hoch und kämpfte sich schließlich durch meinen Mund ins Freie.
    » Wenn du müde bist … «
    » Ich bin bloß entspannt. Konzentriert. Willst du denn nicht hin? Ich dachte, du wolltest mit mir angeben … falls ich es nicht verbocke. «
    » Du wirst es nicht verbocken « , meinte sie, während sie sich in den mehr als ruhigen Verkehr des Vororts eingliederte. Besonders überzeugt klang Wanda allerdings nicht.
    » Mensch, Wanda, sei nicht so ein Stimmungskiller. Hast du nicht zur Abwechslung mal gute Neuigkeiten parat? «
    » Gute Neuigkeiten? Soll ich dir mal erzählen, wie schwachsinnig die Aktion war, die sich dein Freund da neulich geleistet hat? Nach allem, was ich gehört habe, wäre er dabei fast zu Schweizer Käse durchsiebt worden. «
    » Ja, er ist fast gestorben, als er seine Mutter befreien wollte. Hast du selbst überhaupt je eine Mutter gehabt, Wanda? Weißt du, wie das ist, wenn man sie verliert … oder weiß, dass man sie

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