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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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lange im Dunkeln gelegen hatten, zog mir in die Nase. Ich schloss die Tür wieder und ging zurück zur Kaffeetheke. Trinken wollte ich das Zeug eigentlich nicht, aber vielleicht konnte Kaffeeduft wenigstens den Mief im Untergeschoss etwas überdecken.
    Dampfend lief das Wasser in den Becher, und fast hätte die Gewohnheit gesiegt, als ich nach dem Löffel griff. Ein benutzter Plastiklöffel. Hatte Wanda nicht gesagt, Joe würde sich den Kaffee in der Stadt holen? Hm.
    Ich rührte das Instantpulver ein, ging wieder nach hinten, zog die Tür auf und stieg die Treppe hinab. Auf meinen Unterarmen sträubten sich die Haare. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich blieb stehen und lauschte, blickte mich um.
    Dann raschelte es ein Stück weiter unten rechts von der Treppe. Ich erschrak und verschüttete etwas Kaffee.
    Hinter einem Aktenschrank kam eine Maus hervor und sauste quer über den Kellerboden.
    Ich atmete durch und ging weiter.
    Beim ersten Schuss landete ich auf dem Hintern und der Kaffee schwappte in hohem Bogen nach vorne.
    Benommen sah ich Officer Kent hinter einem wackligen Stapel aus Aktenschränken, Stativen und Kugelfängen auftauchen. Durch eine Glasschiebetür fiel Licht auf die Waffe, die in seinen Händen zitterte, und er triefte vor Kaffee.
    Plötzlich ergab der benutzte Kaffeelöffel einen Sinn. » Vor dem Schießen sollte man keinen Kaffee trinken « , flüsterte ich.
    » Tut mir leid, Kleine. Ich wollte einen schnellen, tödlichen Treffer. « Es klang fast wie eine Entschuldigung.
    Jetzt musste die Heldin schnell etwas ungeheuer Geistreiches sagen, etwas Bewegendes, das den Killer umstimmte. Mein Mund klappte auf. Ich glotzte ihn an. » Teenager ermorden Sie wohl nicht so oft? « Weder geistreich noch bewegend. Scheiße. Meine Schulter schmerzte und im T-Shirt zeichnete sich eine lange rote Spur ab – ein Streifschuss.
    » Jessie! « schrie Wanda. Kein Sinn für Anstand. Zwischen den Schüssen herrschte auf einer Schießbahn Stille. Wusste sie das nicht?
    Sie polterte die Treppe herunter. » Was zum …? «
    Die Mündung von Kents Waffe schwang herum und richtete sich auf Wanda. Wer war nun die größere Bedrohung? Die Agentin – seine Kollegin – mit dem Pistolenkoffer, oder das Mädchen, dem Kaffee über den Arm herablief? » Wanda. Entschuldige. Die vom Hauptquartier haben mich befördert. «
    » Und deshalb schießt du auf Jessie? « Stufe für Stufe kam sie weiter herunter, mit erhobenen Händen, den Pistolenkoffer an der Schulter. » Was für einer Organisation gehören wir an, Kent? Ich weiß, dass wir weiß Gott weit weg von der Zentrale sind und die meisten Vorgesetzten nie persönlich zu sehen bekommen, aber … «
    » Du lässt diese Geschichte zu nah an dich ran. Du siehst nicht mehr klar. Du hattest die Möglichkeit, an das Heilmittel zu kommen … «
    » Jessica « , blaffte ich. » Das Heilmittel hat einen Namen. « Ich fasste mir an die Schulter. Verdammt. Ein Loch im T-Shirt. Ich mochte dieses T-Shirt. Zum Glück war die Jacke okay.
    Kent laberte weiter. » Wenn der Junge sie unter Kontrolle gebracht hätte, wie es seine Aufgabe gewesen war, oder wenn du sie von den Werwölfen ferngehalten hättest – damit die anderen Biester nicht auch noch geheilt werden … «
    » Auf das Wort reagieren sie ziemlich empfindlich « , warf ich ein.
    Er lief rosa an. » Du hast es vermasselt, Wanda. «
    » Und deshalb schießt du auf Jessie? « , fragte sie noch einmal. Sie stand jetzt neben mir. So war es leichter für Kent, die Waffe zwischen uns beiden hin und her zu schwenken.
    » Ich habe keine Lust, meine Zeit als Babysitter mit Werwölfen zu verschwenden. Da lösche ich doch lieber gleich die Bedrohung aus – das Heilmittel – Jessica. « Er richtete die Waffe so aus, dass ich genau in der Visierlinie stand.
    Sein Finger lag am Abzug. Ich fragte mich kurz, ob der Revolver ein Hahnspanner oder ein Abzugsspanner war. Zeitlich machte das allerdings nur einen Unterschied von einem halben Herzschlag …
    Wanda machte da schon einen größeren Unterschied.
    Kent flog ein Zahn aus dem Mund, als ihm der Pistolenkoffer ins Gesicht knallte und sein Schuss danebenging. Deutlich daneben.
    Wanda hielt ihre Dienstwaffe in der Hand. » Die Treppe hoch, Jessie! «
    Ich griff nach dem Pistolenkoffer und hastete die Stufen hinauf. Hinter mir hörte ich Wanda rufen: » Lass sofort die … «
    Dann: peng-peng-peng.
    Ich stand oben an der Treppe, hielt den Koffer an die Brust gedrückt und war noch immer

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