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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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deine Mutter starb. «
    Amy pfiff nun wieder, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand nach draußen. Manche besuchten wenigstens von Zeit zu Zeit den Unterricht.
    » Hmm. « Vieles über diese Nacht hatte ich Sarah nicht erzählt. Zum Beispiel, dass sie den Unfall verursacht hatte. Oder dass ich sie, während sie bewusstlos war, aus dem Wagen gezogen und in Sicherheit gebracht hatte, weil meine Mutter das so wollte. Oder dass ich, weil ich Sarah rettete, meine Mutter zum Tod in den Flammen verurteilte. Oder dass es praktisch der letzte Wunsch meiner Mutter gewesen war, Sarah zu vergeben.
    Mann. Ich konnte bloß hoffen, dass Mom diesen Punkt nicht so eng sah.
    Womit sollte ich anfangen? Die Wahrheit nahm sich gegen all die Lügen recht seltsam aus. Und wozu war die Wahrheit gut, wenn Sarah nahe daran war, in ihr altes, fieses Ich zurückzufallen? Würde ihr die Erkenntnis helfen oder sie doch verletzen?
    Und wie konnte ich es wagen, einen besseren Menschen aus ihr machen zu wollen? Sie hatte sich als bösartiger Mensch ja ganz wohlgefühlt. Wo lief mein Wunsch, sie zu » verbessern « Gefahr, sich zu einem verqueren Gotteskomplex auszuwachsen? Sollte sie nicht die Tatsachen kennen und dann für sich die richtigen Entscheidungen treffen?
    Ich massierte mir die Stirn, wo sich Kopfschmerzen ankündigten. » Okay. Da sind tatsächlich … «
    Die Feuersirene plärrte los.
    » Scheiße « , stieß Sarah aus.
    Mein Herz fing an zu rasen. Die neue Sarah drückte sich gewählt aus: Warum Kraftausdrücke, wenn man auf kreative Weise sauber bleiben konnte? Die echte Sarah allerdings … Mich schauderte. » Auf geht’s. « Wir traten auf den Gang und wurden von den hinausströmenden Klassen rasch getrennt.
    In der stürmischen Brise vor der Schule fragte ich mich, ob der Feueralarm nicht auf einer seltsamen kosmische Intervention beruhte. Vielleicht sollte ich Sarah doch nichts erzählen. Oder vielleicht noch nicht. Aaah. Wenn der Feueralarm ein Zeichen war, dann hätte es kaum deutlicher ausfallen können.
    Ich hüpfte auf und ab, damit ich nicht fror. Gerüchte liefen durch die Menge. » … ein Kurzschluss … « ; » … die Bücherei steht in Flammen … « ; » … jemand hat im Klassenzimmer von Bohnen-Belden ein Streichholz angezündet … «
    Mein IQ fiel beim Zuhören merklich.
    Dann tauchte Max auf, mit einer Schar kichernder Mädchen im Schlepptau. Er schlich sich hinter mich und umschlang mich.
    Ich wurde augenblicklich stocksteif. » Was tust du da? «
    » Du frierst. «
    » Wie die Hälfte aller Mädchen hier. Und bei denen wirst du ein gutes Stück weiterkommen als bei mir « , versicherte ich ihm.
    » Ach, Jessie, du könntest die Bemühungen eines Typen ruhig auch mal würdigen « , schnurrte er und kam mir dabei so nah, dass mir sein Atem fast das Ohr ansengte.
    » Ohhh, ich würdige deine Bemühungen doch, Max « , entgegnete ich, » aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich verstehe, warum du dich an mich ranhängst. «
    Er senkte die Stimme und sein Flüstern war so greifbar wie das Reiben einer Katzenzunge auf der Haut. Ich ignorierte als Antwort die Gänsehaut auf meinen Armen. » Schau mal nach zwei Uhr. «
    Ich blickte leicht nach rechts.
    Pietr hielt Sarah umschlungen. Sein Gesicht war uns zugewandt, mit schwach rötlich glimmenden Augen.
    » Wir könnten ihn ja eifersüchtig machen « , erbot sich Max. » Ist natürlich nicht ganz anständig gegenüber dem eigenen kleinen Bruder, aber … « Er gähnte und ich wusste, dass er nun einen etwas schläfrigen Blick aufsetzte wie bei Leuten, die es sehr behaglich hatten.
    Ich hatte Max schon bei ähnlichen Spielen beobachtet. Ohne hinzusehen wusste ich, was Pietr sah.
    » Was meinst du? « , säuselte Max. » Ein Kuss vielleicht …? «
    » Wage es ja nicht! Außerdem will ich gar nicht, dass er eifersüchtig ist. Ich möchte lieber, dass er zu Verstand kommt. «
    Max lachte so heftig, dass es mich durchschüttelte, da er sich noch immer fest an meinen Rücken drückte. » Da wünsche ich dir viel Glück « , vertraute er mir an. » Pietr ist siebzehn. Er hat eine Freundin, die sich ihm an den Hals wirft. « Sein Tonfall veränderte sich etwas. » Hättest du ihn nicht an deine andere Freundin loswerden können? Amy? Den feurigen Rotschopf? Dann hätten wir die beiden auseinandergebracht und sie hätte sich an meiner Schulter ausweinen können. «
    » Amy ist aber mit Marvin zusammen. «
    » Oh ja « , meinte er gedehnt. » Hab ich bemerkt. « Er

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