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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Zeigefinger nach unten. » Auf der Erde. Auch das ist eine Art von Magie. «
    Meine Augen folgten ihren Händen. Sie mischte die Karten, ließ sie tanzen und auf und ab laufen. » Magie und Wissenschaft arbeiten zusammen. Jeder halbwegs vernünftige Wissenschaftler wird zugeben, dass er etwas wie Magie spürt, wenn er etwas Neues erforscht oder erfährt. « Sie strich die Karten zum Fächer aus und ließ sie wieder zusammenschnappen. » Mischen! «
    Ich gehorchte und tat mich ziemlich schwer mit dem dicken Kartenstoß.
    Sie nahm die Karten und fächerte sie sorgfältig auf. » Jetzt zieh. «
    Ich zog eine Karte, hielt sie ihr hin und bemerkte, dass mir Pietr dabei auf die Hand starrte.
    » Hmm. Du machst dir zu viele Sorgen. «
    Pietr schnaubte und sah mich an. Sein Kiefer lockerte sich so weit, dass er sprechen konnte. » Und du meinst, ich würde immer das Offensichtliche aussprechen. « Ich glaubte, den Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel spielen zu sehen, aber da war es schon wieder verschwunden.
    » Du bist umgeben von Menschen, die dich beschützen wollen. «
    Ich zuckte die Achseln und wäre doch gern so ruhig dagestanden wie Pietr.
    » Zieh noch einmal. «
    Ich wählte eine weitere Karte.
    » Die Leute, die dich beschützen wollen, halten Informationen – Geheimnisse – von dir fern. «
    » Warum? «
    Ihre grauweißen Locken hüpften, als sie den Kopf schüttelte. » Nur um dich zu schützen. Wenn sie glauben, dass es helfen würde … « Sie sah zu Pietr, aber er brachte sie mit seinem Blick zum Schweigen. » Du darfst nicht vergessen, dass sie die allerbesten Absichten verfolgen. «
    » Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Absichten. « Ich blickte Pietr unter meinen Wimpern hindurch an.
    Er war unbeeindruckt.
    » Noch eine « , drängte sie.
    Ich sog die Luft ein, spitzte die Lippen und zog abermals eine Karte.
    » Ahhh. Ein Geheimnis, das sehr viel bedeutender ist als jene, die sie vor dir verbergen, und es strömt in deinem Innern. In dir liegt Hoffnung. «
    » Das ist kein Geheimnis « , murmelte ich, » aber allmählich nutzt sie sich ab. «
    » Nein. Sie macht einen viel zu großen Teil von dir aus, um sich jemals abzunutzen « , versicherte sie mir. » Der Hund. « Sie machte ein Handzeichen.
    Ich hielt ihr Tag hin und sie streichelte ihn flüchtig. » Ausgezeichnet. Jetzt geht. «
    » Danke « , sagte ich und ließ ihre Worte in meinem Kopf tanzen.
    » Pietr. «
    Er blieb stehen und ich wartete an der Tür auf ihn.
    » Nie die Hoffnung aufgeben « , meinte sie. » Anders lässt sich nicht leben. «
    Er schüttelte den Kopf und schloss hinter uns die Tür.
    » Wartet! « , rief Mrs Feldman. Ich sprang zurück und riss sie auf.
    Sie war kreidebleich und starrte auf die Tür. » Vorsicht « , hauchte sie und zeigte auf meine Füße. Zwischen meinen Turnschuhen lag eine Spielkarte.
    » In all den Jahren … Bring sie mir, Kind. «
    » Warum ist sie … « Ich bückte mich und hob sie auf.
    » Sie ist aus dem Stapel geflogen. « Sie besah die Karte. » Ziemlich beunruhigend. «
    Tod und dramatische Veränderung hatten wir bereits, und nun sollte erst die wirklich alarmierende Karte kommen?
    » Was bedeutet sie? «
    » GEFAHR . «
    Ich stolperte rückwärts. Gegen Pietr.
    » Ohhh. Der Kartenstapel zitterte in ihrer faltigen Hand und verschob sich.
    Eine einzelne Karte rutschte zwischen den anderen heraus. Mrs Feldmans und meine Augen trafen sich und sie zog die Karte vollends heraus. » Der Junge. GEFAHR droht vom Jungen. «
    » Danke « , meinte Pietr finster. » Wenn sie nur darauf hören würde. «
    Schweigend fuhren wir zur Schule zurück.
    Von der Zeitung auf dem Küchentisch starrte die Schlagzeile » Gasbohrungen beginnen «. Fabelhaft. Ich schob sie ans andere Ende der Theke und nahm die Sachen fürs Abendessen heraus. Niemand wollte diese Gasbohrungen – die Gefahren für die Umwelt waren möglicherweise weit gravierender als die Gutachten versicherten. Den Bauern im Umland von Junction machte aber keiner einen Vorwurf. Die Wirtschaft war am Arsch und jeder konnte gewisse Sicherheiten oder Geld dringend brauchen.
    Ich kramte im Kühlschrank gerade in der Gemüseschublade, als ich hörte, wie die Zeitung aufgeschlagen wurde.
    » Dad? « Ich sah mich um.
    Niemand. Die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf und ich rieb sie kräftig. Vielleicht hatte ich ja die Tür offen gelassen. Ich ließ die Zeitung Zeitung sein und ging zum Windfang. Pustekuchen. Die Tür war zu.

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