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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Abgeschlossen sogar.
    Wieder raschelte die Zeitung, und langsam wie ein Opfer in einem Horrorfilm drehte ich mich um und sah, wie sich die Zeitungsteile und Seiten neu ordneten, als blätterte jemand darin herum.
    Ein Geist.
    Die Teile fielen klatschend auseinander und einer flatterte mir vor die Füße. Der Lokalteil. » Teenager-Selbstmorde an Bahngleisen für Polizei ein Rätsel. «
    » Mom? « , quiekte ich.
    Nichts.
    » Jetzt drehe ich vollends durch. Danke, Sophie. « Ich hob die Seiten vorsichtig auf und legte sie neben das Spülbecken. Während ich Abendessen machte, las ich kurze Abschnitte. Auch die Werwolfgerüchte, von denen Hascal und Jaikin gesprochen hatten, fanden sich im Artikel, wurden aber nur kurz angerissen. Mehr Raum wurde der These eingeräumt, die Opfer hätten depressiv gewirkt und möglicherweise Drogen konsumiert, die zu Halluzinationen führen (obwohl eingeräumt wurde, dass sich bei ihnen keinerlei derartige Spuren hatten nachweisen lassen).
    Seltsam. Da tauchten Werwölfe in Junction auf, dann die CIA und die russische Mafia, und nun nahmen auch noch die Selbstmorde zu. Die Normalität schien wieder in weite Ferne gerückt.
    Das Abendessen brachte ich notdürftig hinter mich – weniger mit Essen als damit, alles auf dem Teller hin- und herzuschieben. Dad hatte angerufen und gesagt, er würde länger arbeiten. Seine kritischen Blicke blieben mir also erspart, aber nicht die von Annabelle Lee, die mich über den Einband ihrer aktuellen Lektüre hinweg beobachtete.
    Sie meldete sich aber erst, als ich aufstand, um den Teller zu leeren. » Ich habe gesehen, wie sie sich geküsst haben. «
    Ich streckte das Kreuz durch.
    » Pietr und Sarah. «
    Ich seufzte. Wenn sie in meiner Gegenwart eine Show abzogen, nun gut, aber wenn sie sich auch sonst küssten … Mir zog es den Magen zusammen. Zum Glück hatte ich fast nichts gegessen.
    » Tut mir leid, dass er so blöd ist. «
    Ich stellte den Teller in der Spüle ab, dass es schepperte. » Genau das ist das Problem, Annabelle Lee. Er ist nicht blöd. Wenn er’s wäre, dann würde mir das alles nicht so viel ausmachen. «
    » Tut mir leid, dass er … « Sie überlegte kurz und ich sah sie neugierig an. » Tut mir leid, dass er mit ihr geht « , sagte sie schließlich.
    » Mir auch. «
    Ich war schon bettfertig, als draußen ein langer, bebender Schrei erklang, ein Heulen, das nicht nur die Luft sondern auch meine Gedärme durchzuckte.
    » Du meine Güte, was war denn das? « Annabelle Lee kam in mein Zimmer gestürmt, ließ ihr Buch auf mein Bett fallen, rannte zum Fenster und riss es weit auf. » Ein Kojote? «
    Der Schrei schallte von den Wänden zurück und füllte mein Zimmer mit seinem vollen Klang – unverwechselbar, gequält und doch machtvoll. Ich kannte diesen Ruf und das Blut raste augenblicklich durch meine Adern.
    Pietr.
    » Nein « , flüsterte ich. » Ganz bestimmt ein Wolf. «
    Ich folgte ihr ans Fenster und sie sah mich an. » Um die Pferde scheinst du dir aber keine Sorgen zu machen. «
    » Denen geschieht nichts. «
    » Was, glaubst du, frisst er? «
    » Alles. « Ich grinste. » Außer Pferde. «
    » Warum ist er da draußen? Ist er auf der Jagd? «
    » Ich weiß nicht. «
    » Aber, irgendwas will er doch, oder? «
    » Ich weiß es wirklich nicht. « Ich fasste den Fenstergriff. » Na, komm. Es ist kalt. « Ich schloss das Fenster und begriff, dass ich damit nicht unbedingt das Wetter draußen gemeint hatte.
    » Warum lässt er dich nicht aus den Augen? « , fragte Derek in der kleinen Pause und betonte dabei jedes Wort einzeln.
    Ich sah ihm über die Schulter, und tatsächlich war sein Blick auf mich gerichtet. Sarah war weit und breit nicht zu sehen. » Ich habe keine Ahnung. Vielleicht möchte er mir ja etwas sagen … «
    » Dann los. « Derek gab sich keine Mühe, seinen Widerwillen zu verbergen, ließ mich aber doch mit allem gebotenen Anstand gehen. Was mich ärgerte. Und zwar gewaltig.
    Die Gänge an der Junction High waren eigentlich nicht sonderlich breit, aber der Weg auf die andere Seite – zu Pietr – kam mir vor, als machte ich mich auf die größte Reise meines Lebens.
    » Was gibt’s? « , fragte ich beifällig. » Außer, dass es Derek nervt, wenn du mich anschaust. «
    » Ich wollte dich nicht anstarren. «
    So viel zu meinem kleinen Egotrip. Dummes Herz. Dummes Mädchen.
    » Wir haben eine Spur « , raunte er mit glühenden Augen. » Ein Ort, an dem wir glauben, dass sie festgehalten wird. Cat und ich

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