Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
werden dort heute noch ein bisschen herumschnüffeln, damit wir uns sicher sein können. Dann werden wir sie befreien. «
» Das ist ja großartig! « Aber meine Begeisterung wich jähem Entsetzen, als mir bewusst wurde, was das bedeutete. » Ihr werdet die Abmachung brechen. Die CIA wird … Was werden sie tun, wenn ihr …? «
» Wenn wir unsere Mutter befreien? « Seine Augen wurden zu Schlitzen.
» Tut das nicht. «
Er wich zurück und blieb mit düsterem Blick an die Wand gelehnt stehen.
Meine Gedanken rasten. » Wollt ihr euch das nicht erst einmal ansehen? Die Lage peilen? «
Er starrte mich an.
» Pietr, denk mal nach. « Dereks Augen bohrten sich in meinen Rücken und ich wechselte meine Körperhaltung – nicht mehr angespannt, sondern locker und lässig. » Ich weiß, dass ihr sie da herausholen wollt. Und sie wird auch freikommen. Wir werden sie freibekommen. Aber warum die CIA verärgern? Was ist mit den bereits erzielten Fortschritten? «
» Aus Fortschritt ist bei denen Stillstand geworden. «
Da mir keine passende Antwort einfiel, drängte ich: » Warum warten wir nicht noch ein bisschen? Sehen, wie’s läuft? Spielen nach ihren Regeln, gewinnen ihr Vertrauen, um mehr herauszukriegen? «
» Mitspielen, bis wir in ihr Herz vorgedrungen sind? « Er rieb sich das Kinn und ich erinnerte mich daran, wie sich seine Haut anfühlte, die Berührung seiner Finger, und mir liefen Schauer den Rücken hinunter.
» Genau. Erst mal mit ihnen zusammenarbeiten. Vielleicht bekommen wir so, was wir wollen « , sagte ich.
Er war mit wenigen Schritten wieder bei mir und hob leicht die Hand, ließ sie aber nach einem Blick über meine Schulter – zu Derek – wieder sinken.
» Bitte « , flehte ich. » Poschalusta. «
Seine Lider klappten herunter und er schüttelte den Kopf, als focht er einen inneren Kampf. Als er seine Augen wieder aufschlug, waren sie strahlend blau wie ein klarer Sommerhimmel. » Also schön « , zischte er. » Sie sollen uns bis ins Herz ihrer Operation lassen. Aber denk daran « , meinte er knapp und eisig und blickte mir dabei fest in die Augen. » Wenn sie uns nicht geben, was wir wollen, dann werden wir dieses Herz herausreißen. «
Ich zuckte zustimmend mit dem Kopf. Doch ich hatte Angst.
War es möglich, dass die CIA durch ihr ungeschicktes Vorgehen den normalerweise vernünftigen Pietr genau zu dem Monster machte, das er in sich zu spüren glaubte? Was ließ einen Menschen überhaupt zum Ungeheuer werden?
23
A usnahmsweise kam uns der Zeitplan der CIA einmal zugute, denn Wanda nahm mich schon an diesem Nachmittag mit zu den Rusakovas. Vorher holten wir noch Officer Kent ab und ich gab vorsichtshalber telefonisch durch, dass sich unsere Nummern geändert hatten und die Agenten gute Nachrichten mitbrächten.
Hoffentlich war das nicht gelogen.
Im Wagen war es entsetzlich heiß und stickig und dazu raubte einem ein durchdringender würziger Geruch fast den Atem. » Mit dem Lufterfrischer übertreibt ihr’s aber. «
Vom Rücksitz war Kents Kichern zu hören.
» Schmecken Sie überhaupt etwas von Ihrem Kaffee? « , fragte ich mit einem Blick in den Spiegel.
Er hob den unvermeidlichen Kaffeebecher nur zum stummen Toast in meine Richtung.
Catherine kam an die Tür und winkte uns herein, aber Wanda blieb lächelnd in der Diele stehen. » Es ist so ein schöner Tag«, meinte sie. » Gehen wir ein bisschen spazieren. «
» Spazieren? Sie haben uns gute Nachrichten versprochen « , erinnerte ich sie. » Werden wir heute ihre Mutter sehen? « Die Rusakovas fragten sich offensichtlich dasselbe, denn sie wurden unruhig und bauten sich bedrohlich vor uns auf.
Kent grinste und schob etwas in seinem Mantel zurecht. Pietr und Max nahmen mich in die Mitte. Cat trat hinter mich und Alexi kam heran und blieb neben ihr stehen.
» Das werden wir « , versicherte Wanda.
Kent öffnete wieder die Haustür und ließ die Herbstbrise hereinwehen.
Die Rusakovas richteten sich erschrocken auf, rümpften die Nasen und verzogen angewidert die Gesichter.
» Officer Kent sollte vielleicht mal duschen « , zischte Max und kniff die Augen zusammen.
» Oder ersaufen « , meinte Cat und hielt sich die Nase zu.
Wanda zog zwinkernd einen kleinen Beutel aus der Hemdtasche und ließ ihn vor meiner Nase baumeln.
Ich schnupperte daran. » Pfui Teufel! « Das Ding verbreitete denselben Gestank, den ich aus dem Wagen kannte.
» Ich glaube, die werden wir nicht brauchen « , meinte sie zu Kent. » Wenn
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