Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben
Abend … «
» Erinnerst du dich an irgendwas danach? «
Ich schüttelte den Kopf und bedauerte es sofort.
Er murmelte etwas.
» Wie? «
Aber er murmelte immer noch. » Hätte nie gedacht … «
» Max, wovon redest du? « In meinem Kopf brauste es – also legte ich ihn in meine Hände, bevor er noch explodierte.
Er gab keine Antwort, sondern klappte sein Handy auf. Aus seinem Mund polterte eine Reihe russischer Worte. Alle viel zu laut. Zur Antwort schallte es in gleicher Weise zurück. Cats Stimme.
» Da, wie ausradiert. Kann er …? Scheiße. «
» Cat wird dir wegen der Schimpfwörter die Hölle heiß machen « , mahnte ich. Autsch.
» Njet. Sie riecht okay. «
Ich roch ziemlich sicher nicht okay. Nicht nach meiner Kotz-Einlage.
» Njet, Cat. Das hat er nicht … Njet. Sonst hätte ich ihm die Ei… «
Cat ließ noch mehr Russisch vom Stapel.
» Njet. Ich bringe sie rüber « , bellte Max.
» Was? « , fragte ich.
» Das müssen wir besprechen, Cat. « Er legte auf. » Schnall dich an « , befahl er und sah in den Rückspiegel.
» Verdammt, Max. Ich weiß vielleicht nicht, wie ich hierhergekommen bin, aber blöd bin ich auch nicht. Was ist hier los? «
Er beugte sich über mich und zog die Tür zu.
Ich kämpfte eine Weile mit dem Gurt, bis er einschnappte. Wieder drangen Bilder auf mich ein. Derek und ich, wie wir uns auf dem Rücksitz des Mercedes küssen. Nein. Unmöglich. Ich wollte die Erinnerung besser zu fassen bekommen. Etwas stimmte nicht ganz. Die Perspektive? Ich sah mehr von mir als von Derek – als wäre ich Derek. Als wäre die Erinnerung …
Mein Magen rebellierte, als es mir klar wurde. Niemals fuhr ich irgendwohin, ohne den Gurt anzulegen.
» Halt! « , rief ich, als Max gerade wieder anfahren wollte. Mein Kopf war kurz davor, wie eine überreife Melone in zwei Hälften zu springen. Gerade noch rechtzeitig stemmte ich die Tür wieder auf und erbrach mich noch einmal.
» Max « , flüsterte ich. » Ich muss jetzt wissen, was los ist. «
» Hier, trink das. « Er reichte mir eine Flasche Gatorade.
Ich gurgelte damit und spuckte aus, bevor ich einmal vorsichtig nippte. Dann trank ich noch ein paar Schlucke und schraubte den Deckel wieder zu.
Ruhig und wohlüberlegt – vorsichtig – erklärte er: » Du warst aus mit Derek. Ihr hattet was zu essen und dann wurde dir furchtbar schlecht und der Idiot wusste nicht, was er tun sollte, also hat er mich angerufen, damit ich dich abhole, weil er weiß, dass ich einen Führerschein habe und wir uns kennen. « Sein Blick wanderte wieder zu mir herüber.
» Augen auf die Straße « , schimpfte ich.
Er gehorchte. » Jessie, so eine Nahrungsmittelvergiftung kann einen völlig umhauen. « Seine Kiefer mahlten unaufhörlich. » Derek ist ein Egoist. Und unzuverlässig dazu. « Er öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und meinte schließlich mit verzerrter Miene: » Jessie, du musst dich von Derek fernhalten. Tu’s für mich. «
» Max … « Die Uhr in der Armaturentafel leuchtete gnadenlos. » Mein Termin! Wie konnte ich das vergessen? Ich muss zur Therapie. Wenn ich nicht … «
Er nickte knapp, wendete verbotenerweise mitten auf der Straße und fuhr mich zu Dr. Jones, ohne ein einziges weiteres Wort zu sagen.
27
K annst du gut schlafen? « , fragte Dr. Jones, wobei ihre Stimme in meinem ausgehöhlten Schädel widerhallte.
» Nein « , stöhnte ich. » Ich habe immer noch Albträume. «
» Mm-hmm. « Sie kritzelte etwas auf ihr blödes Klemmbrett. Ebenfalls viel zu laut.
» Dein Vater macht sich Sorgen. «
» Das weiß ich. «
» Und er sorgt sich noch mehr, seit er den Revolver gefunden hat. «
Ich riss den Kopf hoch. » Wovon reden Sie da? « , ächzte ich.
Das Unbehagen schnürte mir den Magen ein.
» Von dem Revolver, den er unter deinem Kopfkissen gefunden hat. «
Da war Dad mir tatsächlich ein Mal mit dem Wäschewaschen zuvorgekommen, und mir war gar nicht aufgefallen, dass die Waffe nicht mehr unter meinem Kissen lag. Keine Frage, in Sachen Rumgetrickse war ich blutige Anfängerin.
» Fürchtest du dich vor jemandem? «
Diesmal drehte ich den Kopf ganz behutsam, verlor aber trotzdem fast die Orientierung, als ich sie direkt ansah. » Nein. «
» Aber warum schläfst du dann mit einer Waffe unter dem Kissen? «
Ich dachte nach. Scharf nach. » Ich bin Wettkampfschützin und habe eine neue Waffe geliehen bekommen. Nach einer alten Trainingsmethode macht sich der Schütze besonders gut mit einer Waffe
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