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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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begriff, wie das Amy entgehen konnte. » Lass ihn sitzen « , schnurrte er, legte seine Hände neben ihr aufs Polster und stützte sich auf die Knie, sodass sich ihre Nasen fast berührten.
    » Ich … « Sie schluckte und war in seinem Blick gefangen.
    » Brauchst du einen Grund? « , flüsterte er mit heiserer Stimme. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her und musste wegsehen. Hier entspann sich etwas sehr Persönliches. Aber ich musste doch immer wieder hinsehen: meine beste Freundin und Pietrs älterer und eindeutig heißer Bruder.
    Amy saß völlig reglos und wie verzaubert da, als Max sich vorbeugte und sie küsste. So als kenne er sie. Als arbeiteten seine Lippen an einem leidenschaftlichen Versprechen.
    Schwieriger als das Hinsehen war es, nicht hinzusehen.
    Pietr räusperte sich und erwischte mich beim Blinzeln.
    Max zog den Kopf langsam zurück, legte ihn zur Seite und ließ Amys Gesicht nicht aus den Augen, während es sich von Zartrosa in ein Tiefrot verfärbte.
    » Ich brauche mehr als das « , flüsterte sie.
    Max beugte sich wieder vor …
    » Nein! « Sie lachte und schob ihn von sich. » Ich sagte nicht mehr davon. Du Spinner! « , schimpfte sie.
    Max lehnte sich wieder zurück. » Was brauchst du, um von ihm loszukommen? «
    Pietr schlug einen Bagger vor.
    Amy sah mich hilfesuchend an, aber ich verschränkte meine Arme vor der Brust. » Nenn deinen Preis. Max wird dir ganz offensichtlich so viel « – ich wedelte mit der Hand in der Luft – » von dem geben, wie du brauchst. Aber was ist nötig, damit du Marvin die Stirn bietest? Und mit ihm Schluss machst? «
    Amy spielte mit ihren Fingern und biss sich unentschlossen auf die Unterlippe. Für einen Moment schloss sie die Augen. Sie schlug sie mit einem schmerzlichen und sehr aufrichtigen Ausdruck wieder auf.
    Max legte seine Rechte auf Amys zitternde Hand und beruhigte sie. » Was brauchst du? «
    So traurige Augen hatte ich noch nie gesehen. Sie sagte zwar: » Schutz. Und einen Ort zum Schlafen « , aber ich hörte heraus: einen Helden. Ihr Gesicht verzog sich in einem Schmerz, den sie wochenlang verborgen haben musste. Sie schob Max’ Hand weg und barg den Kopf zwischen den Knien. Ein einziger Schluchzer durchfuhr ihren Körper.
    Max blickte mich verblüfft an. Hilflos.
    Ich sah ihn böse an. Er war so ein gewiefter Charmeur und wusste, wie man sich Mädchen angelte. Reihenweise. Aber eines kam für Amy jetzt ganz bestimmt nicht infrage: sich in dieser Reihe hinten anzustellen. Ich dachte an Stella Martin. Wie würde es ihr gehen, wenn Max sie einfach abservierte? Genau wie Sarah, wenn sich Pietr für mich entschied. Sie wären verzweifelt und würden sich betrogen fühlen. Verdammt.
    Amy brauchte wirklich einen Helden, und so sehr ich auch hoffte – Max war der Sache nicht gewachsen. Noch nicht.
    » Platz da « , sagte ich. Ich legte den Arm um sie und strich ihr übers Haar. » Wir bekommen das irgendwie hin. Das wird schon. «
    Sie wurde von Schluchzern geschüttelt. Aus dem Tiger meiner Kindheit, dem einzigen Mädchen, das ich zu verstehen glaubte, war ein Kätzchen geworden.
    Max rappelte sich auf und zog sich in die hinterste Ecke des Zimmers zurück. Mit hoch erhobenem Kinn stand er da. Was er jetzt wohl dachte?
    Und dann sah ich die Kette an seinem Hals schimmern und begriff, dass er Amy wirklich haben wollte, aber nicht so wie die anderen, die sich ihm an den Hals warfen. Vielleicht war er seiner Heldenrolle ja schon näher, als wir beide dachten.
    Ich hatte mich nie zu den Mädchen gezählt, die Jungs wirklich verstehen. Auch Max und Pietr bestärkten mich am Montagmorgen nicht in meinen Fähigkeiten. Und dann hinterließ Wanda auch noch eine Nachricht, ich solle mich von den Rusakovas fernhalten … Da die ganze Situation aber so seltsam war, blieb ich den Werwölfen ganz besonders nah.
    Das Absurde hatte wieder die Oberhand in meinem Leben gewonnen.
    So wie Max mich von Derek fernhielt, hätte er gleich mit mir gehen können. Zum Unterricht schaffte er es wohl kaum. Er war der verrückteste Anstandswauwau, den ich je erlebt hatte. Max blieb mir immer auf den Fersen und hielt mit seiner schieren Größe und schroffen Art Derek in Schach. Pietr beobachtete das Ganze misstrauisch – als gäbe es da etwas, was man selbst ihm nicht gesagt hatte.
    » Also, was ist da los? « , fragte mich Amy in der Pause auf dem Mädchenklo. Wir verbrachten hier inzwischen so viel Zeit, dass ich schon überlegte, es etwas gemütlicher

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