Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
Vom Netzwerk:
Hommage an Melanie, Wills erste Frau und Lauras Mutter, war mit dem Leben nicht mehr zurechtgekommen. Im Verlauf der ganzen Handlung erscheint sie Jack und beschimpft ihn wegen seiner Grausamkeit gegenüber Marie.
    Als er etwa bis zur Mitte des Manuskripts gekommen war, stellte Will fest, dass er sich zu nüchtern zum Weiterlesen fühlte, und schenkte sich drei Fingerbreit nach. Er wartete, bis der Drink Wirkung zeigte, und las dann bis zum bitteren Ende weiter, bis zu Maries Selbstmord, den eine schluchzende Amelia mit ansieht, und Vickis Entscheidung, sich aus ihrer eigenen verhängnisvollen Beziehung zu lösen und sich einen umgänglicheren, aber weniger leidenschaftlichen Mann zu suchen. Und Jack? Er zieht weiter zu Sarah, Maries Cousine, die er bei deren Beerdigung kennenlernt. Die Abrissbirne ist nach wie vor auf Touren.
    Will legte das Manuskript zur Seite und fragte sich, warum er nicht weinte.
    So also sah ihn seine Tochter. War er wirklich eine so lächerliche Figur?
    Er dachte an seine Ex-Frauen, die zahllosen Freundinnen und One-Night-Stands und an Nancy. Die meisten seiner Bekanntschaften waren ziemlich hübsch gewesen. Er dachte an seine Tochter, die unter seinem Ruf litt. Er dachte an …
    Plötzlich hielt er mit seiner Nabelschau inne. Er nahm das Manuskript und schlug es aufs Geratewohl auf.
    »Elender Mist!«
    Die Schrifttype.
    Es war Courier, zwölf Punkt, die gleiche wie auf den Doomsday-Postkarten.
    Er hatte nicht mehr an seine anfängliche Irritation über die Schrifttype auf den Postkarten gedacht, eine alte Type aus seligen Schreibmaschinenzeiten, die im Zeitalter von Computern und Druckern eher selten benutzt wurde. Times New Roman, Garamond, Arial, Helvetica – diese Schriften hatten sich als Standards in der Welt der Menüleisten durchgesetzt.
    Er recherchierte im Internet und fand die Erklärung: Courier 12 war die obligatorische Schriftart für Drehbücher, ein absolutes Muss. Wenn man bei einem Produzenten ein Manuskript in einem anderen Format einreichte, wurde man ausgelacht. Und ein weiterer Treffer: Courier 12 wurde auch häufig von Programmierern zum Schreiben von Quellcodes benutzt.
    Mit einem Mal hatte er ein Bild vor Augen. Zwei Drehbücher, verfasst von »Peter Benedict«, und ein paar schwarze Pentel-Stifte, die auf einem weißen Schreibtisch neben einem Bücherregal voller Computerbücher lagen. Und dazu Mark Shackletons Bemerkung: ›Ich glaube nicht, dass ihr den Typen fassen werdet.‹
    Will dachte eine Weile über diese Gedankenverbindung nach, auch wenn sie sehr sonderbar war, doch dann verwarf er die Vorstellung, dass sein ehemaliger Zimmergenosse etwas mit dem Doomsday-Fall zu tun haben könnte. Shackleton, der ewige Streber, sollte in New York herumlaufen, Leute erstechen und erschießen, Angst und Schrecken verbreiten? Also bitte!
    Dennoch war die Schrifttype auf den Postkarten ein noch nicht überprüfter Hinweis – das spürte er jetzt ganz genau, und er wusste, dass es fahrlässig wäre, einer solchen Ahnung nicht nachzugehen, zumal alle anderen Spuren in die Sackgasse geführt hatten.
    Er schnappte sich sein Handy und schickte Nancy eine SMS: »Müssen Drehbücher lesen. Doomie könnte Filmautor sein.«

28. Juli 2009 – Las Vegas
    Sie spürte die kühlen, glatten Glieder des 14-karätigen Goldarmbands auf der Haut und strich mit den Fingerspitzen über die Diamanten, die das schmale, rechteckige Ziffernblatt der Uhr säumten.
    »Die hier gefällt mir«, murmelte sie.
    »Eine ausgezeichnete Wahl, Madame«, sagte der Juwelier. »Diese Harry Winston ist sehr beliebt. Sie heißt The Avenue Lady.«
    Der Name brachte sie zum Lachen.
    »Hast du gehört, wie sie heißt«, fragte sie ihren Begleiter.
    »Ja.«
    »Ist das nicht perfekt?«
    »Wie viel?«, fragte er.
    Der Juwelier schaute ihm in die Augen. Wenn der Mann ein Japaner, Koreaner oder Araber gewesen wäre, hätte er gewusst, dass der Verkauf unter Dach und Fach war. Aber bei Amerikanern mit Khakihosen und Baseballkappen war das schwer einzuschätzen. »Ich kann sie Ihnen heute für 24000 Dollar verkaufen, Sir.«
    Sie riss die Augen auf. Das war die teuerste. Trotzdem, sie wollte diese Uhr unbedingt haben, und damit er auch Bescheid wusste, berührte sie nervös seinen bloßen Unterarm.
    »Wir nehmen sie«, sagte er, ohne zu zögern.
    »Sehr gut, Sir. Wie möchten Sie bezahlen?«
    »Setzen Sie sie auf meine Zimmerrechnung. Wir wohnen in der Piazza Suite.«
    Der Juwelier musste ins Hinterzimmer gehen, um den

Weitere Kostenlose Bücher