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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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verkauft?«
    »Nein! Es lief ganz anders. Er nannte mir Namen, ich habe ihm die Daten gegeben. Das war alles. Es war für alle Beteiligten ein gutes Geschäft. Ich habe die Datenbank behalten. Niemand außer mir hat sie.«
    »Du hast den gesamten Datenbestand?«
    »Nur den Teil für die Vereinigten Staaten. Desert Life ist nur in den USA tätig. Die universale Datenbank war zu groß, um sie mitgehen lassen zu können.«
    Will wurde bei diesen ungeheuerlichen Erklärungen fast schwindlig. »Da steckt doch noch ein bisschen mehr dahinter, ein kleiner Extrakick, oder?«
    Mark schwieg und spielte an seinen Händen herum.
    »Du wolltest mir Probleme machen, stimmt’s? Du hast dir für dieses ekelhafte Schauspiel New York ausgesucht, weil das mein Revier ist. Du wolltest mich in die Scheiße reiten. Hab ich recht?«
    Mark ließ den Kopf hängen wie ein schuldbewusstes Kind. »Ich war immer eifersüchtig auf dich«, flüsterte er. »Als wir zusammengewohnt haben, meine ich. Ich habe in der Highschool nie jemanden kennengelernt, der so war wie du. Alles, was du angefangen hast, ist ein Erfolg geworden. Alles, was ich …« Seine Stimme verklang. »Als ich dich letztes Jahr bei dem Treffen gesehen habe, ist das alles wieder hochgekommen.«
    »Wir haben uns doch bloß im ersten Studienjahr das Zimmer geteilt, Mark. Neun Monate, als wir noch nicht mal richtig erwachsen waren. Wir waren ganz andere Menschen als heute.«
    Mark nickte kläglich und bemühte sich um Gelassenheit. »Ich hatte gehofft, dass du nach dem ersten Jahr weiter mit mir zusammenwohnen würdest. Aber du hast ihnen geholfen. Du hast ihnen geholfen, mich ans Bett zu fesseln.«
    Will kribbelte die Haut. Was für ein erbärmlicher Typ das war. In Marks Verhalten und Motiven war nicht das kleinste bisschen Stolz zu entdecken. Alles drehte sich nur um Selbstverachtung, Selbstmitleid und infantile Wünsche, die er hinter seiner Hyperintelligenz verstecken konnte. Okay, der Junge war traumatisiert worden, und okay, er hatte ein schlechtes Gewissen gehabt wegen seiner unrühmlichen Rolle in der Posse, aber das Ganze war schließlich nichts weiter als ein harmloser Studentenstreich gewesen! Der Mann, der sich in diesem Hotelzimmer verkroch, war abstoßend und gefährlich, und Will musste sich beherrschen, keinen kräftigen Schwinger auf Marks schmalem, spitzem Kinn zu landen.
    Mit einem Schlag hatte sich diese jämmerliche Kreatur ihr Leben zerstört. Will wollte mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Er wollte nur noch in Pension gehen und in Ruhe gelassen werden. Andererseits war ihm klar, dass nichts mehr so wie früher sein konnte, wenn man erst einmal von dieser Bibliothek erfahren hatte. Er musste nachdenken, aber zunächst einmal musste er überleben.
    »Verrat mir mal eins, Mark, hast du mich nachgeschlagen?«, sagte er herausfordernd. »Werde ich heute aus dem Verkehr gezogen?« Während er auf die Antwort wartete, dachte er: Und wennschon. Was habe ich denn für ein Leben? Ich mache nur Nancy unglücklich, genau wie alle anderen Frauen. Antworte endlich!
    »Nein. Und ich auch nicht. Wir sind beide HDH.«
    »Was heißt das?«
    »Hinter dem Horizont. Unsere Todesdaten stehen nicht in den Büchern. Die Listen hören im Jahr 2027 auf. Area 51 hat eine Lebenserwartung von achtzig Jahren.«
    »Warum hören sie auf?«
    »Das wissen wir nicht. Es gab Hinweise auf einen Brand im Kloster. Eine Naturkatastrophe? Irgendwelche politischen Gründe? Religiöse? Das wird man nie erfahren. Aber so ist es.«
    »Dann lebe ich also über das Jahr 2027 hinaus«, sagte Will beinahe wehmütig.
    »Ich auch«, erinnerte ihn Mark. »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Okay.«
    »Sie suchen dich, weil du darauf gekommen bist, dass ich es war, oder?«
    »Ja. Ich hatte dich am Arsch.«
    »Aber wie hast du das geschafft?« Er wollte es unbedingt wissen. Es nagte an ihm wie ein ungelöstes mathematisches Problem. »Ich bin sicher, dass ich keine Spuren hinterlassen habe.«
    »Ich habe dein Drehbuch in der Registratur der WGA gefunden. Erste Fassung, ein Haufen uninteressanter Namen. Zweite Fassung, ein Haufen hochinteressanter Namen. Du musstest es jemandem mitteilen, nicht wahr? Auch wenn es ein ganz privater Scherz war, den niemals jemand mitbekommen würde.«
    Mark war verblüfft. »Aber wie bist du überhaupt auf die Idee mit den Drehbüchern gekommen?«
    »Die Schrifttype auf den Postkarten. Die wird heutzutage nicht mehr viel benutzt, es sei denn, man schreibt

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