Die Namen der Toten
keine Ahnung hatten, für welche Art von Tätigkeit sie die Leute auswählten. Sie wussten nur, welche Fähigkeiten verlangt wurden. Erst beim zweiten oder dritten Einstellungsgespräch, und auch dann nur mit Erlaubnis ihrer Vorgesetzten, durften sie preisgeben, dass es um einen Job in Area 51 ging. »Meinen Sie den Ort, an dem Außerirdische festgehalten und Ufos eingelagert werden?«, wurden sie immer wieder gefragt, worauf sie lediglich antworten durften: »Das ist eine streng geheime Anlage der Regierung, die wichtige Aufgaben der Landesverteidigung erfüllt. Das ist alles, was wir Ihnen im Moment mitteilen dürfen. Sollte Ihre Bewerbung allerdings erfolgreich sein, dann gehören Sie einer kleinen Gruppe von Regierungsbediensteten an, die volle Kenntnis über die Forschungsarbeiten in Area 51 hat.«
Der übrige Vortrag lief in etwa darauf hinaus: »Sie werden in ein Eliteteam aus Wissenschaftlern und Forschern aufgenommen, darunter einige der klügsten Köpfe dieses Landes. Sie haben Zugang zu den modernsten Hard-und Software-Technologien der Welt. Sie sind in die geheimsten Unterlagen der USA eingeweiht, Informationen, von deren bloßer Existenz nur eine Handvoll höchster Regierungsangehöriger weiß. Als Entschädigung dafür, dass Sie Ihren hochbezahlten Job in der freien Wirtschaft oder Ihre unkündbare Stellung als Akademiker aufgeben, erhalten Sie eine kostenlose Unterkunft in Las Vegas, zahlen niedrigere Einkommenssteuern und bekommen einen staatlichen Zuschuss für den Collegebesuch Ihrer Kinder.«
Ein derartiges Angebot war einmalig. Die meisten Bewerber waren so fasziniert, dass sie nicht lange überlegten und sich auf eine Überprüfungs-und Untersuchungsphase einließen, die sechs bis zwölf Monate dauerte und in deren Verlauf sie von Spezialagenten und Profilern des Verteidigungsministeriums auf Herz und Nieren überprüft wurden. Es war ein mörderisches Ausleseverfahren. Nur einer von fünf Bewerbern erhielt am Ende einen Unbedenklichkeitsbescheid als Geheimnisträger.
Die für geeignet befundenen Bewerber wurden zu einem Abschlussgespräch mit dem Associate General Counsel vom Office der Navy ins Pentagon eingeladen. Seit der Gründung durch James Forrestal war die Navy für NTS 51 zuständig, und beim Militär hielten sich solche Traditionen hartnäckig. Der Marineanwalt, der selbst nichts über die inhaltliche Arbeit in Area 51 wusste, legte dem Bewerber einen Arbeitsvertrag vor und ging mit ihm die Einzelheiten durch, darunter auch die schweren Strafen, die auf Verstöße gegen die Sicherheitsbestimmungen und vor allem gegen die Geheimhaltungspflicht standen.
Als wäre die Androhung von zwanzig Jahren Haft in Leavenworth nicht schon abschreckend genug, musste sich der Neuling, sobald er seinen Dienst antrat, Gerüchte anhören, denen zufolge Leute, die den Mund nicht hielten, von Geheimagenten der Regierung zum Schweigen gebracht wurden. »Erfahre ich jetzt etwas über meine Aufgabe?«, wurde der Marineanwalt gewöhnlich gefragt. »Auf keinen Fall«, lautete die Antwort.
Denn sobald der Bewerber den Inhalt des Vertrags kannte und sich mündlich damit einverstanden erklärt hatte, war eine weitere Sicherheitsüberprüfung fällig, ein sogenanntes Special Access Program oder SAP-NTS 51, bei dem noch ein paar Bewerber ausgesiebt wurden. Erst wenn die allerletzten Unklarheiten ausgeräumt waren, die Zugangsberechtigung erteilt und der Vertrag unterschrieben war, wurde der Neuling zum Stützpunkt am Groom Lake geflogen, wo er die Wahrheit über seine Tätigkeit erfuhr. Die wurde ihm vom Personalchef beigebracht, einem todernsten Konteradmiral der Navy, der an seinem Schreibtisch in der Wüste hockte wie eine Ente auf dem Trockenen und sich wünschte, er bekäme jedes Mal hundert Dollar, wenn er hörte: »Heiliger Strohsack, mit so etwas hätte ich nie gerechnet!«
Mark wurde ruhiger, als er den Scanner passiert hatte, ohne Alarm auszulösen oder von den Aufpassern und Malcolm Frazier gefilzt zu werden. Aufzug Nummer eins stand bereit. Als die ersten zwölf Männer eingestiegen waren, schloss sich die Tür, und die Kabine senkte sich sechs Stockwerke tief durch etliche Schichten Stahlbeton. Dann wurde der Aufzug langsamer und hielt am Hauptforschungslabor an. Das gigantische Gewölbe allerdings, in dem Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgfältig überwacht wurden, lag noch achtzehn Meter tiefer. Ende der 1980er Jahre war es für etliche Milliarden Dollar auf den neuesten Stand der
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