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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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liefen auf die U.S. Navy.
    Als er den Militärflugplatz ansteuerte, funkte der Co-Pilot: »JANET 4 bittet um Landeerlaubnis am Groom Lake, Landebahn 14 links.«
    JANET. Der Funkcode für Joint Air Network for Employee Transportation, gemeinsame Luftverbindung für die Beförderung von Mitarbeitern. Eine typische Geheimdienstbezeichnung. Die Pendler nannten ihn anders: Jet An Nicht Existierendes Terminal.
    Als die Reifen aufsetzten, schreckte Mark aus dem Schlaf hoch. Die Maschine bremste scharf, und unwillkürlich stemmte er sich mit den Füßen ab, um den Druck des Sitzgurtes zu mindern. Er schob die Jalousie am Fenster hoch und sah blinzelnd auf das von der Sonne gebackene, mit Gestrüpp überwucherte Terrain. Er war verspannt, ihm war nicht gut, richtig übel sogar, und er fragte sich, ob er so seltsam aussah, wie er sich fühlte.
    »Ich dachte schon, ich muss Sie wecken.«
    Mark drehte sich zu dem Mann auf dem mittleren Sitz um. Er war beim Russlandarchiv, ein Typ mit einem fetten Hintern namens Jacobs. »Nicht nötig«, sagte Mark, so sachlich er konnte. »Ich schaffe es schon.«
    »Habe Sie auf dem Flug noch nie schlafen sehen«, stellte der Mann fest.
    War Jacobs wirklich beim Archiv? Mark tat es mit einem Achselzucken ab. Sei nicht paranoid, dachte er. Natürlich ist er dort. Keiner von den Wächtern hat einen fetten Arsch. Das waren durchtrainierte Typen.
    Bevor sie sich nach unten begeben durften, in den kühlen Schoß der Erde, mussten die 635 Mitarbeiter von Gebäude 34, allgemein Truman Building genannt, eine der gefürchteten Prozeduren über sich ergehen lassen, das A&D beziehungsweise Ausziehen und Durchsuchen. Als der Bus sie vor dem hangarartigen Bau absetzte, verteilten sie sich, nach Geschlechtern getrennt, auf zwei verschiedene Eingänge. In jedem Gebäudeteil standen lange Spindreihen, ähnlich wie in einer Vorstadt-Highschool. Mark ging mit entschlossenen Schritten zu seinem Spind, der sich auf halber Höhe des langen Korridors befand. Viele seiner Kollegen trödelten gern herum und kamen erst im letzten Moment zur Durchsuchung, aber Mark wollte heute so schnell wie möglich nach unten.
    Er öffnete sein Kombinationsschloss, zog sich bis auf die Unterhose aus und hängte seine Kleidung an die Haken. Ein frischer olivgrüner Overall mit einem auf die Brusttasche gestickten »Shackleton, M.« lag ordentlich gefaltet auf der Bank des Umkleideraums. Er schlüpfte hinein; schon seit langem durften die Mitarbeiter nicht mehr mit Straßenkleidung in die Anlage. Alles, was die Angestellten bei der Anfahrt mitbrachten, musste in den Umkleideräumen zurückgelassen werden. Überall lagen Bücher, Zeitschriften, Stifte, Handys und Brieftaschen auf den Regalen. Mark beeilte sich und schaffte es fast bis an die Spitze der Schlange, die zum Durchsuchen anstand.
    Der Magnetometer wurde von zwei Aufpassern flankiert, humorlosen jungen Männern mit Bürstenhaarschnitt, die jeden Mitarbeiter einzeln mit einer militärisch knappen Handbewegung durchwinkten. Mark, der als Nächster dran war, wartete auf das Zeichen zum Durchgehen. Er bemerkte, dass Malcolm Frazier da war, der Chef des Sicherheitsdienstes, der Oberaufpasser, und die morgendliche Durchsuchung überwachte. Er war ein furchteinflößender Hüne mit aberwitzig muskulösem Oberkörper und einem Quadratschädel, wie ihn sonst nur die Schurken im Comic haben. Mark hatte im Lauf all der Jahre kaum ein Wort mit Frazier gewechselt, obwohl die Wachleute Zugriff auf einige seiner Protokolle hatten. Mark versteckte sich lieber hinter seiner Gruppenleiterin und ließ sie sich mit Frazier und seiner Bande herumschlagen. Frazier war früher beim Militär gewesen, dann bei den Spezialeinsatzkräften, und mit seiner missmutigen Testosteronvisage jagte er Mark richtig Angst ein. Aus Gewohnheit mied er jeden Blickkontakt, und heute senkte er sogar den Kopf, als er den durchdringenden Blick des Mannes auf sich spürte.
    Die Untersuchung diente nur einem einzigen Zweck: Es sollte verhindert werden, dass irgendein Fotoapparat oder Aufnahmegerät in die Anlage mitgenommen wurde. Morgens gingen die Mitarbeiter bekleidet durch die Scanner. Nach Feierabend liefen sie splitternackt durch, da die Scanner kein Papier aufspüren konnten. Unter der Erde lag eine Isolierzone. Nichts kam rein, nichts kam raus.
    Das Gebäude 34 war die am besten isolierte Anlage in den USA. Die dort beschäftigten Angestellten waren von Anwerbern des Verteidigungsministeriums ausgesucht worden, die

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