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Die namenlose Schoene

Die namenlose Schoene

Titel: Die namenlose Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose Smith
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sich der Tür, und als sie öffnete, schlug sein Herz schneller. Sie trug wieder das weiche Flanellnacht hemd und den
    Hausmantel.
    „Sie haben noch nichts gegessen”, stellte er fest.
    „Frühstück und Mittagessen”, erwiderte sie abweisend.
    „Drei Mahlzeiten sind besser als zwei. Wenn Sie heute Abend nichts essen, fehlt Ihnen morgen früh die Energie.”
    Sie zögerte. „Es ist schon spät, Tucker, und ich habe keinen Hunger.”
    Entschuldigen war ihm schon immer schwer gefallen. „Ich wollte nicht, dass Sie sich heute Abend Sorgen machen, Emma.”
    Sie betrachtete ihn, als wollte sie ihm auf den Grund der Seele blicken.
    „Soll ich nach unten kommen, oder wollen Sie hier drinnen essen?”
    fragte sie leise.
    „Stört es Sie, wenn wir in Ihrem Zimmer essen?”
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich vertraue Ihnen, Tucker.”
    Er schluckte heftig und hoffte inständig, sich ihres Vertrauens würdig zu erweisen.
    Sie gab die Tür frei, und er stellte das Tablett aufs Bett. Dann nahm er einen Teller und setzte sich in den Schaukelstuhl.
    Emma schob zwei Kissen gegen das Kopfteil und lehnte sich dagegen.
    Nachdem sie eine Weile schweigend gegessen hatten, fragte sie: „Hatten Sie eine n harten Tag?”
    „Es gab schon schlimmere, aber wir vermuten, dass Ihr Räuber wieder zugeschlagen hat. Ich habe es nicht gern, wenn so ein Kerl in Storkville herumläuft.”
    „Hat er jemanden verletzt?”
    „Der Frau passierte zum Glück nichts.”
    „Konnte sie ihn beschreiben?” fragte Emma.
    „Nein. Er hatte einen Nylonstrumpf über den Kopf gezogen, genau wie der Mann, der Sie überfiel. Tante Gertie meinte, er wäre von mittlerer Größe gewesen. Die Frau sagte heute das Gleiche. Leider gibt es hier viele Männer, auf die diese Beschreibung zutrifft. Einige sah ich bei meinem letzten Einsatz in der Red Ball Tavern.”
    „Tante Gertie hat mir erzählt, dass sich dort Motorradfahrer aufhalten.”
    „Nicht nur Biker, sondern auch Männer aus der Stadt, denen es nicht sonderlich gut geht. Andere suchen nur Entspannung oder Ärger. Der Besitzer rief uns, weil er Ärger befürchtete.”
    „Gab es welchen?”
    „Nein. Heute kamen wir rechtzeitig hin. Barry und ich spielten für einen der Männer Taxi. Er tat mir Leid. Er verlor im Herbst die Arbeit, als die Textilfabrik in Cedarton schloss. Er muss erst begreifen, dass er die Hypothek nicht davon bezahlen kann, dass er im Red Ball trinkt und Geld beim Poolbillard setzt.”
    Emma nahm einen Schluck Milch. „Interessieren Sie sich für alle Problemfälle?”
    „In Chicago hatte ich mit ganz miesen Typen zu tun, aber ich fand auch heraus, dass Menschen auf der falschen Seite des Gesetzes stehen, weil sie es nicht besser wissen oder man es ihnen nicht beigebracht hat. Andere wiederum hatten gar keine andere Wahl. Wenn ich etwas ändern konnte, versuchte ich es wenigstens.”
    „Sie sind ein guter Mensch, Tucker.”
    Wenn sie ihn so ansah, glaubte er ihr fast. Sie sah hinreißend aus, wie sie auf dem Bett saß, Spuren der Milch an den Lippen. Es wäre so einfach gewesen, sich zu ihr zu setzen, sie zu küssen, und sich der Lust zu überlassen. Doch es wäre falsch gewesen.
    Sobald er aufgegessen hatte, trat er zum Bett und stellte seinen Teller auf das Tablett.
    Emma folgte seinem Beispiel und stand auf. „Danke, dass Sie das Essen herauf gebracht haben. Ich hatte ja doch Hunger.”
    Die kupferroten Locken umrahmten aufreizend ihr Gesicht. Tucker griff nach einer und spielte damit. „Ich bin nicht daran gewöhnt, mit jemandem über meinen Tag zu sprechen.” „Mit mir können Sie jederzeit darüber sprechen.” Sie war eine gute Zuhörerin. Dabei konzentrierte sie sich auf ihn, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt. Wenn er nicht schnell aus ihrem Zimmer verschwand, würden sie beide es bereuen.
    Er ließ ihr Haar los und griff nach dem Tablett. In der Tür drehte er sich noch einmal um. „Wenn ich mich das nächste Mal verspäte, versuche ich anzurufen.” Als sie ihm zulächelte, ging er zur Treppe. Diese Frau brachte sein Leben durcheinander.
    Doch dieses Durcheinander erzeugte nicht nur Unbehagen, sondern war auch schön, und das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Die Woche verging schnell. Emma war nicht überrascht, dass Tucker auch am Samstag zum Dienst fuhr. Als er jedoch am Sonntag im Keller arbeitete, war sie enttäuscht. Er schien ihr auszuweichen. Zum Abendessen kam er zwar hoch, als sie ihn rief, arbeitete danach jedoch bis zum Schlafengehen

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