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Die namenlose Schoene

Die namenlose Schoene

Titel: Die namenlose Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose Smith
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verändert hatte, fand jedoch keine.
    Sie wirkte unverändert verletzlich und unschuldig, und sie dachte nur an ihre Schwester und nicht daran, was sie selbst durchgemacht hatte.
    Er trat zu ihr und führte sie behutsam zu einem Schaukelstuhl.

    „Sprechen wir über Ihre Schwester.” Er setzte sich auf die Bettkante.
    Ihre Knie berührten einander beinahe.
    „Hat sie sich großen Ärger eingehandelt?” fragte Emma besorgt.
    Verlassen von Schutzbefohlenen. „Ein Schritt nach dem anderen”, sagte Tucker. „Warum hat Ihre Schwester die Zwillinge bei BabyCare und nicht bei Ihnen gelassen?”
    Der Punkt tat Emma sichtlich weh. „Auf dem Anrufbeantworter sagte sie, ich sollte frei sein und mein eigenes Leben ge nießen. Sie hat sich wohl immer als Bürde gesehen. Unsere Mutter arbeitete hart als Sekretärin und erwartete, dass ich mich um Josie kümmere. Als sie starb, war Josie erst dreizehn. Nur noch wir beide waren übrig.”
    Tucker rechnete hastig nach. Emma war jetzt fünfundzwanzig. Offenbar hatte sie ihr Leben lang mehr Verantwortung getragen, als ihr zuzumuten war. War die Amnesie vielleicht ein
    Versuch gewesen, diesem Leben zu entkommen? „Josie wusste doch bestimmt, was Sie für die Kinder empfinden.”
    „Das nahm ich an, aber vielleicht stimmte es nicht. Vielleicht glaubte sie, ich würde auch die Kinder als Bürde betrachten.”
    „Arbeitete Josie?”
    „Ja, aber sie übernahm meistens nur Kurzzeitjobs, weil sie keine besondere Ausbildung besitzt.”
    „Wieso glaubten Sie, Ihre Schwester wäre in Storkville?”
    „Weil ich ein Streichholzbriefchen des hiesigen General Stores fand.
    Darin stand der Name eines Mannes.”
    „Noch etwas? Eine Nummer?”
    „Nein. Sie hatte nur ein kleines Herz gezeichnet und die Namen Josie und Jack hineingeschrieben.”
    „Könnte das der Vater der Kinder sein?”
    „Ich weiß es nicht. Sie verriet mir nichts über den Vater.” Emma biss sich auf die Unterlippe. „Was wird aus den Zwillingen? Hannah hat vorübergehend die Vormundschaft und hängt an den beiden. Aber ich habe sie praktisch großgezogen und liebe sie.”
    Obwohl Tucker sich bemühte, objektiv zu bleiben, griff er nach Emmas Hand. „Sie sind jetzt die nächste Verwandte der Kinder. Hannah hängt tatsächlich an den beiden, aber sie weiß, dass sie die Vormundschaft nur auf Widerruf erhielt. Bestimmt will sie, dass die Kinder glücklich sind und da sind, wo sie hingehören. Und wo das ist, wird klar, wenn man Sie mit den beiden sieht. Wir müssen das Jugendamt verständigen, damit alles geklärt wird. Ich weiß nicht, wie lange das dauert, aber ich werde helfen, wo ich kann.”
    Emma stiegen Tränen in die Auge n.
    „Was ist denn los?” fragte Tucker behutsam.
    „Mir war nie klar, wie isoliert wir auf der Farm lebten. Ich wusste gar nicht, wie es ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Ich hatte immer Josie und dann auch Cal. In den letzten Monaten waren Sie, Tante Gertie, Gwen, Hannah und alle anderen wie eine große Familie für mich.”
    Tucker war sicher, dass Emma nach Hause wollte. Doch er war nicht sicher, ob das für sie und die Zwillinge das Beste war. „Sie sollten jetzt nichts überstürzt unternehmen. Wir rufen Ihren Arzt an. Sprechen Sie mit ihm. Was die Zwillinge angeht, sind hier viele Menschen, die sich um die beiden kümmern. Für Hannah wäre es sicher einfach, könnte sie die Kinder noch ab und zu sehen. Gertie hilft Ihnen bestimmt mit den beiden.
    Wenn Sie bei mir wohnen, sind Sie allen nahe und …”

    „Bei Ihnen?”
    „Nur, bis wir alles geklärt haben. Sobald ich Josies Sozialversicherungsnummer, ihr Geburtsdatum und das Autokennzeichen habe, sollte es nicht schwer sein, sie aufzuspüren.”
    „Wirklich?”
    „Es sei denn, sie ist untergetaucht. Dann könnte es länger dauern. Bis dahin sind Sie bei Menschen, die sich um Sie kümmern.”
    „Sie haben keine Ahnung, wie das mit Zwillingen ist und welches Chaos die zwei anrichten können. Wollen Sie das wirklich in Ihrem Haus haben?”
    Wegen seiner Arbeit war er nicht viel daheim gewesen, als Chad noch ein Baby war. Vielleicht wollte er Emma und den von ihr geliebten Kindern helfen, um für seine Schuld zu zahlen. Er wusste es nicht. Das Gefühl sagte ihm jedoch, Emma noch nicht gehen zu lassen.
    „Genau deshalb sollten Sie bleiben”, behauptete er. „Allerdings sollte ich mit Ihnen nach Cedarton fahren. Ich brauche ein Foto von Josie und die erwähnten Informationen. Die Jugendfürsorge braucht außerdem die

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