Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wurde der Hals eng. Das könnte sie nie. Sich einfach einem fremden Mann hingeben! Oder sogar mehreren! Oder einen fremden Schwanz …
»Was?!?!?! Sie blast dir keinen?!?!«
Männer. Je älter Maria wurde, umso unverständlicher wurden sie ihr. Sie schienen gänzlich anders als Frauen zu funktionieren. Ja, wenn sich Maria die tatsächliche Erinnerung zugestand, war ihr Sexualleben mit Karl immer Spannungen unterworfen. Sie wollte gestreichelt werden, erregt werden, gewollt werden. Er wollte nur – tja, und dabei kam sie sich so benutzt vor. Maria dachte angestrengt nach, wann diese – Geschlechtsakte jemals wirklich wundervoll waren. Ja, am Anfang natürlich. Da hatte er sich immer für sie Zeit genommen. Aber dann. Dann war es immer eher flau gewesen. Nie wirklich schlecht, er hatte sie nie sozusagen vergewaltigt. Doch es war eher eine mechanische Geschichte gewesen. Er hatte ihren Busen gezwirbelt, sie ein bisschen zwischen den Beinen gestreichelt und hatte sich dann auf sie gelegt. Manchmal wollte er sie mit dem Mund zwischen den Beinen liebkosen. Rein prinzipiell mochte sie das. Doch bei Karl hatte sie das Gefühl, es war mit einer Erwartungshaltung verbunden. Tu ich dir was Gutes, tust du mir was Gutes. Und genau das wollte sie nicht, denn er wollte sie immer dabei sehen, und dadurch kam sie sich irgendwie degradiert vor. Marias Hände fühlten sich wie Watte an. Noch nie hatte sie so über ihre Beziehung mit Karl nachgedacht. Vielleicht war sie doch – wie hatte Karl sie genannt: eine frigide Zicke? Ein Polizist tauchte hinter der Autoscheibe auf und grüßte sie, während er ihren Wagen weiterwinkte. Richtig, sie hatte mit ihm im letzten Fall zusammengearbeitet. Es war dabei um Pornos gegangen, die ein Mann von seiner Frau und einem anderen Typen gemacht hatte. Und als sie nicht mehr wollte, hatte er sie umgebracht. Tja, Sex war wirklich eines der beiden großen Themen der Menschheit.
Manchmal hat man Glück. Sie parkten direkt vor dem ›Paradies‹, dem einzigen Club weit außerhalb der Innenstadt. Nun gut, es war Nachmittag, also war noch kein so großer Andrang. Und die Anrainer hatten, wie immer in den Außenbezirken, ihre eigenen Parkplätze. Auch schon das einzig Gute für Maria an einer Wohnung in dieser Gegend. Irgendwann einmal musste sie herausfinden, warum Menschen freiwillig in diese Unbezirke zogen. Keine Infrastruktur, lange zum Arbeitsplatz, hässliche Häuser. Und oft waren die Mieten noch nicht einmal niedriger als in der Stadt. Was war es? Egal. Auch hier hatten die Menschen nach der wichtigsten Nebensache der Welt Sehnsucht – sie klingelten. Nichts.
»Hoffentlich ist da jemand. Es wäre echt blöd, wenn wir noch einmal hier herausfahren müssten. Die anderen machen wir dann mit links. Warum sind die alle eigentlich im gleichen Grätzl?«
»Vielleicht … nun ja … vielleicht … vielleicht, weil die Menschen nach dem Kino dorthin gehen?«
»Sagen Sie bloß … Chef … dass Sie schon einmal nach dem Kino auf diese Idee gekommen sind?«
Maria wurde durch das Öffnen der Tür aus ihrer Antwort entlassen.
»Hi. Seid ihr Mitglieder?«
»Nicht unbedingt, mein Schatz. Wir sind von der Polizei.«
Das Lächeln der Empfangsdame erstarrte. Kaum merklich schob sie die Tür zentimeterweise wieder zu.
»Aha … Und was wollen Sie?«
»Guten Tag. Mein Name ist Kouba, und das ist mein Kollege Roth. Wir ermitteln in einem Mordfall.«
»Bei uns is kaner umkuma.«
»Das wissen wir. Wir möchten uns trotzdem mit Ihnen unterhalten.«
»Wenn’s sei muass.«
Maria amüsierte sich über die Tatsache, dass die Dame sogleich in Dialekt verfallen war, als klar war, worum es ging. Wir san mia, und ihr seid’s die. Keine Kunden, sondern die Arschlöcher.
»Können wir hineinkommen?«
»Es san scho Gäst da.«
»Vielleicht gibt es ein Extrazimmer, in dem wir uns unterhalten können?«
»Hören S’, Frau Kommissar, ich hab da heut wichtige Gäst unten, die nicht erkannt werden wollen. Also lass i kane Fremdn eini. Und da ghörn Sie a dazu. Sie verderbn ja die ganze Stimmung.«
»He, Schatzerl, ich glaub, du bist neu in der Branche. Die Polizei ist dein Freund und Helfer. Und wenn du deine Freunde verärgerst … finden sich sicher irgendwelche Pornos, die da so ohne jegliche Konzession öffentlich gezeigt werden. Und das kostet! Ich weiß nicht, ob dein Chef darüber so eine Freude hätte.«
Maria war beeindruckt. Ihr wäre so schnell nicht so etwas Gutes eingefallen. Sie
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