Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
das?«
Maria Guthaus malträtierte förmlich den Griff ihrer Handtasche.
»Ich weiß nicht, wie … egal: Barbara hatte nicht nur viele Liebhaber, sie verkehrte auch in einschlägigen Lokalen.«
Stille. Maria und Phillip sahen einander an. Ohne Ergebnis. Fragend. Maria rückte ihren Stuhl hinter dem Schreibtisch hervor und beugte sich zu Maria Guthaus.
»Was meinen Sie mit einschlägigen Lokalen?«
Erneute Stille.
»Lokale, in denen man ungezwungen Verkehr miteinander haben kann.«
Wiederum Stille. Dann atmete Phillip hörbar aus.
»Ach, Sie meinen, sie war Stammgast in Swinger-Clubs?«
»Ja.«
Die endgültige Stille. Der Guthaus war es offensichtlich peinlich, so über ihre Freundin und Kollegin zu sprechen. Maria waren solche Themen – wenn sie nicht gerade einen Zuhälter vor sich sitzen hatte – immer peinlich. Und Phillip genoss – ganz Macho – die Situation und seine Vorstellungen. Eigenartig. Dabei waren sie beide doch mehr als dies gewohnt. Doch man hörte selten von einer Frau, die in der Öffentlichkeit stand und in Swinger-Clubs verkehrte – und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Nutten. Ja. Männer in Puffs. Ja. Verunglückte private Spielchen. Ja. Aber eine Frau, die ihr Leben in Swinger-Clubs genoss – und es noch dazu so lange vor der Presse geheim halten konnte?! Die Vorstellung irritierte Maria gleichermaßen, wie sie offensichtlich Phillip erregte.
»Wie lange ging Frau Stein schon in solche Clubs?«
»Ich weiß es nicht mehr. Seit Jahren.«
»Und Sie wussten darüber Bescheid?«
»Ich war ihre Freundin.«
»Okay. Aber warum denken Sie, dass der Mord etwas mit ihrer Geilheit zu tun hat?«
Die Guthaus nestelte erneut an ihrer Handtasche.
»Sie wurde von einem Mann bedroht. Sie hat mir davon erzählt. Wie immer. ›Stell dir vor‹, hat sie gesagt, ›da ist ein … Typ, der will mich ganz für sich haben.‹ Und sie wollte nicht. Sie hat es ihm mehrmals zu verstehen gegeben. Doch er kannte sie aus den Medien. Wusste alles über sie. Und konnte sie so terrorisieren. Mit Anrufen und Besuchen. Sie hat ihm zwar nie aufgemacht, aber er hat nicht locker gelassen. ›Babe‹, habe ich gesagt, ›das ist ein Irrer. Ruf die Polizei.‹ Doch sie hat nur gelacht. Soviel ich weiß, hat sie sich mit ihm dann doch in ihrer Wohnung getroffen. – Und mit ihm geschlafen.«
»Sie hat mit einem Irren, der sie bedroht hat, gefickt?«
Die Guthaus zuckte nur mit den Augenbrauen.
»Ich habe versucht, sie davon abzuhalten.«
»Und Sie denken nun, dass dieser Mann es nicht ertragen hat, dass sich Frau Stein mit Herrn Dornhelm verlobt hat?«
Maria Guthaus nickte. Und brach erneut in Tränen aus. Diesmal war es ein Schluchzen.
»Barbara war so glücklich, als sie Hermann kennen gelernt hat. Sie hätte mit Sicherheit mit dem alten Leben aufgehört. Aber dieser Irre …«
»Der hat sich wohl nicht abhalten lassen. Und hat zum letzten Mal sein Spielchen mit ihr gespielt.«
Ein Aufschluchzen war die Folge von Phillips taktloser Bemerkung. Maria kramte in ihrem Schreibtisch, als sie sah, dass Maria Guthaus die Taschentücher ausgingen. Dankbar nahm die Kabarettistin sie entgegen.
»Wissen Sie seinen Namen?«
»Nein. Oder doch … warten Sie … irgendetwas mit P, Peter oder Paul oder …«
»Bernhard.«
»Nein, es war mit P, Phillip war es auch nicht. Ich weiß es nicht.«
Sie schluchzte erneut auf. Maria schenkte Phillip einen Grinser. Der verhieß so viel wie: Glück gehabt.
»Frau Berger … wir danken Ihnen für Ihre Aussage. Das reicht uns vorerst.«
Maria Guthaus schnäuzte sich, knüllte das Taschentuch zusammen, suchte einen Papierkorb, fand keinen und steckte es in ihre Handtasche.
»Wenn Sie meinen.«
»Beruhigen Sie sich vorerst einmal. Wenn wir Fragen haben, melden wir uns wieder bei Ihnen.«
Die Guthaus schenkte Maria einen dankbaren und schwesterlichen Blick.
»Wissen Sie, sie war so etwas wie eine Schwester für mich.«
»Natürlich. Ruhen Sie sich einmal aus. Dann sehen wir weiter. Vielleicht haben wir bis dahin schon eine Spur.«
Phillip holte den Mantel der Guthaus und schenkte der mühsam um Fassung ringenden Frau ein mitfühlendes Lächeln. Maria machte sich Notizen.
»Sagen Sie, Frau … Berger, die Namen der Clubs, in denen Frau Stein verkehrte, wissen Sie nicht zufällig?«
»Sie … hatte keinen Stammclub. Sie ging immer in den, auf den sie gerade Lust hatte, ›Paradise‹, ›Eros‹, ›Dildo‹ oder wie sie heißen.«
»Ach ja? Soviel ich
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