Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
und auch Phillip auf seinem Sessel zappelte, stand sie auf.
»Ja, also bis Montag dann, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.«
Gottl schrak auf. Er hatte anscheinend völlig vergessen gehabt, dass er noch nicht wieder alleine im Zimmer war. Zuvorkommend ging er zur Tür und machte sie auf – was noch nie, und zwar wirklich absolut noch nie, der Fall gewesen war.
»Ja, ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende. Sie haben es sich wirklich verdient.«
Sacht wurde die Tür hinter ihnen geschlossen. Maria war so verwirrt, dass sie nicht wusste, was seltsamer war – Gottls Verhalten oder Phillips Anbiederung.
»Also okay, was sollte das?«
Phillip deutete ihr, erst im Lift weiterzusprechen. Aber dort waren sie wieder nicht alleine, und so schwiegen sie weiter. Als sie dann endlich im Büro waren, strahlte Phillip Maria an.
»Also … ich wollte nur, dass er uns in Ruhe lässt. Der Dornhelm war es natürlich nicht. Wir müssen jetzt in seiner Wohnung einfach irgendetwas finden, was das beweist.«
»Ich habe Ihnen schon die ganze Zeit gesagt, dass ich nicht glaube, dass es der …«
»Nein, wir wissen, dass er es nicht war.«
»Wieso sind Sie plötzlich so sicher?«
Unwahrscheinlich präpotent und cool ließ sich Phillip in seinen Sessel zurückfallen. Sein bubenhaftes Grinsen brachte Maria in Rage.
»Was ist?«
»Was hat uns Jasmin erzählt? Ich mein, wie hat der Typ ausgesehen?«
Maria fühlte sich jämmerlich. Was hatte sie bloß überhört, was Phillip so sicher machte? Denn Dornhelm konnte doch eine Perücke getragen haben, und – Maria setzte sich ebenfalls. Unheimlich erleichtert.
»Okay, wir suchen ab nun nach einem Zniachtl.«
»Mit Hendlbrust und schmalen Schultern.«
»Der sich nicht ohne Probleme über das Bettgitter beugen kann.«
»Also mit Sicherheit nicht Dornhelm.«
Phillip lächelte Maria an – ohne jegliche Häme. Gleichklang erfüllte den Raum. Entspannt griff er zum Telefon.
»Roth hier, Abteilung Kouba. Wir brauchen ein paar Mann für eine Durchsuchung. – Nein, noch heute. – Sagen wir in einer halben Stunde im Achten, Strozzigasse 32. – Fein. Danke.«
»Das war gut … alles.«
»Danke, Chef.«
Phillip schien das Kompliment beinahe unangenehm.
»Mir ist es auch nicht gleich aufgefallen, weil ich die ganze Zeit die Leiche vor mir gesehen habe. Aber wie der Gottl sich dann strecken musste, um Ihnen den Durchsuchungsbefehl zu geben, da ist es mir plötzlich eingeschossen.«
»Ja, das war gut. Jetzt brauchen wir nur irgendetwas, was seine Unschuld beweist. Weil einer eingerauchten, wahrscheinlich auch betrunkenen Hure glauben die nie.«
»Richtig. Und das wird nicht leicht.«
»Und schon gar nicht leicht ist: Wer war dieses Zniachtl?«
»Na, ich würd sagen, eine neue Runde in den Clubs kommt auf uns zu.«
»Wunderbar. Ich könnte mir keine nettere Wochenendbeschäftigung vorstellen.«
Maria saß auf dem Barhocker vor der Bar und musterte das Chaos um sich herum. Eineinhalb Stunden wühlten die Kollegen nun schon in Dornhelms Schränken, Schubladen und Kästchen. Die Teppiche waren aufgerollt, die Couch zerlegt und der Kleiderschrank durchwühlt. Die Mannschaft wirkte irgendwie orientierungslos. Und Maria verstand sie. Es war leichter, nach einer Waffe oder nach Drogen zu suchen, aber entlastendes Material konnte alles sein. Maria setzte sich auf den zusammengerollten Teppich. Sie war mit sich unzufrieden. Was übersah sie bloß die ganze Zeit? Das Telefon war gecheckt – kein Anruf in besagter Zeit. Schlecht. Das Pay-TV hatten sie ebenfalls kontaktiert. Auch nichts. Ebenso hatte keine Taxigesellschaft das Haus angefahren. Sogar die Restaurants in der Nachbarschaft hatten sie abgeklappert, obwohl Maria Dornhelm einen Restaurantbesuch in seinem Zustand nicht mehr zugetraut hatte. Es schien, als wäre dieser Unglücksmensch schnurstracks nach Hause gewankt und hätte dann übergangslos seinen Rausch ausgeschlafen. Und das auch noch leise, denn keiner der Nachbarn hatte etwas mitbekommen. Sie hatten bei ihrer Befragung Glück gehabt, denn alle waren gerade beim Abendessen oder bei sonstigen heimischen Aktivitäten gewesen, bis auf einen Mann, der gerade im Urlaub war und es auch schon am Mittwoch gewesen war, ja, und bis auf –
»Ja, hallo! Was ist denn da schon wieder los? Ja, und wias da ausschaut! Also, des geht net, des is … Ja, Frau Kommissar! Begrüße Sie!«
Doris Hornschweig turnte über die zerstreuten Gegenstände und beugte
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