Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sie somit bestätigt. Frauen standen auf Softies. Was aber nicht stimmte. Sie hatte auch die – nach langem Geplaudere – endlich zugreifende Art von Josef gemocht. Und sie hatte sich auch von Phillip in seiner alten machoiden Art angezogen gefühlt. Sexuell. Also was war das jetzt? Schizophrenie. Phillip schien endlich bereit zu antworten.
»Also das mit der Stein … ich könnte jetzt natürlich sagen, dass wir Männer noch immer im alten Weltbild, dass eine Frau entweder Hure oder Heilige Jungfrau ist, verhaftet sind. Was sicher auch manchmal stimmt. Vor allem bei Beziehungen. – Die ich aber ja nicht mit der Stein gehabt habe.«
»Geben Sie’s zu: Sie sind in Therapie.«
»Was soll das?«
»Na, das ist doch nicht normal, dass sich ein Mann analysiert. Beinahe kitschig.«
»Maria, irgendwie sind Sie mir heute nicht geheuer. Sie sind so aggressiv.«
»Und Sie so … schwampfig.«
Phillip sah sie an. Unmerklich änderte sich sein Ausdruck.
»Zickige Frau. Das kann nur bedeuten, sie bekommt die Regel. Alles klar. Rückzug.«
»Hormonprobleme sind bei Ihnen ein Dauerzustand.«
»Was ein richtiger Mann ist, der kann immer. Also was ist mit dem ›Blue Moon‹?«
»Chance vorbei. Die Guthaus wartet.«
»Sind Sie wieder einmal davongekommen.«
»Wer sagt, dass ich nicht will?!«
Schwungvoll stieg Maria aus. Sie spürte, wie Phillip ihr nachstarrte. Ah, tat das gut, endlich einmal wieder auf der Geberseite zu stehen.
Als die Guthaus ihnen öffnete, war das einem Auftritt vergleichbar. Elegantes Schwarz, kaum Make-up, die dunklen Haare zu einem schlichten Zopf gebunden. Sie hatte etwas von einer Flamenco-Tänzerin. Leise, fast gebrechliche Stimme.
»Es tut mir Leid, dass Sie auf meine Termingestaltung Rücksicht nehmen mussten. Aber es ging leider nicht anders. Ich bereite gerade eine Matinee vor … für Barbara … morgen.«
Ihre Stimme bekam einen metallenen Klang. Die Guthaus wandte sich geschwind ab.
»Möchten Sie einen Kaffee? Oder etwas Erfrischendes?«
»Gerne, Frau … Berger« – gerade noch war Maria der jetzige Name der Guthaus eingefallen –, »für mich irgendeinen Saft, wenn Sie hätten.«
»Für mich auch. Danke, sehr nett.«
Maria wechselte mit Phillip kurz einen Blick. Ihn schien das Schauspiel genauso zu irritieren wie Maria. Naja, Künstler eben.
»Hier, bitte sehr. Nehmen Sie doch Platz.«
»Sie veranstalten für Frau Stein eine Matinee?«
»Ja, das bin ich ihr schuldig. Sehr viel Presse wird vertreten sein. Ich möchte, dass sie allen als die großartige Künstlerin im Gedächtnis bleibt, die sie war.«
»Und keine schlechte PR, oder?«
»Lieber Herr …?«
»Roth.«
»Roth. Darum geht es mir wirklich nicht. Ich finde es sogar kränkend, dass Sie mir das unterstellen. Barbara und ich waren wie … Schwestern.«
»Das sagte Ihr Mann auch schon.«
»Nun, bei solch einer Arbeit, über die Jahre hinweg, kommt man sich unweigerlich sehr nahe.«
»Ja, das ist auch der Grund, warum wir Sie wieder aufsuchen. Denn es hat sich nun herausgestellt, dass sowohl Herr Dornhelm als auch Herr Moser …«
»Herr Moser?«
»Der Mann, der Frau Stein so verehrte. Aus dem Club.«
»Ach, Sie haben ihn tatsächlich ausfindig machen können?«
»Liebe Frau, wir machen auch unsere Arbeit.«
»Wie auch immer … auf jeden Fall haben beide ein wasserdichtes Alibi. Nun hat aber eine Gespielin von Herrn Moser beobachtet, wie ein kleiner blonder Mann, sehr schmalbrüstig und zart, zum fraglichen Zeitpunkt bei Frau Stein war. Und wir wollten Sie nun fragen, ob Sie ahnen, wer das sein könnte.«
Die Guthaus stand auf und kramte nach einem Taschentuch. Geduldig wartete Maria, bis die Zeremonie vorbei war. Doch dann zündete sich die Guthaus noch eine Zigarette an. Erst nach dem ersten Zug schien sie bereit zu sein für eine Antwort.
»Also, wissen Sie von so jemandem?«
»Wieso sollte ich? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich in diesen … Clubs nicht verkehre.«
»Herr Moser meinte auch, dass es jemand sein muss, den Frau Stein kannte. Denn sie hat nur Freunde in ihre Wohnung gelassen.«
»Können Sie mir sagen, warum dieser Herr Moser das alles weiß?«
»Ah, habe ich das noch nicht erwähnt? Er hatte die Wohnung genau gegenüber. Und es war ein Spiel zwischen den beiden, dass Frau Stein es zuließ, dass der Moser sie beim Verkehr beobachtete. Nur, an diesem Abend hatte sie zweimal Verkehr. Einmal mit Herrn Dornhelm und das zweite Mal eben mit diesem blonden
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