Die Nanokriege 4 - Die Flucht
erst, wenn wir am Schiff angedockt haben«, sagte Herzer. »Ich will jedenfalls nicht in den Tank-oder Startprozess eingreifen. Wir werden in die richtige Richtung fliegen, das ist alles, worauf es ankommt.«
»Eine Art Wettrennen, wie?« Megan runzelte die Stirn. »Warte mal …«, sie schloss kurz die Augen und nickte dann. »Okay.«
»Sprichst du mit mir?«, fragte Herzer. Megan hob bloß die Hand, gebot ihm Schweigen und nickte dann erneut. Schließlich blickte sie auf.
»Das war T«, sagte sie und vermied es damit, den Chef des Geheimdiensts in Hörweite der anderen als ihren Vater zu bezeichnen. »Er hat Berichte von drei Reaktoren des Neuen Aufbruchs. Shuttles Acht und Eins sind bei Dura gelandet. Es kann jeweils nur einer entladen, deshalb wird sich ein Shuttle verspäten. Einer der Shuttles in Sichtweite hat drei nicht kämpfende Gewandelte und vier Orks aufgenommen. Im zweiten sind ausschließlich Durgar, im dritten sechs Durgar und ein ropasischer Ork. Und dann sind noch je drei Skorpione an Bord gegangen.«
»Da wird’s aber eng werden«, bemerkte Herzer. »Und mit Technikern sind sie wirklich sparsam.«
»Die Durgar und der Ork trugen Taucheranzüge«, fuhr Megan immer noch mit glasigem Blick fort. »Die Nicht-Kämpfer
trugen Stoffanzüge, aber nicht wie die unseren, sondern anders. Klobiger. Keine Spur von Reyes oder einem Dunklen.«
»Das bedeutet nur, dass Reyes bei einem der anderen Reaktoren ist«, knurrte Herzer. »Warum hat Dura zwei Shuttles bekommen?«
»Sehr knapp an Treibstoff?«, mutmaßte Evan. »Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass der Neue Aufbruch seine Reaktoren hat heiß laufen lassen. Man kann sie ein wenig hochkitzeln. Wir tun das nicht, weil man nicht sehr viel mehr Energie kriegt, aber viel mehr Treibstoff verbraucht. Außerdem reduziert es die Lebensdauer mancher Teile, die nur schwer zu ersetzen sind. Auf lange Sicht also keine gute Idee.«
»Wahrscheinlich hätten wir es trotzdem tun sollen«, meinte Herzer und nickte. »Wir könnten die Energie gebrauchen und wenn wir nicht gewinnen, gibt es keine lange Sicht.«
»Upps«, sagte Joie plötzlich. »Es geht los.« Sie schaltete den Bildschirm auf eine nach unten gerichtete Kamera, als die Leiter anfing einzufahren und die Luken sich nach ein paar Warntönen schlossen. Niemand spürte, dass sie sich bewegten, aber sobald die Luken geschlossen waren, sackte der Boden auf dem Bildschirm unter ihnen weg.
»Bewegen wir uns wirklich?«, fragte Courtney. »Ich spüre nichts.«
»Trägheitsausgleich«, sagte Evan, kippte seinen Sitz zurück und griff nach dem VR-Headset. »Wir werden bis auf zwanzig g beschleunigen. Das wäre ohne Trägheitsausgleich verdammt unangenehm.«
Herzer lehnte sich zurück und griff ebenfalls nach seinem Headset, hielt dann aber inne.
»Leute, wenn wir das Schiff erreicht haben, werden wir kaum mehr Schlaf bekommen. Also, allerhöchstens vier Stunden VR und dann Schlafmodus, bitte.«
»Ich gehe sofort auf Schlafmodus«, sagte Megan und zog ihr Headset herunter. »Hab lange genug gewartet.«
23
»Nicole, bitte melden«, sagte Mike und unterbrach damit die VR-Sitzung der Technikerin. »Sag mir, dass man diese Luke irgendwie sichern kann.« Er hatte über sein taktisches Problem nachgedacht und konnte sich nicht vorstellen, dass die Reise ein gutes Ende nehmen würde. Als der Schlafmodus eingesetzt hatte, war er gleich weg gewesen, hatte aber sofort nach dem Aufwachen wieder angefangen, das Problem zu wälzen. Bis zum Andocken waren es jetzt keine zwanzig Minuten mehr, er hatte also nicht viel Zeit, einen Ausweg zu finden.
»Ich habe es mir angesehen«, antwortete Nicole bedrückt. »Aber ich wüsste nicht, wie man das anstellen sollte. Die Schleuse ist so geschaltet, dass der Lukenmechanismus in dem Augenblick auf Handbetrieb geht, wo man die Stange anhebt. Und der funktioniert natürlich von beiden Seiten. Und irgendwie festbinden kann man die Schleusenluke auch nicht, weil es keinerlei Ösen oder dergleichen gibt. Ich habe hier zwar Klebstoff, aber selbst wenn man den in die Armaturen spritzt, hält das mit Sicherheit nicht, sobald jemand mit aller Kraft daran zieht. Jedenfalls nicht lange.«
»Wenn es nicht besser geht, geht es eben nicht besser«, knurrte Mike. »Josten, Manuel, ihr beiden lauft sofort, nachdem wir angedockt haben, zur Ausstiegsluke.« Letztere befand sich im hinteren Bereich des Mannschaftsabteils, eine kleine Kammer, zu der eine Tür ganz hinten im Korridor führte.
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