Die Nanokriege 4 - Die Flucht
an, bis der Kobold den Blick senkte, dann sah auch der Schlüsselträger weg.
»Wir werden ihre zahmen Shuttles kapern, wenn sie zurückkommen«, erklärte Reyes schließlich. »Und in der Zwischenzeit müssen wir in den Maschinenraum und die Antriebsaggregate wieder instand setzen. Irgendwie. Pilot Reefic und vier Durgar bleiben hier. Ihr Übrigen kommt mit.«
28
»Wow«, murmelte Korporal Berghaus, als sich die Luftschleuse in der Ferne öffnete. Er hielt sich in einer Vertiefung in der Nähe von Shuttle Elf versteckt, eine von drei Wachen, die im Vakuum geblieben waren, um zu sehen, wie der Feind reagierte. Und das war auch gut so, da der Feind tatsächlich reagierte. Zuerst kamen vier Skorpione aus der Schleuse gekrochen und verteilten sich. Die halbmetallischen Arthropoden hatten tatsächlich Magnetfüße und konnten sich somit auf der Außenhülle des Schiffs wesentlich schneller als Menschen oder Orks bewegen. Die Frage, die alle beschäftigte, war, wie lange sie auf der Oberfläche überleben konnten. Bis jetzt hatte man sie jeweils immer nur ein paar Minuten im Vakuum gesehen.
Jetzt spie die Luftschleuse hinter den Skorpionen gepanzerte Orks aus, mindestens ein halbes Dutzend. Dann eine zweite Welle, wiederum Orks und ein paar Gestalten in weichen Anzügen und schließlich etwas, was nur Reyes und der gewandelte Elf sein konnte, wobei Letzterer alle anderen Gestalten überragte.
»Leutnant, hier Berghaus«, meldete die Wache leise. »Wir haben ein Problem.«
»Na großartig«, murmelte Herzer und blickte zu dem Schubaggregat auf. Linda und Geo standen auf dem vage an einen Phallus erinnernden Objekt und bauten den reaktionslosen Tammen-Antrieb aus. Sie befanden sich auf der Steuerbordseite
des Schiffs, und der Ork-Trupp war an Backbord herausgekommen, also würden sie wahrscheinlich nicht auf sein Team stoßen. Aber die Teams von Hauptmann Van Buskirk waren auf der Backbordseite und würden von den Orks bald entdeckt werden.
»Bus, hast du gehört, was Cruz weitergegeben hat?«, erkundigte sich Herzer.
»Ja, ich habe zugehört«, bestätigte der Leutnant. »Wir sind mit Ausbau dieses Tammen etwa zur Hälfte fertig. Sobald die beiden fertig sind, gehen wir Richtung Schiffsbauch und bauen dort das Aggregat aus. Ich denke, dafür sollten wir genügend Zeit haben; unter anderem befinden wir uns im Schatten, sodass wir nicht so leicht zu sehen sein sollten. Und wenn die auftauchen, geben wir den hier auf und verduften. «
»Gut so«, sagte Herzer. »Zwei Tipps, wo die hingehen könnten.«
»Maschinenraum«, meinte Leutnant Van Krief. »Oder vielleicht zum Wartungsbereich.«
»Wo werden wir diese Dinger zusammenbasteln?«, fragte Cruz.
»Lebenserhaltung«, entschied Herzer nach kurzer Überlegung. Das Mannschaftsabteil, die Kommandozentrale und der Wartungsbereich befanden sich auf der »Oberseite« des Schiffs, und zwar jeweils am ersten, zweiten und dritten Supportring. Ähnlich waren EVA, Treibstoffkontrolle und Lebenserhaltung auf die »unteren« Ringe verteilt. Offenbar bewegten sich die Orks an der Oberseite … sollten sie ruhig zum Maschinenraum gehen. Sie würden noch etwa sieben Stunden haben, ehe sie, ohne die Erde zu treffen, wieder Schub aufbauen konnten. Aber irgendwann würden die Tammen installiert werden müssen. Doch darüber konnten sie sich den Kopf zerbrechen, wenn es so weit war. »Wir werden die Tammen dort umbauen
und uns dann überlegen, wie wir sie mit Energie versorgen. «
»Geht klar«, meinte Cruz. »Wir sind hier beinahe fertig.«
»Beeilt euch bitte, alle«, sagte Herzer. »Ich möchte, dass wir alle von der Oberfläche runter sind, ehe wir unvorhergesehen irgendwo Ärger kriegen.«
»Ich verstehe jetzt, was du gemeint hast, dass die schwierig zu finden sind«, räumte Reyes ein.
Die sechs Ionenkanonen des Antriebs waren in zwei Dreiergruppen angeordnet; sie hingen über den Fusionsreaktoren und reichten bis zur Decke. Jedes Antriebsaggregat hatte vier duale Energieeinlässe, den ersten, um die Elektronen von den HE3-Atomen zu lösen, die als Treibstoff benutzt wurden, und die zusätzlichen drei, um mehr Energie zuzuführen, bis die nackten Protonen mit beinahe Lichtgeschwindigkeit vom Heck des Schiffes abgestrahlt wurden.
Die Energiezufuhr dafür bestand aus zahllosen Stromschienen, zu denen Laufstege führten. Aufzüge im vorderen Bereich des Raums dienten dazu, Techniker und ihr Gerät in die oberen Abteilungen zu tragen, und es gab auch vier mächtige
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