Die Nanokriege 4 - Die Flucht
Quickie gedacht hat, glaube ich eigentlich nicht,«, sagte Megan und schüttelte den Kopf.
»Ich begreife bloß nicht, weshalb das so plötzlich ein Thema geworden ist«, gab Herzer zurück.
»Also, Mirta hat es begriffen«, sagte Megan spitz. »Hast du in letzter Zeit einmal in den Spiegel gesehen?«
»Jeden Morgen, beim Rasieren«, sagte Herzer.
»Ich meine, etwas weiter unten«, raunzte Megan.
»Oh.«
»Du hast gesagt, sie hätten dich noch nie in Hochform gesehen«, sagte Megan mit etwas sanfterer Stimme. »Wir hatten ganz sicherlich nicht miterlebt, wie du in Form kommst . Frauen sind im Allgemeinen keine visuellen Typen. Aber da ist ein wenig hier … wie auch immer. Und dann ist es einfach so, dass du … dich veränderst. Ich meine nicht zum Schlechten. Ich glaube eher, zu dem Herzer hin, der du warst, als wir uns das erste Mal begegnet sind und dich dann für mich verändert hast. Und jetzt wirst du wieder … wirst du wieder du . Und du bist recht …« Sie hielt inne, überlegte kurz und zuckte dann die Achseln. »Sexy.«
»Können wir etwas dagegen tun?«
»Was denn?«, fragte sie. »Hier? Auf der Hantelbank oder auf dem Boden?«
»Nein, nicht hier«, sagte er. »Sobald wir Mike und Courtney los sind, möchte ich, dass du alle anderen hochkant rauswirfst. Und dann werden wir einen Abend miteinander verbringen und einander kennenlernen. Dann werden wir ja sehen, was geschieht.«
»Okay.« Megan nickte. »Ich glaube, damit kann ich klarkommen. «
»Das ist kein Turnier«, sagte Herzer. »Wenn wir nicht Sex haben, haben wir eben nicht Sex. Das wird ganz bei dir liegen.
Ich gebe ja zu, dass ich dir zusetzen werde, aber sehr sanft. Überlass das ruhig mir, ja?«
»Okay«, wiederholte Megan, und ihr Ausdruck wurde besorgt.
»Sträub dich nicht dagegen«, sagte Herzer. »Wir werden einfach eine Weile miteinander reden, sonst gar nichts. Was dann geschieht, ist völlig offen. Vielleicht sind wir dann müde und kuscheln. Okay?«
»Okay.« Megan nickte heftig.
»Jetzt können wir gehen«, sagte er nach einem Blick zum Chronometer auf Merediths Schreibtisch. »Cruz wird bald hier sein, und ich muss duschen.«
»Ja, das musst du«, sagte Megan und rümpfte die Nase.
»Glücklicher Schweiß«, sagte Herzer. »Du musst denken, dass es glücklicher Schweiß ist.«
»Das werde ich«, sagte Megan und stand auf.
Er sah zuerst sie, dann den Schreibtisch an und schüttelte den Kopf.
»Meredith?«, fragte er ungläubig. Es klang wie eine Klage. »Wirklich?«
»Ja, wirklich«, sagte Megan und schüttelte den Kopf. »Ich denke, die wird dich nicht so schnell vergessen. Wie gesagt, du bist eine Gefahr für Frauen.«
»Verdammt«, sagte er. »Sie ist ja wirklich heiß. Und du glaubst nicht etwa …«
»Treib’s nicht zu weit.« Schmunzelnd öffnete Megan die Tür.
»Hey, Cruz«, sagte Herzer und wies auf die Couch. »Setz dich.«
»Herzer.«
Brice Cruz war schlank und groß, mit schulterlangem, blonden Haar und einem sorgfältig gestutzten Backenbart. Er war auch nach der letzten Mode gekleidet und trug einen
leichten sandfarbenen Anzug und eine Krawatte mit einer goldenen Nadel.
»Nette Klamotten«, sagte Herzer.
»Der in Washin am weitesten verbreitete Typ von Laufbursche ist der des Kongresslaufburschen«, sagte Cruz mit einem Achselzucken. Dann schenkte er sich ein Glas Wein ein. »Und ich muss mich da natürlich anpassen.«
Cruz hatte bei den Blood Lords angefangen, aber nach einem unangenehmen Zwischenfall mit ein paar Banditen hatte man ihn aufgefordert, den Militärdienst zu quittieren. Er hatte dann ein Jahr lang versucht, etwas zu finden, worauf er sich verstand – außer auf das Töten von Menschen. Unglücklicherweise blieb seine Suche trotz aller Mühe erfolglos. Er war schon fast ganz unten angelangt und hatte als Tagelöhner gearbeitet, als das neu gegründete Geheimdienstkorps der UFS an ihn herantrat. Es hatte ihm eine Tätigkeit angeboten, in der seine besonderen Fähigkeiten nützlich waren, ihn allerdings auch gewarnt, dass es ähnlich begabte Gentlemen gab, die ihn, falls er Mist baute, der Sorge entheben würden, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er hatte seine Obliegenheiten makellos erfüllt, und zur Belohnung hatte man ihm die Führung des Sicherheitsteams für das neueste Ratsmitglied der UFS übertragen, die zufälligerweise auch die Tochter des Chefs war.
Er und Herzer kannten sich aus dem Lehrlingsprogramm in Raven’s Mill, und Herzer war auch derjenige,
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