Die Nanokriege 4 - Die Flucht
hockte sich auf die Hantelbank.
»Hast wohl trainiert?«, fragte Courtney und schnüffelte.
»Ja. Courtney, du weißt, dass es einen Plan gab, das Tankschiff zu kapern?«
»Ja, ich hab da so etwas läuten hören«, erwiderte Courtney vorsichtig.
»Das Team, das dafür vorgesehen war, ist ausgelöscht worden«, sagte Herzer mit schonungsloser Offenheit. »Ein Angriff auf ihr Trainingslager. Als du nach Raven’s Mill kamst, hast du angegeben, du hättest dich vor dem Zusammenbruch mit altmodischen Computern befasst.«
»Du lieber Gott, das kann doch nicht dein Ernst sein!«, rief Courtney.
»Danke«, knurrte Herzer. »Schön, dass Mike das jetzt auch hören konnte.«
»Sag mir bloß nicht, dass es jetzt darum geht«, zischte Courtney. »Das ist ein Einsatz für … gottverdammte Helden
wie dich , Herzer! Ich bin eine Farmersfrau ! Ich koche den ganzen Tag Essen und ziehe meine Kinder groß!«
»Und du weißt, was ein …«, er hielt inne, musste nachdenken, »ein Router ist, stimmt das?«
»Nun ja«, erwiderte Courtney. »Das ist ein Gerät, mit dem man elektronische Pakete dirigiert, aber …«
»Courtney, ich habe vier potentielle Computerfachleute, dich eingeschlossen, die nicht völlig aussichtslos sind«, erklärte Herzer mit maskenhaftem Gesicht. »Und mit vier schaffe ich diesen Einsatz nur mit Mühe. Das Schiff wimmelt von altmodischen Computern, von denen man die meisten nicht einmal von einem Fernterminal aus bedienen kann. Ich habe keine Ahnung, was ein Fernterminal ist, aber im Handbuch steht jedenfalls, dass man sie nicht aus der Ferne bedienen kann, und ich habe Vertrauen zu dem Handbuch. Wir werden mächtige Probleme haben, wenn wir auch nur einen Techniker verlieren, und je mehr ich mir diesen Einsatz überlege, desto mehr Sorgen mache ich mir, dass wir sie alle verlieren werden. Einschließlich einer meiner ältesten und besten Freundinnen«, fügte er bedrückt hinzu und machte eine kurze Pause.
»Aber, verdammt noch mal, dieser Einsatz ist so verdammt wichtig, dass ich dich einfach brauche«, fuhr er fort. »Wahrscheinlich gibt es dort draußen noch mehr Leute, die sich eignen würden. Aber wir können ja schließlich nicht einfach eine Suchanzeige aufgeben. Wir wissen nicht, ob der Neue Aufbruch weiß, welch schweren Schaden er uns zugefügt hat. Und wenn wir erst einmal damit anfangen, in großem Umfang Leute zu prüfen, bringen wir diese Leute in ernste Gefahr. Außerdem haben wir dafür keine Zeit. Wir müssen schnell mit der Ausbildung beginnen, sonst sind wir erledigt. Courtney, verdammt noch mal, wir brauchen dich. Ich will ja wirklich keine großen Töne spucken, aber die Welt braucht dich. Dich. Courtney Boehlke.«
»Das ist jetzt aber ziemlich viel auf einmal«, sagte Courtney und schüttelte den Kopf.
Herzer blieb stumm, ließ es in ihr arbeiten.
»Ich weiß nicht, ob ich in den Weltraum möchte«, meinte sie nach einer Weile.
»Mit etwas Glück wirst du dich die ganze Zeit in irgendwelchen Korridoren aufhalten«, erklärte Herzer. »In unter atmosphärischem Druck stehenden Korridoren mit Schwerkraft. Es wird auch nicht anders sein, als ob du in einem großen Gebäude wärst. Der Shuttleflug ist angeblich überhaupt nicht anstrengend. Und die Aussicht soll grandios sein.«
»Ein grandioser Ausblick, bevor ich sterbe?«, fragte Courtney.
»Eines will ich dir sagen«, erklärte Herzer. »Ich habe nicht vor, dich oder Megan auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Als Einsatzkommandeur des ganzen Unternehmens sollte ich wahrscheinlich nicht so denken, aber der Rest des Teams ist entbehrlich. Ihr beide seid das nicht.«
»Vielen herzlichen Dank«, sagte Courtney zum ersten Mal mit dem Anflug eines Lächelns. »Das werde ich ganz bestimmt nicht weitersagen.«
Herzer wartete bloß, weil ihr Verhalten ihm klarmachte, dass sie ihm im Großen und Ganzen zustimmte.
»Ich habe Höhenangst«, meinte sie nach einer weiteren, längeren Pause. »Ich bekomme es mit der Angst zu tun, wenn ich auf einer Trittleiter stehe. Ich möchte mich dann immer in den Abgrund stürzen. Ich kann nicht in den Weltraum fliegen.«
»Dann schau eben nicht hinaus«, sagte Herzer. »Du hast nur im Inneren des Schiffes zu tun. Auf der Außenhülle gibt es keine Computer.«
Courtney schüttelte den Kopf und sah auf ihre Hände, die auf ihrem Schoß arbeiteten, als hätten sie ein Eigenleben.
Nach ein paar Augenblicken drückte sie die Augen zu und schüttelte den Kopf.
»Ich habe sonst
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