Die Nanokriege - Der Anschlag
»Doch, das glaube ich wirklich. Und alles … Ungehörige würde Paul mit Leichtigkeit entdecken, falls eine seiner Konkubinen plötzlich tot sein sollte. Und er würde sich doch fragen, oder nicht? Jetzt wollen wir mal das dumme Gerede lassen, ja? Ich habe mir die Bücher für die letzten paar Monate angesehen.
Was du hier machst, sind nicht etwa kleine Mauscheleien, sondern regelrechter Diebstahl, und zwar Diebstahl an einem Ratsmitglied. Was meinst du wohl, wie Paul reagieren würde, wenn er das wüsste?«
Die Köchin brachte kein Wort heraus, sondern starrte sie bloß an, und ihre Kinnmuskeln arbeiteten wütend.
»Aber wir wollen doch Freundinnen sein, oder?«, sagte Megan, nachdem sie der Köchin einen Augenblick Zeit gelassen hatte, über ihre Lage nachzudenken. »Ich sehe keine Veranlassung, deine kleinen … Verfehlungen … auffliegen zu lassen.«
»Was?«, fragte Marlene argwöhnisch.
»Mir ist es ehrlich gesagt schnurzegal, ob du dem Mistkerl die Hosen stiehlst«, sagte Megan und ließ keinen Zweifel daran, dass das ihre ehrliche Überzeugung war. »Andererseits gibt es ein paar Dinge, die ich brauche. Und ich sehe keinen Grund, weshalb du sie nicht für mich besorgen könntest.«
»Oh.«
»Wenn du stiehlst und ich dich dabei erwische, bin ich Liebkind«, sagte Megan und lächelte strahlend. »Andererseits, wenn du stiehlst und mir gelegentlich Dinge zukommen lässt, die ich brauche, und ich decke dafür das, was du mit den Büchern treibst, dann macht uns das zu … Partnerinnen. «
»Was brauchst du?«, fragte Marlene nach einer kurzen Pause. »Und wenn das …«
»Es wird deine Beute nicht schmälern«, versicherte ihr Megan. »Aber du musst wirklich ein wenig diskreter sein. Ich kann dir ein paar Bereiche zeigen, die ertragreicher und leichter zu kaschieren sind.«
»Okay«, erwiderte Marlene. »Was brauchst du? Und wie wirst du es an der Hexe vorbeibringen?«
»Um Christel kümmere ich mich«, erwiderte Megan und reichte der Köchin ein Blatt Papier. »Hier ist eine Liste. Und
das werde ich in den Büchern erledigen. Wir werden die meisten dieser Gegenstände einfach als … Gewürze … auflisten. «
»Christel«, sagte Megan, während sie damit beschäftigt war, die Ältere mit den Quittungen der vergangenen Woche vertraut zu machen, »weißt du, was dieser Harem braucht und bis jetzt nicht hat?«
»Dildos?«, fragte Christel schnippisch. Sie hatte sich kaum mehr um die Bücher gekümmert und fühlte sich damit auch durchaus wohl. Aber ganz würde sie »der Neuen« dennoch nicht vertrauen.
»Nein, da ist es leichter, Gurken aus der Küche zu beschaffen«, erwiderte Megan und schmunzelte. »Nein, der Harem braucht Parfüm .«
»Parfüm?«, fragte Christel und lächelte dann. »Ja, das stimmt tatsächlich. Ich denke, das würde Paul gefallen.«
»Parfüm und Kosmetika. Ich weiß, dass die Mädchen alle klasse aussehen, aber mit bestimmten Kosmetika könnte man trotzdem noch vieles verbessern. Das Problem ist, ich habe mit Marlene gesprochen, und es gibt keine Lieferanten.«
»Paul könnte wahrscheinlich einen ausfindig machen«, meinte Christel nachdenklich. »Oder es einfach espen.«
»Ja, das könnte er wahrscheinlich«, räumte Megan ein. »Aber wäre es nicht besser, wenn wir ihn damit überraschten? «
»Ja«, nickte die Ältere. »Aber du hast doch gesagt, dass es keine Lieferanten gibt.«
»Die gibt es auch nicht. Aber das Rohmaterial gibt es«, erklärte Megan. »Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die ersten Parfüms, die benutzt wurden, in Harems erfunden wurden. Die meisten hatten damals Destillationsräume.«
»Destillation?«, sagte Christel vorsichtig. »Einer der Gründe, weshalb wir hier nur wenig Wein anbieten, ist, weil ich mir
gut vorstellen könnte, dass wir alle zu Trinkerinnen werden …«
»Eine Destille kann man nicht nur dazu benutzen, Alkohol herzustellen«, sagte Megan und schüttelte den Kopf. »Man besorgt sich das Rohmaterial für das Parfüm und destilliert es dann, konzentriert es. Auf diese Weise bekommt man konzentrierte Düfte. Zur Zeit des Zusammenbruchs basierten die meisten Parfüms auf Nanniten, aber früher hat man das so gemacht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich hatte gesagt, dass ich Zahlenkunde studiert habe«, erwiderte Megan. »Das war nicht ganz … korrekt. Ich hatte Chemie studiert. Und dabei habe ich mich auch mit historischen Werken über Parfümproduktion befasst. Aus den Stoffen, die in der Küche verfügbar sind, könnte
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