Die Nanokriege - Der Anschlag
wer ihr seid, werdet auf knappere Portionen gesetzt.«
»Was?«, fragte Karie empört.
»Ja, Karie, du bist eine von denen, und Shanea und Demetra auch. Aber ab sofort wird es Kurse für Tanz und Gymnastik geben. Für die meisten von euch werden sie Pflicht sein.« Das löste Gemurmel aus, und sie blickte mit einem verkniffenen Lächeln in die Runde.
»Paul unterhält einen Harem, kein Heim für faule Dicksäcke. Hier geht es darum, Paul zu gefallen, und die meisten von euch fangen offen gestanden an, einen Wabbelbauch zu kriegen. Das wird sich ändern.« Sie gab der Küche einen Wink, und die Helferinnen trugen vorbereitete Teller heraus. Megan war bedacht darauf, auf ihren Teller zu sehen und gab sich alle Mühe, nicht zu lächeln. Die erste Veränderung, die sie herbeigeführt hatte!
5
Nach einer weiteren Woche hatte Megan die Bücher in Ordnung gebracht, und Paul hatte sich immer noch nicht gezeigt. Und nach einer Woche harter Arbeit lief ihr Leben wieder in geregelten Bahnen, sodass sie erneut anfing, sich zu langweilen. Aber sie verließ ihr Zimmer immer noch nicht sehr oft und zog es vor, unter dem Vorwand »sich um die Buchhaltung kümmern zu müssen« einigermaßen für sich alleine zu bleiben. Damit war sie auch von den regelmäßigen Gymnastik- und Tanzkursen befreit und hielt sich dadurch in Form, dass sie im Büro regelmäßige Workout-Phasen einlegte. Alles war im grünen Bereich, mit einer Ausnahme: Die Bücher der Küche stimmten immer noch nicht; der Harem bezahlte mindestens zwanzig Prozent mehr für Essen, als tatsächlich konsumiert wurde.
Nachdem sie die Zahlen mehrere Male durchgegangen war, gelangte sie zu dem Schluss, dass hier mit Sicherheit nicht nur Schlamperei vorlag. Und das bedeutete, dass sie verdammt gut wusste, wo das Geld hingeriet. Das Problem war nur, wie sie mit dieser Information umgehen sollte. Sie konnte Christel Bescheid sagen, was dazu führen würde, dass die Küchenchefin sich auf eine Änderung einstellen musste, von der sie nicht sehr erbaut sein würde. Oder sie konnte es auf … subtilere Art erledigen.
Einige der Dinge, die man über die Küche bestellen konnte, faszinierten sie. Dabei handelte es sich nicht nur um
Lebensmittel und Gewürze, sondern auch Geschirr, Destillationsmaterial, Reinigungsmittel …
Eines Nachmittags begann gerade eine Idee in ihr Gestalt anzunehmen, als die Tür aufging und Christel sie gebieterisch zu sich heranwinkte.
»Megan, geh in dein Zimmer und zieh dieses reizende Outfit an, das Mirta dir gemacht hat«, forderte Christel sie mit einem heimtückischen Lächeln auf. »Da ist jemand, der auf dich wartet.«
»Ah, das Wäschermädchen«, sagte Paul und lächelte. Er war nicht länger der alte Mann, als den sie ihn kennen gelernt hatte, aber das Gesicht war dasselbe. Und auch das lange Haar, das ihm in fettigen Strähnen über die Ohren hing. Aber seine Kleidung war sauber und von gutem Schnitt. Er wirkte, als wäre er um die zweihundert und etwas kleiner als der Durchschnitt. Plötzlich wurde Megan bewusst, dass sie ihm schon einmal begegnet war, das lag Jahre zurück. Sie konnte nur hoffen, dass er sich nicht an die Begegnung erinnerte.
»Ihr Name ist Megan«, sagte Christel. »Megan Sung.«
Das war der Name, den sie nach dem Zusammenbruch benutzt hatte. Sie wusste eigentlich nicht, warum sie ihren Namen geändert hatte; ihr Vater war keineswegs sehr bekannt. Aber die Leute, die auf den Namen »Travante« reagieren würden, waren genau diejenigen, deren Interesse ihr überhaupt nicht in den Kram passte.
»Wie ist es dir denn ergangen, Megan?«, fragte Paul und streckte ihr die Hand hin. »Du siehst viel besser aus als bei unserer letzten Begegnung.«
»Oh, es geht mir auch viel besser, Sir«, sagte Megan und ergriff nicht etwa seine Hand, sondern knickste auf eine Art und Weise, bei der ihre Beine überkreuzt blieben. Sie blieb einen Augenblick in dieser Haltung und richtete sich dann wieder auf, immer noch, ohne ihm in die Augen zu sehen.
»Was für eine reizende junge Dame.« Paul lächelte und musterte sie so wie vielleicht ein Reiter ein Fohlen mustern würde. »Schöne Knochenstruktur. Und das Outfit gefällt mir.«
»Danke, Milord«, schmachtete Megan, so gut sie das konnte. Lass ihn eine von den anderen wählen, lass ihn eine von den anderen wählen …
»Ich denke, wir sollten einander besser kennen lernen«, sagte Onkel Paul, nahm ihre Hand und führte sie in den für ihn reservierten Raum.
»Ja, Milord«,
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