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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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genommen, seit sie ihre heimischen Gewässer verlassen hatten. Und die Reise war extrem anstrengend gewesen.
    Die Schiffe, mit denen sie sich treffen sollten, würden Proviant und neue Befehle bringen. Ganz zu schweigen davon, wie drastisch die knapp formulierten Befehle es recht deutlich gemacht hatten, dass sie eben das darstellten, nämlich Befehle und nicht etwa eine Bitte. Sie würden also warten.
    »Hörst du das?«, pulste Sikursuit. »Klingt wie ein Boot.«
    »Ja«, sagte Shedol. Sein Stellvertreter war fast ebenso groß wie Shanol, und beide waren für normale Orcas überdimensioniert. Sie hatten beide zur gleichen Zeit gewandelt, als verschiedene andere Arten der Unterwasserjagd langweilig geworden waren, und hatten beschlossen, es »au naturel« zu versuchen. Der Energie der beiden war es zuzuschreiben, dass sie den Schwarm um sich angesammelt hatten. Sie hatten die weiblichen Orcas ausgesondert, die sich jetzt in Pferchen im Hafen langweilten und im Wesentlichen für die Paarung mit Shedol oder Shanol vorgesehen waren, soweit sich nicht einer der anderen Bullen im Schwarm besondere Verdienste erworben hatte. »Wellen, die gegen den Rumpf schlagen.«
    Sikursuit stieg zur Meeresoberfläche auf und blickte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, schüttelte aber heftig den Kopf, als er wieder herunterkam.

    »Noch unter dem Horizont«, sagte er mit angehobenen Rückenflossen. Wie alle Gewandelten hatte er Stummelfinger am Flossenende, die aber kaum dazu geeignet waren, irgendwelche Gegenstände zu halten.
    »Ich bin das Warten leid«, verkündete Shanol. »Wir schwimmen ihnen entgegen.«
     
    »Du kommst spät«, quiekte Shanol aus seinem Nasenloch und richtete ein Auge auf die Gestalt, die sich über ihm über die Schiffswand beugte.
    »Die Windverhältnisse waren schrecklich, und dieser Pott ist alles andere als schnell«, erwiderte Martin. Er streifte sich eine Membran über den Kopf und tauchte ins Wasser.
    »So, so ist’s besser«, fuhr er dann fort. Die Membran löste den Sauerstoff aus der Wassersäule um seinen Kopf und transferierte ihn beim Atmen so, dass es aussah, als würde er Luft atmen. Beim Sprechen verwandelten die Membranen seine Worte in für die Orcas verständliche Sonarpulse. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, habt ihr euch vom Treffpunkt entfernt.«
    »Wir haben euch kommen hören und waren hungrig«, erwiderte Shanol, während sein Schwarm den ungewandelten Menschen umkreiste.
    Falls Martin die ihn umkreisenden Orcas oder die besondere Betonung auf das Wort »hungrig« bemerkte, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken.
    »Das war ein allgemeiner Treffpunkt«, erklärte Martin verweisend. »Alte Freunde und neue, wie man sagt. Ich bin Martin St. John. Du bist Shanol Etool.«
    »Ich weiß, wer ich bin«, pulste Shanol verkniffen. »Wo sind die Lebensmittel?«
    »Alles zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit«, erwiderte Martin. »Lass mich etwas klarstellen. Ich habe hier das Kommando. Wir müssen ein kompliziertes, kleines Problem
lösen, und ihr werdet das so machen, wie ich das will.«
    »Oder?«, fragte Shedol und schlug die Zähne aufeinander. »Du bist mit uns im Wasser, kleiner Landmann; aus unserer Sicht bist du bloß ein langsameres Mittagessen.«
    »Ich verstehe euren Standpunkt«, sagte Martin. »Im Meer gibt es viele, die diesen Standpunkt einnehmen.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung, worauf ein Krake aus den Tiefen emporstieg, ein Mensch, der die extreme Wandlung in eine riesige, an einen Tintenfisch erinnernde Kreatur durchgemacht hatte. Der Krake ließ einen dreißig Meter langen Tentakel wie eine Peitsche vorschnellen, schlang ihn um Sikursuit und zog diesen vor Angst und Schmerzen laut quiekend in die Tiefe.
    »Ich denke, das sollte Klarheit schaffen«, fuhr Martin fort, als das Kreischen des Orca lauter wurde. »Ich habe hier das Sagen. Nun gibt es über Führung und Management alle möglichen Theorien. Aber im Wesentlichen laufen sie alle auf eine kurze Formel hinaus: ›Ich sag dir, was du zu tun hast, und du tust es.‹ Du hast kein Ehrgefühl, also kann ich nicht an deine Ehre appellieren. Du besitzt keine Moral, also kann ich auch nicht an die appellieren. Aber Angst und Einschüchterung sind universell akzeptable Führungsmethoden. Wie ja du, Shanol, und du, Shedol, bewiesen habt«, fügte er hinzu, als das Kreischen abrupt verstummte.
    Er sah sich um und musterte die Orcas, die in die Tiefen pulsten. Der Kraken war ihren Blicken

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