Die Nanokriege - Die Sturmflut
Verletzten etwas an und träufelte ihm Wasser in den Mund.
»Danke«, sagte er mit schwacher Stimme. »Wo bin ich?«
»Im Stützpunktlazarett«, sagte sie. »Wie viele Finger hebe ich?«, fragte sie dann.
»Zwei«, erwiderte er.
»Wie heißt du?«
»Kalil Barnhurst«, sagte der Soldat und zuckte zusammen, als ihm dabei ein stechender Schmerz durch den Kopf schoss. »Priv… nein, Corporal, man hat mich gerade befördert. Seriennummer 25-3-5-01.«
»Gut«, sagte sie und stach ihn mit einer Nadel an der Hüfte.
»Autsch, das tut weh.«
»Sei froh, dass es wehtut«, sagte Rachel und lächelte.
»Bist du Krankenschwester?«, fragte er und lehnte sich zurück. Er griff sich mit der Hand an den Kopf und zuckte erneut zusammen. »Was ist passiert?«
»Nach allem, was ich gehört habe, hat dich eine große Stange am Kopf getroffen«, erwiderte Rachel. »Und zu deiner Frage, nein, ich bin Ärztin und habe dich operiert. Aber die Schwestern sind alle weg. Anscheinend hat die feindliche Flotte sie verjagt.«
»Scheiße«, sagte der junge Mann und sah sich benommen um. »Sind sie hier?«
»Bis jetzt noch nicht«, beruhigte ihn Rachel. »Und ich bin sicher, dass die Legion ihnen standhalten wird.«
»Wir haben nicht vor, das Lazarett zu halten«, erklärte der Legionär bitter. »Wir können von Glück sagen, wenn wir das Lager halten können. Du musst hier raus!«
»Ich habe noch mehr Patienten, für die ich sorgen muss«, sagte Rachel und stand auf. »Und ich habe keine Leute, um selbst diejenigen wegzubringen, die dabei nicht umkommen würden.«
»Doch, die hast du jetzt«, erklärte eine Stimme an der Tür.
»Wer bist du?«, fragte Rachel den Offizier unter der Tür. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Herzer, aber das lag wohl hauptsächlich an der Rüstung des Legionärs und daran, wie er sie trug, so als ob fünfundzwanzig Kilo Metall bloß eine normale Uniform wären. Außerdem hatte sie das Gefühl, ihm schon einmal irgendwo begegnet zu sein.
»Sergeant Pedersen!«, sagte der Soldat auf der Pritsche erfreut, wenn auch mit schwacher Stimme.
»Du solltest auf meine Rangabzeichen sehen, Kalil«, mahnte der Neuankömmling und deutete auf seine Schulter.
»Wann haben die dich denn zum Lieutenant gemacht, Sir?«, fragte Kalil.
»Vor etwa drei Stunden«, sagte der Lieutenant, trat ein und streckte Rachel die Hand hin. »Dr. Ghorbani, Lieutenant Bue Pedersen …«
»Jetzt weiß ich, woher ich dich kenne«, sagte Rachel. »Du bist aus Raven’s Mill.«
»Ja, dort haben wir uns gelegentlich gesehen, aber ich war nicht sicher, ob du dich an mich erinnern würdest.«
»Du bist einer von Herzers Freunden«, fuhr sie fort.
»Na ja, sagen wir Kumpel«, grinste der Lieutenant. »Wir stehen uns nicht besonders nahe. Aber viel wichtiger ist, dass ich ein paar Leute mitgebracht habe, um die Verwundeten ins Lager zu bringen. Dort ist es nicht so hübsch wie im Lazarett, aber ein gutes Stück sicherer.«
»Es gibt einige …«, sie hielt inne und bedeutete Pedersen dann, dass sie ihn allein sprechen wollte. »Wir müssen das draußen besprechen.«
Sie führte ihn in die verlassene Schwesternstation und schüttelte den Kopf. »Die meisten von ihnen sind transportfähig, vorausgesetzt ihr habt Karren. Aber einige Patienten, und Kalil gehört dazu, würden die Verlegung nicht überleben. «
»Mich wundert, dass er überhaupt am Leben ist«, gab Pedersen zu. »Ich habe den Unfall gesehen; ich dachte, der sei erledigt. Du bist wirklich die Tochter deiner Mutter.«
»Tatsache ist jedenfalls«, sagte sie, ohne auf sein Lob einzugehen, »dass ihn bloß Klebstoff und Spucke zusammenhalten. Ich musste einen Teil seines Schädels entfernen und dafür eine Platte einsetzen. Wenn man ihn auf einem holprigen Karren ins Lager hinunterbringt und er dann all den Infektionen ausgesetzt ist, die in einem Lager nicht zu vermeiden sind, wird er nicht durchkommen.«
»Hier wird er auch nicht durchkommen«, wandte Pedersen
ein. »Der Neue Aufbruch hält sich nicht mit Nettigkeiten auf, zum Beispiel damit, verwundete Gefangene am Leben zu halten. Wenn sie nicht fit genug sind, dass man sie wandeln kann, kommen sie in ein Massengrab. Du kannst dann bloß darauf hoffen, dass sie dir wenigstens vorher die Kehle durchschneiden. Und außerdem gibt es durchaus ernst zu nehmende Gerüchte, dass sie nicht alle in Gräber kommen; die Gewandelten essen alles. Es gibt ein lokales Energienetz von den Solarnanniten. Kannst du nicht ein wenig
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