Die Nanokriege - Die Sturmflut
Heilenergie aufrufen und ihn wenigstens so weit herrichten, dass er transportfähig ist?«
»Leer«, erklärte Rachel und schüttelte den Kopf. »Um die Jahreszeit nimmt das Netz nicht viel Energie auf, und das Wenige habe ich verbraucht. Einschließlich der Reparatur am Schädel deines Soldaten.« Dass er mit Sicherheit gestorben wäre, wenn sie nicht die letzten Reste dazu benutzt hätte, die Blutung zu stillen, behielt sie für sich.
»Das Risiko müssen wir eingehen«, erklärte Pedersen. »Hier werden sie nicht überleben.«
»Wie lange noch, bis der Feind hier eintrifft?«, fragte sie und rieb sich müde das Gesicht.
»Allerhöchstens zwei Tage. Wir nehmen an, dass sie am Südende der Halbinsel an Land gehen und die Festung angreifen werden. Aber sie werden einzelne Einheiten um die Festung herum aussenden. Und eine davon wird mit Sicherheit hier auftauchen. Und wenn es dann so weit ist, kannst du nicht mehr in die Festung. Du müsstest dich dann landeinwärts zurückziehen. Ich weiß nicht, was du dort an Zufluchtsmöglichkeiten vorfinden wirst; es ist zwar eine weitere Legion unterwegs, aber die wird erst in zwei Wochen erwartet. Tarson und Harzburg sind die beiden nächstgelegenen Ortschaften, aber ich würde mich auf keine der beiden verlassen. Harzburg wird möglicherweise sogar zum Feind übergehen.«
»Die gehören aber doch zur Union«, protestierte Rachel.
»Dem Namen nach«, erklärte Pedersen. »Aber der Bürgermeister von Harzburg hat erklärt, er wolle Harzburg zur offenen Stadt erklären, falls der Neue Aufbruch so weit vorrückt. Das würde ich nicht gerade als ein beeindruckendes Loyalitätsbekenntnis ansehen.«
»Die sind verrückt. Dem Neuen Aufbruch ist doch völlig egal, ob sie eine ›offene Stadt‹ sind. Die werden trotzdem alles niederbrennen, sobald sie genug geplündert haben.«
»Darauf kannst du einen lassen«, sagte Pedersen und verzog dann das Gesicht. »Entschuldigung.«
»Das habe ich schon mal gehört«, grinste Rachel. »Hör zu: Sobald ihr alle evakuiert habt, die nach meiner Ansicht transportfähig sind, lasst ihr mir zwei Karren da. Wenn es so weit kommt, können wir die Restlichen aufladen und nach Tarson ziehen.«
»Warum Tarson?«, fragte der Lieutenant. »Die sind doch schon einmal zum Neuen Aufbruch übergegangen.«
»Nach allem, was ich von Herzer gehört habe, riskiere ich lieber die als Harzburg«, erwiderte Rachel. »Und in zwei weiteren Tagen wird vielleicht auch Kalil Barnhurst so weit sein, dass er die Reise möglicherweise übersteht.«
»Okay, Doktor«, sagte Pedersen sichtlich unbehaglich. »Aber pass auf deinen Hintern auf.«
»Das werde ich«, grinste Rachel. »Und auf den deiner Leute auch.« Sie hielt kurz inne und schüttelte dann den Kopf. »Es macht dir hoffentlich nichts aus, wenn ich sage, ich würde mir wünschen, Herzer wäre hier?«
»Nee«, knurrte Bue und zuckte die Achseln. »Das würde ich mir auch wünschen.«
Herzer fand Megan am Bug des Schiffes. Sie sah auf das Meer hinaus, und Baradur, jetzt mit einem Verband um den Kopf, kauerte am Ansatz des Bugspriets.
Die Hazhir hatte endlich eine Brise aufgefangen und glitt jetzt unter vollen Segeln über eine leichte See nach Südwesten.
»Ich dachte, du magst die Weiten nicht«, sagte Herzer, während er leise neben sie trat.
»Du großer Gott«, sagte Megan und schlang beide Hände um sich, als sie herumfuhr. »Hast du mir jetzt einen Schrecken eingejagt!«
»In dem Fall solltest du besser auf deine Umgebung achten«, meinte Herzer mit einem leichten Lächeln.
»Du klingst genau wie mein Vater«, sagte Megan ein wenig säuerlich, grinste aber dann. »Aber ich bin froh , dass du wie mein Vater klingst.« Sie drehte sich wieder um, sah erneut über die Wellen und fröstelte dabei leicht im kalten Wind. »Nein, ich mag auch keine weiten, offenen Räume. Aber ich muss mich wieder daran gewöhnen. Als ich in den Harem eingepfercht war … da hatte ich keinen sehnlicheren Wunsch, als die Welt draußen wieder zu sehen. Selbst diese schimmlige alte Burg der McClures war besser. Nicht einmal der Ritt durch die Moore hat mir etwas ausgemacht. Aber … das …« Sie schauderte und wandte sich ab.
»Auf See zu sein, das ist nicht jedermanns Sache«, meinte Herzer mit einem Achselzucken. »Ein weiterer Grund, weshalb es Flugdrachenreiter gibt, die man nicht für den Dienst auf See gebrauchen kann. Wenn du meinst, von hier unten wirkt es gewaltig, dann solltest du es einmal dort oben
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