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Die Nanokriege - Die Sturmflut

Die Nanokriege - Die Sturmflut

Titel: Die Nanokriege - Die Sturmflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John; Heinz Zwack Lit. Age. Franz; Ringo Vohwinkel
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hinunterrutschen, Sprosse für Sprosse« vorgekommen. Das war symbolisch für sein Leben. Wenn man zu gefährlich ist, um Soldat zu sein, andererseits zu viel Ehre im Leib hat, um Bandit zu werden, und noch dazu ein lausiger Farmer ist, blieb einem nicht viel anderes übrig, als »die Leiter hinunterzurutschen, Sprosse für Sprosse«. Das Einzige, was ihn davon abhielt, darüber nachzudenken, war,
wie viel Wein und Bier er sich als Wanderarbeiter leisten konnte.
    Sie hatten ihn in einer jämmerlichen Kaschemme gefunden, sternhagelvoll von schlechtem Wein und fast halb tot. Sie hatten ihn ausgenüchtert und dann angefangen, ihm Fragen zu stellen. Nach einer Weile war ihm klar geworden, dass er, wenn er die falschen Antworten gab, die Hütte, in die sie ihn geschleppt hatten, nicht lebend verlassen würde. Aber es waren die richtigen Antworten gewesen. Und deshalb hatte man ihm einen neuen Job gegeben. Einen, der bei weitem nicht so viel Spaß machte wie das Leben als Blood Lord, aber – und das war für ihn das Entscheidende – sie hatten ihm versprochen, dass er, wenn er sich ordentlich benahm und nach den Regeln spielte, gelegentlich eine Chance bekommen würde, Leute umzubringen. Die Kehrseite der Medaille war freilich, dass sie ihm auch eindeutig klar machten, es gebe andere wie ihn, die ihm einen Besuch abstatten würden, falls er sich daneben benahm. Und anschließend würde es dann keinen Brice Cruz mehr geben.
    Zuerst hatte er geglaubt, sie wären verrückt, als sie ihn nach Raven’s Mill zurückbrachten. Aber es war wirklich verblüffend, was es ausmachte, wenn man das Haar und die Hautfarbe änderte und sonst noch ein paar Dinge an seinem Gesicht tat. Niemandem war etwas aufgefallen. Und schließlich kannte er die Stadt und die Blood-Lord-Akademie wie seine Hosentasche. Er war schließlich schon dort gewesen, als die Hälfte der Gebäude noch gar nicht gestanden hatte. Und eine ganze Menge davon hatte er gebaut .
    Er hatte Arbeit in der Küche angenommen und einigermaßen gute Leistung gebracht. Nicht so gut, dass ihm das eine Beförderung eingetragen hätte, aber auch nicht so schlecht, dass sie Anlass gehabt hätten, ihn zu feuern. Und er hatte die Ohren offen gehalten. Von Zeit zu Zeit hatte er Informationen, die ihm zugeflogen waren, weitergegeben.
Nicht viel. Raven’s Mill war in vielerlei Hinsicht ein recht abgelegener Ort.
    Heute Morgen freilich war es anders. Der Kommandant hatte überraschend eine Inspektion angesagt. Und von einem der Wachleute aus dem Hauptquartier, der gerade Dienstschluss hatte, hatte er erfahren, dass Ratsfrau Sill und irgendein Untersekretär vom Kriegsministerium in Raven’s Mill waren. Eine überraschend angesetzte Inspektion war nichts Besonderes, der Kommandant war in der Hinsicht manchmal wirklich lästig. Aber wenn man die Inspektion mit dem Besuch in Verbindung brachte, bedeutete das, dass da irgendetwas im Busch war.
    Er warf einen Blick auf die Uhr und sah zum Fenster hinaus. Pünktlich wie immer.
    »Lös mich ab«, rief er einem der Hilfsköche zu. »Ich hab zu viel Kaffee getrunken.«
    Er ging zu den Latrinen und öffnete die Tür zur dritten Kabine.
    »Wir brauchen wirklich bessere Räumlichkeiten«, sagte er zu niemand Bestimmten.
    »Alles klar«, erwiderte eine Stimme aus der nächsten Kabine.
    »Ratsfrau Sill und ein Untersekretär vom Kriegsministerium sind im Hauptquartier«, sagte Cruz im Gesprächston. »Und es gibt eine Inspektion. Vielleicht eine kleine Vorführung für die beiden. Es herrscht ziemliche Unruhe.«
    »Das habe ich zum Teil schon gehört«, sagte seine Kontrolle mit harter Stimme. »Und wir haben ein Problem.«
    »Was denn?«, fragte Cruz und knöpfte sich die Hosen zu.
    »Du bekommst Arbeit«, sagte sein Führungsoffizier. »Und du musst gleich drangehen. Kommst du ins Hauptquartier rein?«
    »Mhm«, nickte Cruz. »Wenn ich wirklich muss.«
    »Du musst wirklich «, sagte die Stimme. »Jagdzeit.«

    »Im Hauptquartier ?«, fragte Cruz, bemüht, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen.
    »Im Hauptquartier. Jetzt. Es eilt.«
    »Ich kann nicht raus «, sagte Cruz leise, aber sichtlich verärgert.
    »Überlass das uns«, erwiderte der Kontrolloffizier. »Tu es einfach.«
    »Du tust dich leicht«, knurrte Cruz. »Du stehst nicht vor einem ganzen Platoon Schwerter!«
    »Das hat nichts zu sagen«, antwortete der Kontrolloffizier. »Es ist Jagdzeit. Du hast das Salz genommen. Aus dieser Organisation gibt es nur einen Weg nach draußen,

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