Die Nanokriege - Die Sturmflut
Daneh. »Seit wann?«
»Das bedeutet, dass jemand ihn als gefährlich ansieht«, erklärte Herzer. »Und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass es bei der Marine mehr als einen Offizier gibt, der nicht gerade begeistert von ihm ist, bezweifle ich doch, dass die hinter den Attentätern stecken.«
»Das läuft auf Sheidas alten Freund Chansa hinaus«, sinnierte Edmund. »Oder vielleicht auch Paul. So viel zur guten Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass nicht nur ich Leibwächter brauchen werde, sondern auch du, Rachel, und dieser junge Spritzer hier. Und deshalb ist bereits ein
Team Marineinfanteristen drüben im VIP-Quartier aufgezogen, und weitere sind unterwegs.«
»Ja, die würden sicherlich versuchen, durch uns an dich ranzukommen, nicht wahr?«, meinte Daneh leise.
»Ja, das würden sie«, erwiderte Edmund. »Rachel, ich rede ja hier ungern dienstlich, aber hältst du eine weitere lange Kutschenfahrt aus?«
»Wenn ich muss.« Sie nickte resigniert.
»Daneh, du wirst etwas für mich tun müssen«, fuhr Edmund fort. »Als Sonderbeauftragte für ärztliche Einrichtungen oder so etwas. Wenn die Flotte zurückkommt, möchte ich eine wesentlich bessere medizinische Versorgung als beim letzten Mal. Ich habe das nicht mit genügend Nachdruck betrieben. Das kannst du erledigen. Wir errichten einen weiteren Flottenstützpunkt in Balmoran, Rachel. Ich möchte, dass du dich dort um die ärztliche Versorgung kümmerst. Du wirst deiner Mutter berichten, anschließend dann sie mir. Falls wir wieder im Norden kämpfen, kann die Flotte schneller nach Balmoran kommen als hierher, das ist gut für die Verwundeten. Ich möchte, dass das Lazarett dort oben erstklassig ist. Okay?«
»Okay«, nickte Rachel. »Das lässt sich machen. Wenn ich das entsprechende Personal und die Mittel bekomme.«
»Die Mittel bekommst du, und wenn ich selbst in das verdammte Capitol gehen und die ausquetschen muss. Personal wirst du dir wahrscheinlich selbst heranziehen müssen«, antwortete Edmund. »Und du wirst dort nicht die Leitung haben, sondern nur meine Augen und Ohren sein. Wenn du Vorschläge hast und es schaffst, dass die dort in die Tat umgesetzt werden, dann tue das. Wenn es Probleme gibt, meldest du es Daneh. Verstanden?«
»Verstanden.«
»Okay, und jetzt wollen wir uns alle voll laufen lassen«, sagte Edmund, leerte sein Glas und zeigte es dem Kellner.
»Und was ist, wenn da noch mehr Attentäter sind?«, fragte Daneh.
»Honey, wenn wir in unser Quartier zurückgehen, werden wir von einem ganzen Platoon Marineinfanteristen umgeben sein«, erwiderte Edmund. »Chansa kommt unter diesen Umständen vielleicht trotzdem an mich ran, aber es wird ihn verdammt viel Mühe kosten.«
15
Herzer wusste nicht recht, ob er Van Krief oder sie ihn stützte, als sie schließlich bei seinem Zimmer angelangt waren. Mit Sicherheit wusste er hingegen, es war nicht gut, dass sie beide da waren, wo sie waren.
Er hatte an diesem Abend einige neue Erkenntnisse gewonnen. Zum Beispiel, dass Destrang und Tao beides Leichtgewichte waren. Oder dass Daneh, wenn sie angeheitert war, ständig aufstoßen musste. Dass Rachel einfach einschlief. Und dass Van Krief ungeahnte Mengen vertrug und eine gute Singstimme hatte. Zumindest klang sie gut, wenn sie betrunken war. Und sie kannte ein paar Lieder, die wirklich gut waren, wenn auch nicht für jede Art von Gesellschaft geeignet.
Dass Edmund noch mehr kannte, überraschte keinen. Aber Herzer war sehr wohl überrascht gewesen, dass er auch besser sang als die meisten. Bis zu diesem Abend hatte er sich Edmund nie als jemanden vorstellen können, der singen konnte. Brüllen ja, aber nicht singen. Alles neue Erkenntnisse für Herzer.
Aber das Problem mit der Tür hatte er immer noch. Und keine seiner neuen Erkenntnisse half ihm dabei.
»Stützt jetzt du mich oder ich dich?«, fragte Herzer, bemüht sehr deutlich zu sprechen.
»Ich denke …«, sagte Van Krief und runzelte die Stirn, »ich denke, wir stützen einander gegenseitig .«
»Ja, das denke ich auch«, sagte Herzer. Wenn sie sich
gegenseitig stützten, würden sie es nur bis zu einem Schlafzimmer schaffen. Und das war schlecht.
»Das ist schlecht«, murmelte er.
»Oh, das glaube ich nicht«, kicherte Van Krief.
»Das ist echt keine gute Idee«, sagte Herzer und öffnete die Tür. »Echt nicht gut. Ich … ich werde eben auf dem Boden schlafen oder so.«
»Das glaube ich nicht «, wiederholte Van Krief und kicherte wieder. Sie löste sich
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