Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
sterben, dachte er. Er hatte sich ausgemalt, einmal in der Schlacht zu sterben, an vorderster Front, bei der Verteidigung von Raven’s Mill. Aber das hier sah nicht gut aus. Er befand sich vor der vordersten Front. Wieder gab er seinem langsamer werdenden Pferd die Sporen, das die Anhöhe von Bellevue hinaufkletterte, in einen schmalen Hohlweg hinein. Und dann hörte er von vorne einen Schrei, dem bald weitere folgten.
Als er die Hügelkuppe erreicht hatte, sah er, dass einer der Kavalleristen am Boden lag und die beiden anderen zu Fuß gegen eine ganze Gruppe Feinde kämpften. Herzer wünschte sich jetzt, eine Lanze zu haben, zog jedoch in Ermangelung einer solchen das Schwert und preschte auf die Gruppe zu, stieß einen der Angreifer mit Diablo nieder und schlug auf den nächsten mit dem Schwert ein. Er hatte seinen Blood-Lord-Schild und das Schwert zurückgelassen und sich vor dem Verlassen von Raven’s Mill einen konventionellen Drachenschild und ein Langschwert von Baron Edmund geholt. Darüber war er jetzt froh; ein Kurzschwert
würde bei diesem Kampf ebenso wenig taugen wie seine Ausbildung als Blood Lord. Er würde sich an das erinnern müssen, was von seiner Arbeit mit dem Langschwert im Gedächtnis haften geblieben war.
Herzer zügelte das Pferd, brachte es zum Stehen und sah sich in dem engen Hohlweg um. Na schön. Er zog den Schild aus seiner Halterung am Sattel und schlug das Pferd mit der Flachseite des Schwertes auf den Rumpf. »HI, DIABLO«, rief er. »Lauf nach Hause!« Und dann griff er die Gruppe Infanterie an, schlug mit dem Langschwert um sich. Einer aus der Gruppe schwang seine Axt gegen ihn, aber er blockte den Schlag mit dem Schild ab, ohne nachzudenken, und schmetterte dann den stählernen Schildknauf gegen seinen Widersacher, während er einem anderen mit einem Schwerthieb den Schädel spaltete.
»LAUFT, IHR NARREN!«, brüllte er, als einer der beiden noch überlebenden Kavalleristen kehrtmachte, um ihm zu Hilfe zu kommen. »In die Stadt! Das ist ein Befehl !« Er schwang das Schwert gegen einen weiteren Feind und trat dann einen Schritt zurück, sodass die Felswand des Hohlwegs seinen Rücken schützte. Wahrscheinlich stammte der Weg noch aus den Tagen von Norau, und der Schutz, den er so fand, würde ihm gut tun. Wenn er es schaffte, diese drei zu erledigen, hatte er auch eine Chance gegen die Kavallerie. Wenn.
Zwei seiner Gegner hatten Speere, und einer davon hatte damit offenbar den verletzten Kavalleristen erledigt, denn der Speer war rot mit Blut beschmiert, und der dritte Feind schwang eine ziemlich primitive Axt. Einer der Speerträger griff ihn an, und Herzer fing den Stoß mit dem Schild auf und schlug dann mit dem Schwert auf den Schaft ein, als stünde er auf dem Übungsplatz. Zu seiner Überraschung zersplitterte der Schaft, und er stürzte sich vor und spießte den Speerträger mit dem Schwert auf.
Das war das erste Mal, dass er mit Absicht und im echten Kampf einen Menschen getötet hatte, und der Mann taumelte jammernd zurück, als ihm das Blut aus der Wunde schoss und man in dem Loch ein Stück seiner Eingeweide sehen konnte. Er hatte schwarzes Haar und einen grau melierten Bart. Sein Mund stand unter dem Bart offen, und während Herzer ihn wie fasziniert anstarrte, schien er zu erkennen, dass sein Leben zu Ende war. Sein Mund ging auf und zu, und dann sackte er zu Boden.
Einen Augenblick lang zögerte Herzer, aber als der dritte Mann mit der Kriegsaxt zuschlug, setzte wieder ein, was er gelernt hatte: Er blockte den Schlag mit dem Schild ab und sprang dann auf den Axtkämpfer zu, während der zweite Speerträger, der mit dem Blut des Kavalleristen am Speer, ihn von der Seite aufzuspießen versuchte.
Die Speerspitze glitt von den Platten seiner Rüstung ab, rutschte aber in ein Gelenk an der Seite und ritzte deshalb den Stoff darunter an.
Herzer entfuhr ein Grunzlaut, doch dann schlug er erneut zu und hieb den Schaft dicht hinter der Spitze ab. Gleich darauf sprang er zurück auf den Axtkämpfer, der von dem Stoß mit dem Schild immer noch benommen war, und erledigte ihn mit einem Streich quer über die Kehle. Somit war nur noch der Speerträger übrig, der aber kehrtmachte und wegrannte.
Herzer hob die Axt auf und wog sie in seiner Hand, zuckte dann die Achseln und schleuderte sie, so sorgfältig ihm das möglich war, nach dem Speerträger. Dass die Waffe den Fliehenden zwischen den Schulterblättern traf und ihn in den Staub warf, war wohl eher seinem Glück
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