Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
den ständigen Übungsmärschen in der Region mit solchem Gelände vertraut und hatte mit den jeweiligen Hindernissen keine großen Probleme, schaffte die Felsrutsche weg und sicherte die Stellen, wo die Straße weggespült worden war. Trotzdem brauchten sie den ganzen Tag, um den Gipfel des Berges zu erreichen, und Baron Edmund war damit sichtlich unzufrieden. Weder mittags noch abends gab es eine warme Mahlzeit, und sie marschierten bis tief in die Nacht hinein. Der Baron erlaubte keine Fackeln, und da der Himmel sich überzogen hatte, war der Weg am Berggipfel entlang der reinste Albtraum. Herzer war sich nicht sicher, wie spät es war, als Talbot schließlich anhalten ließ, aber als er das tat, musterte er die Wachen und kroch dann unter seine Pelzdecke, diesmal ohne seine Rüstung abzulegen, und war bereits so gut wie eingeschlafen, ehe er auf dem Boden lag.
Am nächsten Morgen waren sie vor Morgendämmerung auf den Beinen und setzten den Marsch fort; dabei erhaschten sie nur gelegentlich durch die Bäume einen kurzen Blick auf die Täler zu beiden Seiten. Es gab wenig zu sehen – diese Partie des Shenan war fast völlig unbewohnt – bis ziemlich spät am Tag, als sie sich dem äußersten Ende des Berges näherten. Der Bergkamm, an dem sie entlanggezogen waren, hatte in die Höhe geführt, und als sie sich dem Gipfel näherten, konnten sie tief unten im Tal
auf der Westseite des Berges eine große Streitmacht sehen, die sich langsam in nördlicher Richtung bewegte.
Gelegentlich hatten sie die Überreste alter Straßen überquert, und an einer davon, die nur noch mit Mühe zu erkennen war, blieb Edmund stehen und besprach sich mit Gunny.
»Anhalten«, rief Gunny. »Lager aufschlagen.«
Sie stellten ihre Waffen zusammen und begannen mit den Vorbereitungen für ein befestigtes Lager. Zuerst fingen die Dekurien und Bogenschützen mit den Gräben und Palisaden an, während die anderen Gruppen Bäume fällten, um das Schussfeld freizulegen. Das Lager befand sich am höchsten Punkt des Weges, mit dem Tor an der abgelegenen Seite und einem schmalen Durchgang zum Gipfel.
Während der Arbeiten hatte sich Baron Edmund auf einer kleinen Hügelkuppe im Süden aufgehalten, und als der Nachmittag allmählich zu Ende ging, nickte er plötzlich zufrieden und hob einen kleinen Spiegel, mit dem er die letzten Sonnenstrahlen einfing. Dann ging er zu dem fast fertig gestellten Lager hinunter und sah sich um.
»Gunny, lass eine Dekurie im Lager. Die anderen drei Gruppen und die Bogenschützen folgen mir.«
»Yes, Mylord«, antwortete der Gunny. »Erste, Dritte, Vierte, fertigmachen zum Abzug.«
»Was soll das jetzt wieder?«, murmelte Cruz, als die müden und verdreckten Soldaten anfingen, ihre Waffen zu holen. Sie hatten den Feind eine Weile unten im Tal in nördlicher Richtung ziehen sehen, allerdings nur, wenn sie am unteren Teil des Abhangs gearbeitet hatten.
»Tu einfach, was man dir befohlen hat, Cruz«, empfahl Herzer und nahm seine Speere und den Rucksack.
»Nehmt die Helme ab und legt eure Umhänge um«, befahl Edmund, als sie marschbereit waren. Er selbst hatte
das bereits getan. »Ich möchte nicht, dass man Rüstungen glitzern sieht.«
Darüber dachte Herzer nach, als sie durch den Hohlweg nach unten zogen, und lächelte. Der Berg war sehr hoch, und in Luftlinie betrug der Abstand zum Feind mindestens sechs Kilometer. Er hatte bereits festgestellt, dass man die Truppen im Tal nur dann sehen konnte, wenn irgendwo Metall aufblitzte, man einen Ochsenkarren sah oder sie am Nachmittag Feuer machten. Die Gruppe Bogenschützen und Infanterie, die jetzt in ihren unauffälligen grauen Umhängen den Berg hinunterzog, würde für den Feind in der Tiefe so gut wie unsichtbar sein.
Sie rutschten und glitten den Berg hinunter, während die Sonne unterging und die Dämmerung langsam in schwarze Nacht überging. Die Wolken hatten sich nach einem spärlichen Regenfall aufgelöst, und die Halbmondscheibe lieferte gerade genug Licht, dass sie ihren Weg sehen konnten. Sie folgten dem Pfad fast bis zum Ansatz des Berges, wo es ein kleines, etwa sechzig Meter breites Plateau gab, und blieben stehen. Der Baron rief Herzer und McGibbon zu sich an den Rand des Plateaus.
»Herzer, McGibbon, reicht euch das Licht, um leichte Verteidigungsstellungen zu bauen?«, fragte Edmund.
»Jawohl, Sir«, flüsterte Herzer. »Aber bloß einen Graben; um Bäume zu fällen, reicht das Licht nicht.«
»Du brauchst nicht zu flüstern, Herzer«,
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