Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
›einem Mann, der so tief in der Vergangenheit steckt, dass er an seinen lateinischen Namen ein saurus angehängt hat‹, um dir Hilfe zu holen?«, fragte er.
»Ja, Edmund, ich bin zu dir gekommen.« Sie zögerte einen Augenblick lang unschlüssig und fuhr dann fort. »Ich bin aus mehreren Gründen zu dir gekommen. Einer davon ist: Du steckst so tief in der Vergangenheit, dass du sie verstehst , und das … das Problem, auf das ich gestoßen bin, hat sich seit beinahe zweitausend Jahren nicht mehr gestellt. Außerdem bin ich zu dir gekommen, weil du ein guter Stratege bist, ich kenne keinen Besseren. Und zu guter Letzt bin ich zu dir gekommen, weil du … weil du mein Freund bist. Du gehörst zur Familie. Ich vertraue dir.«
»Danke«, sagte er und blickte dabei ins Feuer. »Ich hatte schon angefangen … ich habe mich in letzter Zeit gefragt, ob es überhaupt noch jemanden gibt, der sich an meine Existenz erinnert .«
»Das tun wir doch alle«, sagte Sheida. »Dich zu vergessen ist gar nicht so leicht. Und mit dir zu leben auch nicht, aber das ist ein anderes Thema.
Ich muss dich bitten, mir dein Wort darauf zu geben, dass du über alles, was ich jetzt mit dir besprechen werde, Stillschweigen bewahren wirst. Es ist … ich bin mir nicht sicher, ob das, was da meiner Ansicht nach vor sich geht, tatsächlich Realität ist. Es könnte durchaus auch sein, dass ich auf meine alten Tage paranoid werde …«
»Paranoia ist nichts Schlechtes«, meinte Edmund und zuckte die Achseln. »Das Problem ist nur, wenn man nicht mehr zwischen Realität und Fantasie unterscheiden kann.«
»Na ja, dann würde ich mir wünschen, dass das Fantasie wäre«, seufzte sie. »Kennst du Paul Bowman?«
»Nicht persönlich, aber ich habe von ihm gehört«, sagte Edmund und setzte sich so zurecht, dass er sie dabei ansehen konnte. »Ich glaube nicht, dass wir uns je persönlich begegnet sind , wenn du das meinst.«
»Ich glaube, dass Paul dabei ist, einen … na ja, mir fällt kein anderer Ausdruck ein als ›Coup‹ … dass er im Begriff ist, einen Coup zu planen.«
Rachel hatte Donna Forsceen über Marguerite kennen gelernt und fand sie äußerst unsympathisch. Das Mädchen hatte nichts anderes im Kopf als die neueste Mode und sah nach all dem Sculpting aus wie ein Junge. Deshalb wechselte sie auch nur wenige Worte mit ihr und ging dann ans Büfett. Nach einem Blick darauf stöhnte sie. Was da angeboten wurde, fiel in zwei Kategorien – das übliche übertrieben gewürzte und extrem scharfe Zeug, das zurzeit ›in‹ war, und ein ganzes Sortiment Schokoladenkonfekt. Sie hielt nicht viel von dem augenblicklichen Trend, der da »so scharf wie möglich« lautete, und wenn sie sich nur an die Schokolade hielt, würde sie davon wahrscheinlich fünf Kilo zunehmen und noch dazu alles an den falschen Stellen. Sobald sie achtzehn war, würde sie sich ohnehin auf Zahnstocherformat sculpten lassen, ganz gleich, was ihre Mutter davon hielt, und würde diesen Zustand dann auch sichern lassen.
»Rachel! Rachel Ghorbani? Wer glaubst du, dass das ist?«
Die Stimme war hoch und quiekte ein wenig; sie kam von einem Einhorn, etwa so groß wie ein kleines Pony. Rachel nahm ein Stück Protein, das ein wenig wie Schweinefleisch schmeckte, erinnerte sich unwillkürlich an das eine Mal, wo ihr Vater sie dazu gebracht hatte, Opossum zu essen, und musterte die Kreatur verblüfft. Das Einhorn war natürlich strahlend weiß – sie hatte in dieser Hinsicht noch nie viel Fantasie erkennen können –, hatte goldene Hufe und ein ebensolches Horn und strahlend blaue Augen.
»Sehr, ähm …« Sie hielt inne. »Barb, bist du das?«
»Ja! Gefällt es dir?«
Barb Branson hatte nicht gerade zu den intelligentesten Mädchen ihres Jahrgangs gehört, als sie angefangen hatte, einen Wandel nach dem anderen an sich vornehmen zu lassen. Normalerweise stellte ein Wandel keine echte Bedrohung der Persönlichkeit oder der Intelligenzintegration dar, doch was Barb anging, schien dieses »normalerweise« keine Gültigkeit zu haben; Rachel war jedenfalls überzeugt, dass Barb mit jeder Wandlung dümmer wurde.
»Sehr hübsch, Barb«, erwiderte Rachel. »Sehr … sehr einhörnisch.«
»Weil ich doch ein Einhorn bin , Dummerchen!«, zwitscherte das Mädchen und drehte dabei eine Art Pirouette. »Ich liiiiebe das! Oh, da ist Donna! Ich wette, die dreht durch!«
»Ganz sicher wird sie das«, erwiderte Rachel und seufzte dann tief, als Barb davontrottete. »Ich
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